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Personalberater – Freund und Helfer?

17Nov2010
3 min
HRweb

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Sonja K. versteht die Welt nicht mehr. In den vergangenen 14 Tagen wurde sie von einem Headhunter nach allen Regeln der Kunst für eine interessante Position in einem internationalen Konzern umgarnt. Sie führte Interviews, flog als eine der 3 letzten Kandidaten in die Konzernzentrale nach London und wurde täglich über den Stand der Dinge informiert. Doch plötzlich – nichts mehr – kein Anruf, kein Email – der Kontakt des Headhunters wurde komplett abgebrochen.

 

Nach einigen Tagen Funkstille sucht Sonja K. den Kontakt zum Personalberater. Zunächst wird sie vertröstet, der Kollege sei gerade in einem Gespräch, er wird sie zurückrufen. Ein weiterer Tag vergeht – nichts. Sonja K. versucht nochmals den Headhunter zu kontaktieren, leider ist er im Moment nicht im Büro, wird ihr mitgeteilt. Am nächsten Tag findet Sonja eine kurze Email des Headhunters – leider hat sich das Unternehmen für einen anderen Kandidaten entschieden, man wünsche ihr alles Gute für die Zukunft. Keine Angaben über die möglichen Gründe, geschweige denn eine persönliche Kontaktaufnahme, wie dies üblich wäre – fallengelassen wie eine heiße Kartoffel.

Sonja K. hat die Wirtschaftuniversität mit einem Magister Titel abgeschlossen, post-graduate einen MBA in den USA gemacht und kann einen wirklich beindruckenden Lebenslauf vorweisen. Personalberater der renommiertesten Beratungsunternehmen kontaktieren sie regelmäßig um ihr neue Herausforderungen schmackhaft zu machen. Sonja K. ist wirtschaftlich gesehen eine äußerst lukrative „Human Ressource“, schade, das eben diese Tatsache von Personalberater völlig übersehen wird, denn Fälle wie der oben beschriebene sind leider nicht die Ausnahme sondern die Regel. In wirtschaftlich turbulenten Zeiten wie Heute wo auch Personalberatungen ums Überleben kämpfen und Konkurse und Jobreduktionen an der Tagesordnung stehen, werfen manche Berater all ihre Grundsätze über Board.

 

Profitcenter Personalberater

Will man die Gründe für diese Vorgehensweise verstehen, muss man wissen, dass Personalberater Profitcenter sind. Sobald sich ein Unternehmen für einen Kandidaten entschieden hat, ist das Projekt für den Berater abgeschlossen, er kann und muss sich, teilweise aus Umsatzdruck, um das nächste Projekt kümmern. Dass dabei jene Kandidaten die auf der Strecke geblieben sind, nicht mehr interessant bzw. wichtig sind, ist vielleicht verständlich aber ziemlich kurzsichtig gedacht. Kandidaten die sich wie Sonja K. schlecht behandelt fühlen teilen ihre Erfahrungen auch anderen mit (1:10 Regel!), im schlimmsten Fall erklimmen sie im Laufe ihrer Laufbahn jene Positionen die darüber entscheiden mit welchem Beratungsunternehmen zusammengearbeitet wird. In beiden Fällen keine gute Ausgangsposition für Headhuntingunternehmen. Spinnen wir den Faden gedanklich weiter so kann ein sorgloser Umgang mit abgelehnten Kandidaten langfristig gesehen sogar einen enormen wirtschaftlichen Schaden für den Personalberater hervorrufen. Bedenkt man das diese der erste Eindruck ihres Auftraggebers sind, kann man schon fast von Fahrlässig sprechen.

 

Human Ressource – das Kapital der Headhunter

Wirtschaftlich gesehen sind Kandidaten das Kapital des Headhunters in vielerlei Hinsicht. Zunächst kennt der Berater den Kandidaten bereits und kann ihn bei einem ähnlichen Auftrag mit gutem Gewissen empfehlen – die Besetzungszeit wird dadurch möglicherweise halbiert – dies wiederum hilft dem Berater rascher seine Umsatzziele zu erreichen…deshalb tun Personalberater gut daran bei Kandidaten zumindest jene Umgangsformen zu wahren die in der Geschäftswelt gelten. D.h. bei Absagen persönlich zum Telefon zu greifen und dem Kandidaten die unangenehme Nachricht mitzuteilen und zusätzlich die Möglichkeit zu geben sich zu verbessern – denn möglicherweise hilft gerade dieses Feedback dabei den Kandidaten beim nächsten Mal als Human Ressource besser zu verkaufen.

Personalberater – Freund und Helfer?

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