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SMARTe Ziele setzen – alter Hut oder goldene Regel?

28Nov2016
5 min
pfeile

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

# SMART Ziele

 

Ziele zu setzen und zu verfolgen sind wesentlich für das erfolgreiche Führen eines Unternehmens. Gleiches gilt wohl auch für das Führen von Mitarbeitern und letztlich auch für „Selbstführung“ im Sinne der eigenen Handlungseffektivität. Kaum eine Eselsbrücke hat sich dabei so in den Köpfen festgesetzt wie „SMARTE Ziele setzen“. Aber … wenn das so einfach wäre, warum gibt es dann in Unternehmen statt Smart-Ziele so viele unkonkrete Ziele?

SMARTE Ziele setzen – wer hat diesen Rat nicht schon mal gehört. Es gibt wohl nur wenige Abkürzungen bzw. Akronyme, die so breite Bekanntheit erlangt haben wie „SMARTE Ziele“ zu formulieren. SMART ist dabei eine Eselsbrücke, die für fünf zentrale Qualitäten von Zielen steht:

  • S…spezifisch: Ziele müssen eindeutig definiert sein (nicht vage, sondern so präzise wie möglich).
  • M…messsbar: Ziele müssen messbar bzw. überprüfbar.
  • A…akzeptiert:  Ziele müssen von den Empfängern akzeptiert sein
  • R…realistisch:  Ziele müssen machbar sein
  • T…terminiert: zu jedem Ziel gehört eine klare Terminvorgabe, bis wann das Ziel erreicht sein muss.

SMARTe Ziele: die Wurzeln

Fast jeder kennt SMART als Kurzformel. Aber kaum einer weiß, wo dieser Begriff eigentlich herkommt. Und nein: es ist kein neuer Begriff, er hat Historie und geht zumindest 50 Jahre zurück. 1968 hat der Wissenschafter David Locke einen Artikel verfasst mit dem Titel „Toward a Theory of Task Motivation and Incentives“. In seinen Ausführungen geht Locke darauf ein, dass die Art und Weise wie Ziele ausformuliert werden, einen wesentlichen Teilbeitrag für die Motivation von Menschen und die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung leisten.
Dieser Gedanke wird dann 1981 von George Doran in seinem Artikel „There’s a S.M.A.R.T. way to write management’s goals and objectives“ auf den Punkt gebracht. Er formuliert dezidierte Qualitätskriterien für Ziele aus und verpackt diese in eine einfache Formel. Er bezieht sich dabei v.a. auf den Konkretheitsgrad von Zielen und hält fest, dass Ziele per se niemals unscharf sein dürften. Spätestens an diesem Punkt wurde die SMART-Formel populär und hielt Einzug in der breiten Literatur.

SMARTE Ziele setzen

Werfen wir einen gemeinsamen Blick darauf, was im Detail hinter diesen Buchstaben der SMART-Ziele steckt.

  • Spezifisch
    Oft ist es verlockend, sich nicht allzusehr festzulegen, Ziele nicht zu genau zu formulieren. Ein Ziel aber ist niemals ein vager Wunsch: ein Ziel ist immer konkret, eindeutig und ohne Interpretationsspielraum formuliert. Ziele sollten dabei immer positiv formuliert sein. Negative Zielformulierungen und Zielbilder zeigen deutlich weniger motivationale Wirkung als positive Zielbilder. Sie wollen mehr Erholung, nicht bloß weniger Stress. Spezifisch steht für mich persönlich auch für die Konkretisierung des möglichen Vorgehens, zumindest aber des 1. Schrittes.
  • Messbar
    Ziele sollten immer die eigene Überprüfbarkeit explizit oder implizit beinhalten. Denn schließlich sollte es immer widerspruchsfrei überprüfbar sein, ob ein Ziel erreicht wurde oder nicht. Wenn ein Ziel nicht messbar erscheint, dann wurde es meist noch nicht spezifisch genug definiert. Handelt es sich um quantitative Ziele, fällt es oft leichter. Bei qualitativen Zielen gilt es ebenso qualitative Indikatoren zu finden: Wann wissen Sie, dass Ihre Kunden mit Ihnen zufriedener sind? Machen Sie dies an Ihrer nächsten Kundenbefragung fest oder an der Weiterempfehlungsrate?
  • Akzeptiert
    Für mich persönlich ist „akzeptiert“ der am meisten unterschätzt Punkt dieser Abkürzung. Aber gerade beim Arbeiten im Team ist der Aspekt der Akzeptanz besonders wichtig. Es müssen nicht nur konkrete, messbare Zielbilder sein, diese müssen auch Zugkraft besitzen und müssen für die an der Zielerreichung beteiligten widerspruchsfrei sein.
  • Realistisch
    Ziele sollten ambitioniert sein und ein gewisses Anspruchsniveau besitzen. Sie sollten aber dennoch realistisch sein und nicht überfordern oder sogar vom Start weg frustrieren. Dies hat verschiedene Teilaspekte. Zum einen ist „realistisch“ eine Frage der Wegbeschreibung zum Ziel; es bricht das große Ziel in kleinere Schritte herunter und macht das Ziel erst bewältigbar. Bei längerfristigen Zielen sind entsprechende Meilensteine und Zwischenziele einzuplanen. Zum anderen ist „realistisch“ auch die Grundbedingung von „Akzeptanz“. Sie sehen: alles hängt zusammen. „R“ steht für mich dem Dritten für „Ressourcen“ und die Frage, ob das Ziel auch mit entsprechenden Mitteln ausgestattet werden kann. Wer tut es? Was brauchen wir dazu?
  • Terminiert
    Zu Zielen gehören immer auch eindeutige Zeitangaben hinsichtlich Dauer, eingeplanter Meilensteine und Enddaten. Bis wann wird welches Teilziel erreicht sein? Bis wann wollen wir es erreicht haben?

