Gut kann ich mich noch erinnern an Zeiten, zu denen samstags die Karriereseiten der Printmedien durchforstet wurden. Heute, ja heute ist alles anders: heute sucht man per Internet-Jobbörsen. Und auch diese haben sich stark gewandelt mit den Jahren. Worin besteht dieser Wandel, was bringt er Personalisten und worin liegen die Vorteile für Bewerber? Ein Fall für eine Experten-Runde – ich bitte zum Interview!
Experten-Interview: Automatisierter, interaktiver, individueller | Jobbörsen
Ganz bewusst fragte ich die Verantwortlichen der Jobbörsen „wie reagierten Sie konkret auf die geänderten Rahmenbedingungen?“. Ja, natürlich erwartete ich, dass die Antworten die eigene Jobbörse widerspiegeln werden und das nach Eigenwerbung riechen mag. Doch zu fragen „in wie fern äderte sich der Markt in den letzten Jahren?“ ohne anzuschließen „wie reagierten Sie darauf?“ wäre nicht mal halb so interessant. Daher: ja, das Herausstreichen des eigenen Produkts ist offensichtlich und in diesem Fall aktiv gewünscht! Und: ich traue meinen mündigen Lesern zu, diese „Eigenwerbung“ als das zu sehen was ich damit bezweckte: als Information für den interessierten User!
Wodurch unterscheiden sich Jobbörsen heute von den Jobbörsen vor 5 Jahren (generell und v.a. bezogen auf Ihr Angebot) …
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a) … aus Sicht des Personalisten?
Mag.(FH) Barbara Riedl-Wiesinger (Monster): Die Kandidatensuche ist komplexer geworden, also mussten Jobbörsen ‚intelligenter‘ werden: Für Monster bedeutet dies neue, konsequent für die Ansprache spezifischer Zielgruppen nutzbare Produkte wie z.B. das Career Ad Network von Monster, neue semantische Suchtechnologien wie 6Sense, Bewegtbildeinbindung in Stellenanzeigen oder die Verknüpfung mit Social Media Plattformen wie z.B. BeKnown.
Mag. Jürgen Smid (Karriere.at): Es reicht als Unternehmen heute oft nicht mehr, dem Wunsch-Kandidaten ein gutes Gehalt und einen sicheren Job zu bieten. Arbeitnehmer und Kandidaten erwarten individuell ein attraktives Gesamtpaket, in dem gewisse Elemente (Arbeitsklima, Work-Life-Balance, CSR, Vereinbarkeit von Beruf und Familie etc.) enthalten sein müssen und für oder gegen welches sie sich letztlich entscheiden. Karriere.at bietet daher neben der karriere.at Job App, die dem Trend zur mobilen Nutzung Rechnung trägt, auch für Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. So ist es zB möglich, sich mit Videos zu präsentieren, die Bewerbern einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen. Vor allem das Thema Video wird bei karriere.at künftig noch größeren Stellenwert einnehmen.
Mag. Wolfgang Kowatsch (Careesma.at): Einerseits sind die Reichweiten kontinuierlich gestiegen – wir wachsen jährlich ca. 20 % bei den Besuchern und davon profitert auch der Kunde. Außerdem ist das Kundenservice schneller und besser geworden. Es läuft heute vieles voll-automatisiert, wie Stellenabgleich und Matching. Vor 5 Jahren wurde der Großteil noch manuell abgewickelt. Wir haben auch gelernt, das Portal zu 100 % den Bedürfnissen des Kunden anzupassen – weg von der ausschließlichen Verwendung unseres Recruiting-Tools, hin zu flexiblen, maßgeschneiderten Lösungen. Auch gab es vor 5 Jahren noch keine Verknüpfung mit Social Media und die Zielgruppen-Ansprache (Lehrlinge, Frauen usw).
Mag. Agnes Gaspar (job world): Social Media im Recruiting liegt im Trend, steckt aber noch in den Kinderschuhen. Im internationalen Vergleich hinkt Österreich deutlich hinterher. Viele Unternehmen haben die Vorteile des modernen Recruiting via Social Media noch nicht erkannt. Ein Riesenpotenzial im Social Recruiting sehen wir darin, dass auch jene Bewerbergruppen angesprochen werden, welche man sonst durch konventionelle Kanäle wahrscheinlich nicht erreichen würde.
