Das frische Magazin
für Human Resources
Mayerhofer-Trajkovski

Ist ein gesund-schrumpfen des MBA-Marktes in Sicht?

01Feb2011
4 min
mba-oesterreich_wien_mba-titel_mba-studium

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Bereits vor 10 Jahren wurde postuliert „Der österreichische MBA-Markt wird sich gesund-schrumpfen, nur die großen und starken Anbieter werden sich behaupten können.“

Seither hat sich viel getan: der MBA-Titel

  • hat weitreichende Bekanntheit erreicht,
  • wird heute von weit mehr Interessenten nachgefragt als noch vor 10 Jahren,
  • wird durch ein breiteres Spektrum an Studiengängen erreicht werden, die teilweise sehr spezialisiert sind und
  • kann mittlerweile in Österreich auch – mit geringem finanziellen Aufwand – an öffentlichen Universitäten erreicht werden.

Eva Selan sah sich für das HRweb am österreichischen privaten MBA-Markt um. Mit der jahrealten Prophezeiung „Der österreichische MBA-Markt wird sich gesund-schrumfpen, nur die großen und starken Anbieter werden sich behaupten können“ im Gepäck bat sie Experten zum Gespräch.

Dieser Artikel bezieht sich ausschließlich auf den privaten Anbieter-Markt von MBA-Programmen, nicht eingegangen wird auf die breite Masse an Master-Studiengängen an öffentlichen Universitäten.

Wie hat sich der österreichische MBA-Markt Ihrer Meinung nach tatsächlich entwickelt in den letzten 5-10 Jahren?

Univ.-Prof. (PEF) Dr. Karl Zehetner (PEF Privatuniversität): Fakt ist, dass die Zahl der Anbieter in den letzten 10 Jahren gestiegen ist.

Dr. Wolfgang Reiger (IfM – Institut für Management): Aus Sicht des IfM hat sich der MBA-Markt anhaltend positiv entwickelt. Dies bestätigen auch die steigenden Teilnehmerzahlen.

Univ.Prof. Dr. Dr. Bodo B. Schlegelmilch (WU Executive Academy): Im internationalen Vergleich ist die Gruppe jener MBA-Anbieter auf dem österreichischen Markt, die mit den führenden europäischen Business School mithalten kann, sehr überschaubar. Zwar gibt es knapp über 50 Programme, die als MBA bezeichnet werden, doch nur wenige davon erfüllen internationale Qualitätsstandards. Viele der nationalen Anbieter sind von mehr als zweifelhafter Qualität. Oft handelt es sich um unetikettierte Master-Studiengänge oder sogar nichts anderes als mehrere Wochen dauernde Weiterbildungskurse. Ich bin bei vielen Angeboten skeptisch, vor allem, wenn es keine Akkreditierung gibt. Nur etwa die Hälfte der in Österreich angebotenen Programme ist FIBAA akkreditiert. Die WU Executive Academy ist der einzige Anbieter in Österreich, der über sowohl EQUIS als auch AMBA Akkreditierung verfügt. Aus diesem Grund möchte sich die WU Executive Academy bewusst vom Mitbewerb absetzen, indem wir klar auf Qualität setzen, die sich durch die gewissenhafte Auswahl von geeigneten Studierenden mit passender Berufserfahrung auszeichnet, sowie durch die Beauftragung renommierter WU-Professoren und internationaler Vortragender. Wir gehen bewusst den Weg der internationalen Akkreditierung und erreichen regelmäßig Top-Platzierungen in führenden internationalen Rankings.

o. Univ. Prof. Dr. Hubert Biedermann (Montanuniversität Leoben): Es gibt so viele Anbieter wie nie zuvor. Das Level sinkt leider bei vielen Anbietern, aufgenommen wird vielfach Publikum ohne hohe Basisausbildung.

Dr. Martin Stieger (wwedu – world wide education GmbH): Der Markt ist förmlich explodiert, von der Zahl der Anbieter her, aber auch von der Zahl der Interessenten her. Akademische Weiterbildung trägt dem Umstand Rechnung, dass eine stetig wachsende Zahl von Erwachsenen auch einen qualitativ hochwertigen Nachweis haben möchte, wenn man eine umfassende und oft auch teure Weiterbildungsmaßnahme absolviert hat.

Dr. Gerhard Aumayr (SMBS – University of Salzburg Business School): Aufgrund der Regelung der Lehrgänge mit universitärem Charakter gibt es in Österreich ebenso viele Anbieter an postgradualen Ausbildungen wie in Deutschland. Österreich wird im Ausland wegen dieser Regelung belächelt.