Beispiele für Zielsetzungen

 

Weniger SMARTE Ziele

 

SMARTE Zielformulierungen
  • Ich möchte weniger wiegen.
  • Ich werde bis Ende des Jahres 10 kg Fettmasse abbauen und 5kg Muskelmasse aufbauen.

 

  • Hr. Huber soll sich in seinem Fachgebiet als Experte positionieren.
  • Hr. Huber soll sich im Bereich Suchmaschinenoptimierung als interner und externer Experte positionieren. Dies umfasst
  • intern: Die Überarbeitung der WIKI-Artikel im Intranet bis Ende Mai sowie das abhalten einer internen Schulung (4-8h) für Mitarbeiter der Nachbarabteilung bis Ende des Jahres.
  • extern: Die Teilnahme als Referent auf 2 Expertenforen bis Ende des Jahres.

 

  • Wir wollen den Neukundenanteil erhöhen.
  • Wir wollen im nächsten Jahr mehr Neukunden auf zwei Ebenen akquirieren:
  • Der Umsatz von Neukunden am Gesamtjahresumsatz soll bis Jahresende bei >20% liegen.
  • Wir wollen dabei zumindest einen Neukunden pro Monat generieren, unabhängig vom Einzelvolumen.

 

  • Ich möchte hier bald kündigen.
  • Ich möchte mir bis 31.8. einen neuen Job suchen. Um das zu erreichen muss
  1. mein Lebenslauf in den nächsten 10 Tagen aktualisiert sein.
  2. 1x wöchentlich karriere.at durchsucht werden.
  3. ich die offenen arbeitsrechtlichen Fragen mit einem Experten klären.

Simpel aber nicht einfach

Sind SMARTe Ziele ein alter Hut? Kann sein, aber auch alte Hüte schützen bei schlechtem Wetter! Die SMART-Formel beschreibt zentrale Qualitäten. Die Formel klingt einfach. Per se ist diese auch einfach, und dennoch krankt es im Unternehmensalltag oft daran (ebenso wie bei privaten Zielen). Wenn jeder SMART denken würde, gäbe es mit Sicherheit nicht so viele unmotivierende und nie erreichte Unternehmensziele, Projektziele oder Zielvereinbarungen in Mitarbeitergesprächen. SMART ist kein Allheilmittel, aber es ist ein Ansatzpunkt, ein Fundament, auf dem Ziele aufbauen können. Auch gehören Ziele je nach Zielgebiet und Einsatzzweck ggf. sogar noch darüber hinausgehend detailliert.

Was ist aber das Schwierige daran? Ich befürchte es ist eine Kombination aus Bequemlichkeit (Ich will jetzt nicht konkret darüber nachdenken), Unsicherheit (Ich halte es lieber noch offen, dann bin ich flexibler) und Selbstbetrug (wenn ich es nicht konkret formulieren, dann erreiche ich es auch immer irgendwie). Machen Sie doch mal das Selbstexperiment und halten es die nächsten 7 Tage durch sich nur SMARTE-Ziele zu setzen und bei Zielen die Sie hören nach zu bohren bis diese SMART erscheinen. Top die Wette gilt!


Lesetipps

  • George Doran: There’s a S.M.A.R.T. way to write managements’s goals and objectives.

SMARTe Ziele setzen – alter Hut oder goldene Regel?

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