Mit Einführung des Schulversuches „Neue Mittelschule“ in den „Echtbetrieb“ sprich Schulsystem, entbrennt wieder die Debatte, ob Bildung in allen Bildungseinrichtungen annähernd ähnlich sei. Trotz dem Wegfall der Hauptschule hat sich das System der 2-Klassen-Gesellschaft trotzdem nicht verloren.
Ich selbst erlebe im Alltag immer wieder, wie sehr offensichtlich Wissen mit Bildung verknüpft ist. Trotzdem ich nur 4 Semester in den USA ohne Abschluss studiert habe, werde ich sehr oft mit Frau Magister angeschrieben oder angesprochen. Es kann sich heute offensichtlich kaum jemand vorstellen, dass man(n) oder Frau ohne Studium Know-How besitzt geschweige denn eine Management-Position einnimmt. Ich darf Ihnen versichern, dass ich eine fundierte Ausbildung genossen habe und neben Ausbildungen und Kurse hauptsächlich durch „Learning on the job“ zu meinem heutigen Wissenstand gelangt bin. Im Vergleich zum Studium liegt der Vorteil des Learning on the job darin, dass ein unmittelbarer Transfer der erlernten Kompetenzen in die praktische Arbeit gewährleistet ist.
War bei den Babyboomern noch die Matura Voraussetzung für Anerkennung und eine höhere Position, so ist bei den Millennials der Abschluss eines Studiums ein Muss. Ich oder andere Mitglieder der Generation X konnten sich so irgendwie „durchschummeln“, sprich Studium war zwar schön, aber nicht unbedingt notwendig.
Wissen ist nicht auf einen Universitätsabschluss reduziert
Was ist der Unterschied zwischen Universitätsbildung und Wissen, welches über Jahre aufgrund der Tätigkeit angeeignet wurde? Eine erste Antwort wäre sicherlich, Universitätsbildung ist rein theoretisch, „Learning by doing“ ist Praxiswissen. Fragt man Praktiker, so beanspruchen diese jahrelange Erfahrung für sich, die Ihnen kein Studiumabsolvent mehr abnehmen kann. Vorausgesetzt, das Lernen hört nicht auf. Studenten auf der anderen Seite, können auf ein fachspezifisches Wissen verweisen, das sie Zusammenhänge eher erkennen lässt, als möglicherweise Praktiker, die dafür vielleicht eine „Extrarunde“ einlegen müssen. Interessant in diesem Zusammenhang finde ich folgende Auffassung in Wikipedia: „Demnach würde sich ergeben, dass Schulabschlüsse, die hauptsächlich Lernleistungen prämieren, nur bedingt als Bildungsnachweise tauglich wären“. Laut Daniel Goeudevert (französischer Literat) kann Bildung nicht auf Wissen reduziert werden. Genau hier sehen Praktiker auch ihre Vorteile. Sie wenden kein auswendig gelerntes theoretisches Wissen an, sondern bereits in der Praxis erprobtes.
Personalberater – das Bindeglied zwischen Unternehmen und Kandidaten – sehen sich in ihrem Alltag vermehrt mit folgender Aussage konfrontiert: Die Unternehmen vermissen vor allem die Verknüpfung von Theorie und Praxis bei den Absolventen. Der Rat deshalb an alle Studierenden: lieber ein zusätzliches Praktikum einlegen als ohne einschlägige Erfahrung das Studium beenden, auch wenn es ein Semester länger dauert. Der Vorwurf dass viele Studienfächern kaum oder gar keinen Bezug zum Arbeitsleben haben, steht im Raum. Aber braucht man Praxiswissen überhaupt? Lt. Unternehmen sei eine gewisse Praxis in Bereichen wie Sozialwissenschaften oder bei Sprach- und Kulturwissenschaften von Vorteil, um überhaupt eine Vorstellung der Arbeitswelt zu bekommen und um sich beruflich zu orientieren. Bei Biologie, Chemie oder Physik hingegen sind Praktika weniger wichtig. Die meisten Studenten dieser Fachrichtungen wollen promovieren und im wissenschaftlichen Bereich arbeiten und forschen. In diesem Zusammenhang sind Stelleninserate mit folgendem Inhalt für mich schwer nach zu vollziehen: Abgeschlossenes Studium BWL, Psychologie oder JUS, mehrere Jahre generalistische HR Erfahrung – diese Rechnung kann nicht aufgehen!
Wie trifft man die richtige Entscheidung?
Wie soll nun die Entscheidung zwischen einen Uni-Absolventen und einem reinem Praktiker gefällt werden? Pauschal kann man hier keinen Rat geben, was hier allerdings schon gesagt werden sollte, ist dass Praktiker mit reichem Erfahrungsschatz gegenüber Universitätsabsolventen zumindest gleichwertig sind. In der Realität ist dies weder bei der Entlohnung noch beim Karriereweg ersichtlich. Aber egal wer hier die Nase betreffend Know-How vorne hat, am Ende zählt bei beiden nur das Ergebnis und die Leistung.
Bildung = Wissen? 2-Klassen-Gesellschaft