Anm.d.Chef-Red.: Die Frage „Was hat dieser Artikel mit HR zu tun?“ beantworte ich mit einer ausschweifenden Handbewegung und einem breiten angelegten „Work-Life-Balance, betriebliche Gesundheit, …“
Was haben Sie heute gegessen? Nähren Sie damit Ihren Körper? Welche Effekte hat die tägliche Wahl Ihres Essens auf Sie und die Welt? Eine Nachlese zum aktuellen Buch „Peace Food“ des Ganzheitsmediziners und Bestsellerautors Dr. Rüdiger Dahlke.
Fleisch und Milch sind gesund, oder?
Leider nein, erklärt Dr. Rüdiger Dahlke, indem er anschaulich und spannend eine Reihe an medizinischen Studien darstellt. Die Quintessenz der Forschungen – allen voran einer umfassenden Langzeitstudie von Professor T. Colin Campbell in China, wo eine hohe Anzahl an Menschen mit tierischer vs. pflanzlicher Ernährung verglichen werden konnte (was in der westlichen Welt aufgrund der Ernährungsgewohnheiten in dieser Größenordnung nicht möglich ist):
- Der Verzehr von Fleisch fördert signifikant Herzerkrankungen, Krebs, Autoimmunerkrankungen und Krankheitsbilder des Alters wie Demenz. Herz-Kreislauferkrankungen sind die Todesursache Nr. 1 in der westlichen Welt, gefolgt von Krebs.
- Milch- und Milchprodukte erhöhen das Risiko von Osteoporose (genau das Gegenteil wurde bisher für richtig gehalten!), Herz-Kreislauferkrankungen, Allergien und Krebs. Milch ist eine geeignete Nahrung für Neugeborene und Kinder aufgrund eines spezifischen Wachstumshormons, welches beim Erwachsenen hingegen krebsfördernd ist.
Diese „China-Studie“ stellt das bisherige wissenschaftliche Ernährungsweltbild weitestgehend auf den Kopf. Studienautor Campbell: „Die Fakten sind einfach erdrückend.“
Tiere aus der Bauernhof-Idylle?
Österreicher sind die weltweit viertgrößten Fleischesser, nach den USA, Spanien und Australien und gefolgt von Deutschland. 112 kg pro Jahr werden bei uns durchschnittlich verzehrt vs. 39 kg im weltweiten Durchschnitt. Der Fleischkonsum hat sich in den Industrieländern in den letzten 40 Jahren knapp verdoppelt.
Was essen wir, wenn wir Fleisch essen? 98% der verzehrten Tiere kommen aus der Massentierhaltung und haben damit nie artgemäß gelebt. Dahlke stellt die konkreten Bedingungen und Qualen der Tiere in der fleischoptimierten Zucht, dem Transport und den Praktiken in Schlachthöfen bildhaft und ungeschönt dar. Nicht einfach, sich diese fünfzig Seiten lesend zuzumuten.
„Wenn die Mauern der Schlachthöfe aus Glas wären, würden alle Vegetarier werden.“ Paul McCartney
Was nehmen wir tatsächlich zu uns?
Die meisten Tiere, die wir essen sind Säugetiere wie wir. Das heißt, sie verfügen über vergleichbare Hormone und Neurotransmitter wie der Mensch. Die unter Leid gezüchteten und unter Angst getöteten Tiere schütten Botenstoffe aus. Jeder, der Fleisch isst, nimmt diese Botenstoffe physisch mit dem Fleisch auf. Hinzu kommen noch der Medikamentencocktail (z.B. Antibiotika) und die Biozide (Desinfektionsmittel), die man mit dem Fleisch isst, da die Massentierhaltung enorm krankheitsanfällig ist. Neben dieser physischen Ebene beschreibt der Psychotherapeut und Arzt auch, wie der Mensch ebenso auf energetischer Ebene mit dem Tierkonsum Leid, Angst und Gewalt aufnimmt.