Mag.(FH) Philipp Kriechbaum (Candidatis): Es lässt sich deutlich der Wandel des Users vom reinen Informationskonsumenten hin zum Produzenten der eigenen Information feststellen (zB facebook und YouTube). Klassische Jobportale, bei denen die eindimensionale und breit gestreute Kommunikation durch Stelleninserate im Vordergrund steht, welche den User in die Rolle des reinen Informationskonsumenten drängt, berücksichtigen diesen Trend nicht. Als reines Kandidatenportal, das zur Gänze auf Stelleninserate verzichtet, bietet candidatis Bewerbern und Personalisten die Möglichkeit, aktiv, anonym und diskret miteinander zu interagieren. Bewerber präsentieren sich wenn gewünscht in Wort und Bild durch ein Bewerbervideo, das bei Bedarf freigeschaltet werden kann und werden so von Personalisten gefunden. Dabei spielen die Schlagworte Anonymität und Aktualität eine große Rolle.
b) … aus Sicht des Bewerbers?
Mag. Wolfgang Kowatsch (Careesma.at): Es wird für Bewerber immer einfacher, Jobs im Web schnell zu finden. Gleichzeitig wird die Aufmerksamkeit, die ein einzelner User an den Tag legt und die Zeit, die er auf einer Seite verbringt, immer kürzer. Daher spielt – neben Bekanntheit und Werbebudget – die Benutzerfreundlichkeit der Jobportale eine immer größere Rolle. Außerdem sind aus (den meisten) klassischen Jobbörsen mittlerweile „Karriereportale“ geworden, die ihr Angebot in Richtung Karriereberatung erweitert haben. careesma.at zB betreibt einen Blog und ein Karriere-Center, in denen täglich Tipps und Informationen zum Arbeitsmarkt veröffentlicht werden, Vorlagen zum Download bereit stehen usw. Somit werden Bewerber über die bloße Jobsuche hinaus begleitet und beraten.
Mag.(FH) Barbara Riedl-Wiesinger (Monster): Relevantere Suchergebnisse und die Verknüpfung mit Social Media Plattformen ermöglicht den Bewerbern einen direkten Draht zu Recruitern. Und Bewerber wollen sich darüber hinaus heute sehr gerne finden lassen, statt selber nach einem Job zu suchen. Hier bietet Monster mit den Jobs per Mail und der Lebenslaufdatenbank zwei wichtige Services an, von denen auch die Unternehmen durch eine erhöhte Reichweite und einen direkten Zugriff auf interessante Kandidaten profitieren.
Mag. Jürgen Smid (Karriere.at): Online-Jobbörsen haben sich in den vergangenen fünf Jahren stark dem geänderten Mediennutzungsverhalten der User bzw. Stellensuchenden anpassen und ihr Angebot dementsprechend adaptieren müssen. Die Herausforderung besteht heute nicht mehr allein darin, Stellenangebote an ein möglichst breites Publikum zu transportieren und somit für genügend Bewerberrücklauf zu sorgen. Es geht heute viel mehr darum, die richtigen Kandidaten zum richtigen Unternehmen zu bringen. Mit dem Mediennutzungsverhalten haben sich aber auch die Erwartungshaltungen und Wertvorstellungen von Arbeitnehmern bzw. Bewerbern geändert.
Mag. Christine Humer (absolventen.at): Als Bewerber hat man heutzutage den großen Vorteil, dass man alle Stellenanzeigen auf wenigen Portalen einsehen kann und nicht mehr eine Vielzahl an Unternehmenshomepages durchstöbern muss. D.h. das gesamte Stellenanzeigenangebot ist viel übersichtlicher geworden und Filterkriterien und Schlagwörter unterstützen die Suche auf den einzelnen Portalen. Zusätzlich hat man als Bewerber die Möglichkeit sich auf den unterschiedlichsten Portalen Bewerbungsunterlagen anzulegen und womöglich direkt von Unternehmen gefunden und rekrutiert zu werden.
Markus Zink (willhaben.at): Online-Jobbörsen werden immer einfacher zu bedienen. Matching-Technologien sortieren Jobangebote nach dem eigenen Lebenslauf und den individuellen Qualifikationen sowie Interessen. Der Bewerbungsprozess wird somit nicht nur beschleunigt, sondern für Bewerber insbesondere zielführender, da Transparenz und Übersichtlichkeit des Angebots massiv gestiegen sind.
Die Gesprächspartner
Jobbörsen: vor 5 Jahren war alles anders?
Monster Worldwide Austria GmbH Mag. Wolfgang Kowatsch Careesma GmbH Mag. Jürgen Smid karriere.at Informationsdienstleistung GmbH Markus Zink willhaben internet service GmbH & Co KG Mag.(FH) Philipp Kriechbaum Candidatis s.r.o. & Co KG Mag. Christine Humer absolventen.at Informationsdienstleistung GmbH Mag. Agnes Gaspar Job World Austria |