Ich würde daher nie ein Programm ohne Universität absolvieren. Nur die Universität im Rücken plus eine Akkreditierung durch anerkannte internationale Stellen wie FIBAA, Equis oder AACSB sichern die Qualität der Lehre plus der internationalen Anerkennung des erworbenen Titels.

Viel ist versprochen worden, wenig hat sich getan. Die Fristen wurden verlängert und der Interessent steht nach wie vor einer Unzahl an Anbietern gegenüber. Die Vergleichbarkeit der Ausbildungen ist auf Grund der fehlenden Vereinheitlichung der Kriterien schwer bis kaum möglich: Fernstudium vs. Präsenzunterricht, Privatanbieter vs. FH und Universität, internationale Kooperationspartner vs. Zugriff auf Fakultäten, anonymisierter Vorlesungsbesuch vs. homogener Klassen usw. Rankings gewichten diese Faktoren unterschiedlich und die Befragungserhebung der Zielgruppen ist nicht immer klar nach zu vollziehen.

Wie werden sich die nächsten 5-10 Jahre gestalten?

Stieger (wwedu): An sich wird die Nachfrage steigen, das Angebot wird aber sicher schwächer, da ja die Frau Wissenschaftsministerin die Lehrgänge universitären Charakters auslaufen lässt und daher nach dem 31.12.2012 wohl ein gutes Drittel der Anbieter wegfällt.

Biedermann (Montanuniversität): Die Tendenz an Anbietern wird wieder zurückgehen, der Markt wird sich anbieterseitig bereinigen.

Aumayr (SMBS): Eine Vereinfachung und Vereinheitlichung der Anbieterstruktur ist dringend notwendig. Akkreditierungen werden wichtiger und Privatanbieter werden Kooperationen mit Universitäten suchen: Da werden dann wieder die Vergleichbarkeitskriterien interessant und Leistungs-Transparenz wird entscheidend.

Zehetner (PEF): Deutlich absehbar ist das Auseinanderdriften in einen preis- und einen leistungsdifferenzierten Teilmarkt. Preiswerte MBAs, die mit straffer Organisation, Standardisierung, günstigen externen Lektoren und größeren Klassen eine Art abgespecktes BWL-Studium anbieten, werden zahlreicher sein. Daneben wird es weiterhin einige Anbieter geben, die auf intensive Betreuung, wissenschaftliche Fundierung, hohe Praxisrelevanz und Persönlichkeitsentwicklung setzen und dabei Inhalte vermitteln, die man sich nicht ohnehin auch auf Wikipedia zusammensuchen kann.

Schlegelmilch (WU Executive Academy): Wir wollen unseren Qualitätsstandard weiter heben und uns vor allem geographisch ausweiten. Schon jetzt organisieren wir erfolgreiche Programme in Deutschland, Rumänien und Italien, ich könnte mir durchaus vorstellen, dass bald andere Länder, etwa aus der CEE-Region, dazukommen. Und genauso wollen wir vermehrt ausländische Teilnehmer nach Wien bringen.

Die Gesprächspartner

„Ist ein gesund-schrumpfen des MBA-Marktes in Sicht?“

Univ.-Prof. (PEF) Dr. Karl Zehetner

Univ.-Prof. (PEF) Dr. Karl Zehetner

Akademischer Leiter, Wissenschaftlicher Leiter des Studienganges „MBA Intra- and Entrepreneurship“

PEF Privatuniversität für Management

Dr. Wolfgang Reiger

Dr. Wolfgang Reiger

Geschäftsführer

IfM – Institut für Management

Foto: © Petra Spiola

Univ.Prof. Dr. Dr. Bodo B. Schlegelmilch

Dean

WU Executive Academy

Dr. Gerhard Aumayr

Dr. Gerhard Aumayr

Mitglied der Geschäftsführung

SMBS – University of Salzburg Business School

o. Univ. Prof. Dr. Hubert Biedermann

o. Univ. Prof. Dr. Hubert Biedermann

Lehrgangsleitung MBA Generic Management

Montanuniversität Leben

Dr. Martin Stieger

Dr. Martin Stieger

Studienleiter

Wwedu – world wide education GmbH

 

Ist ein gesund-schrumpfen des MBA-Marktes in Sicht?

Schlagwörter:

Teilen:

Ähnliche Beiträge