„Rein durch ihre physische Wirkung auf das menschliche Temperament würde die vegetarische Lebensweise das Schicksal der Menschheit äußerst positiv beeinflussen können.“ Albert Einstein
Der Nutzen von veganer Ernährung
Rüdiger Dahlke ist seit 40 Jahren Vegetarier und seit Kenntnis der oben zitierten „China-Studie“ Veganer. Vegane Ernährung verzichtet auf alle tierischen Nahrungsmittel, wie Fleisch, Fisch, Milch und Eier und basiert auf Früchten, Gemüse inkl. der eiweißreichen Hülsenfrüchte und vollwertigem Getreide. Vegane Ernährung ist nicht eine „Mangelernährung“ wie vielfach angenommen, sondern eine gesunde, ausgewogene und friedvolle Nahrung, stellt Dahlke klar.
Für die Erde hätte eine weitreichend vegetarische/vegane Ernährung große Vorteile. Jean Ziegler (bis 2008 UN Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung): „Die Weltlandwirtschaft könnte ohne Probleme 12 Milliarden Menschen ernähren.“ Mit 1 Hektar Land können über Kartoffelanbau 22 Menschen ernährt werden, aber nur 1 Mensch bei Rindfleischproduktion. Der Mensch verfüttert 50 % der weltweiten Getreideernte und 90 % der Soja-Ernte an Nutztiere zur Fleischproduktion.
Auch die Treibgasreduktion die dadurch erreichbar wäre, übersteigt die Möglichkeiten durch erneuerbare Energien bei weitem. Das Worldwatch Institute rechnet vor, das die Massentierhaltung mit all ihren Folgen hinsichtlich Landschaftsverbrauch, Regenwaldvernichtung und Transport für 51% der für die globale Erwärmung verursachenden Gase verantwortlich ist. Ein Fleischesser produziert damit siebenmal mehr Treibhausgasse als ein vegan lebender Mensch.
„Wir haben die Wahl – wir müssen nicht unbedingt Fleisch essen. Eine vegetarische Lebensweise ist ein gesunder Weg für uns Menschen, hilft unserem Planeten und rettet viele Tiere.“ Martina Navratilova
Die persönliche Entscheidung
Jeder einzelne hat die volle Entscheidungsbefugnis darüber, was er zu sich nehmen will. Prominentes Beispiel ist Bill Clinton, der nach Herzproblemen auf Tierisches in seiner Ernährung verzichtet. Noch sinnvoller ist natürlich ein präventives Verhalten. Dahlke: „Dieses Buch kann und möchte die Basis einer Gesundheitslobby werden und am Feld ansteckender Gesundheit weiterbauen.“
Auch Unternehmen und Organisationen tragen Verantwortung und haben Interesse an der Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Das Thema Ernährung greift dabei von dem konkreten Speisenangebot in der Kantine, über Angebote der betrieblichen Gesundheitsförderung bis hin zu neuen, ergänzenden Ansätzen in der CSR.
Nicht jeder, der sich von den Fakten und Beschreibungen Dahlkes betroffen fühlt, wird gleich zum Veganer werden wollen. Für die meisten, die bisher mehrmals am Tag Tierisches essen, ist das wohl ein sehr großer Schritt. Wie wäre da ein kritisches Beleuchten, wie viel wirklich nötig ist? Und wäre nicht eine weitreichend vegane Ernährung mit einem Bio-Sonntagsbraten ein guter Kompromiss?
„Ich bin Vegetarier…, weil ich so besseren Gebrauch von meinem Gehirn machen kann.“ Thomas Alva Edison
Was werden Sie morgen essen? Haben Sie Appetit auf was Neues, Buntes, Friedvolles?
Literatur
Dahlke, Rüdiger (2011): Peace Food – Wie der Verzicht auf Fleisch und Milch Körper und Seele heilt. inkl. 30 veganen Genussrezepten von Dorothea Neumayr. Gräfe und Unzer.
Peace Food – Gesundheit für Mensch und Erde