Moderne Business-Mütter können eh immer alles mit gekonnter (gespielter?) Leichtigkeit. Dass es nicht immer so einfach ist, können sich die meisten (Eltern) lebhaft vorstellen. Dass es andererseits auch viele positive Seiten hat, gerade während der Schwangerschafts-, Baby-, Kleinkind-Phase zu arbeiten, selbständig zu sein, zeigt diese HRweb-Serie „Working Mums“ auf.
Interview
Mag.(FH) Christine Gsur (Geschäftsführerin, Coachinggalerie)
Interview-Fragen
1. Sie sind selbständig & Mutter zugleich. Beschreiben Sie kurz Ihre Situation: arbeiteten Sie auch während der letzten Schwangerschaftsphase / ersten Zeit mit Ihrem Kind ohne nach außen große Einschränkungen erkennen zu lassen? Wie viele Kinder haben Sie, wie alt sind diese heute?
Ich habe mich nach der Geburt meines ersten Sohnes (8 Jahre) selbständig gemacht, da für mich Vollzeit arbeiten, verbunden mit vielen Reisetätigkeiten, wie es in der Trainingsbranche üblich ist, nicht in Frage gekommen ist. Während meiner zweiten Schwangerschaft habe ich bis ins letzte Schwangerschaftsmonat gearbeitet, erst die letzten zwei bis drei Wochen vor der Geburt waren ruhiger. Ich habe in den ersten Monaten nach der Geburt nur sehr vereinzelt kleine, überschaubare Projekte angenommen, nach neun Monaten dann wieder ca. 20h pro Woche gearbeitet. Mein zweiter Sohn wurde nun gerade drei Jahre alt.
2. Wie reagieren Geschäftspartner auf die Tatsache, dass Sie kurz vor / nach der Geburt Ihres Kindes standen?
In den letzten zwei Monaten vor der Geburt wurden während der Seminare auch die Fragen abgeklärt, wer im Raum schon Erfahrungen als Geburtshelfer hatte und ob ich eh nicht bereits über den Termin bin (mein Bauch war im Vergleich zu meinem restlichen Körper doch sehr groß ;-). Insgesamt habe ich den Eindruck, dass es positiv honoriert wurde, dass ich auch mit Bauch noch motiviert bei der Sache war. Tatsächlich ist es aber so, dass mich die Arbeit schon mehr angestrengt hat als sonst, und ich mir nicht vorstellen hätte können bis direkt vor der Geburt, wie es offenbar in manchen Ländern üblich ist, weiterzuarbeiten. Die Mutterschutzmonate machen aus meiner Sicht sehr viel Sinn. Die ersten zwei Monate nach der Geburt habe ich gar nicht gearbeitet.
3. Ich darf provokant fragen: Läuft Ihr Unternehmen nicht mal 3 Monate ohne Sie? Sind Sie tatsächlich so unentbehrlich?
Ich habe versucht alles so zu organisieren, dass ich mich für ein paar Monate zurückziehen kann, d.h. ich habe einige Aufträge vor der Geburt einfach nicht angenommen. Ich war durch meinen Partner finanziell abgesichert, das ist nicht selbstverständlich. Das Wochengeld, wie es damals von der SVA ausgezahlt wurde, war lächerlich und auch die anderen angebotenen Unterstützungen für einen Coach nicht hilfreich und nicht fertig gedacht.
4. Wie viele Stunden/Woche arbeiteten Sie während des 1. Lebensjahres Ihres Kindes?
Ab dem 9. Monat ca. 20h pro Woche.
5. Wie bewerkstelligen Sie die Kinderbetreuung?
Ich habe das Glück, dass die Großeltern alle bereits in Pension waren, aber fit genug um in meiner Arbeitszeit auf die Enkelkinder zu schauen. Meinen ersten Sohn hab ich mit 27 Jahren bekommen, meinen zweiten mit 32. Zehn Jahre später wäre die Kinderbetreuung bei den Großeltern mit Sicherheit viel schwieriger gewesen. Beide Kindern haben mit 2,5 Jahren mit dem Kindergarten begonnen.
6. Warum nehmen Sie sich nicht einfach 1-2 Jahre Auszeit, um sich ganz Ihrem Kind zu widmen?
Kurzfristig hört sich das vielleicht gut an – ich wollte aber einen anderen Weg gehen, und lieber früher wieder einsteigen, um weniger Kunden und auch Kompetenzen in der Zwischenzeit zu verlieren, damit ich dann längerfristig mit 30 Stunden in der Woche auskomme. Die Zeit, die ich mir nun in der Akquise und in der neuerlichen Einarbeitung spare, kann ich meinen Kindern widmen. Außerdem hat mir der Ausgleich gut getan. Es ist wunderbar ein Kind zu haben. Und es ist auch wunderbar es für ein paar Stunden in gute Hände abzugeben. Ich mache meinen Job einfach sehr gerne.
7. Worin liegt für Sie das Erstrebenswerte dieser Situation?
Das Positive an der Situation ist einerseits die Möglichkeit in den Ferien viel mehr Zeit für die Kinder zu haben. Gerade in der Trainingsbranche ist in den Ferien weniger zu tun – da ziehe ich mich gerne zurück, bestimmt viel mehr als 5 Wochen im Jahr. Weiters wüsste ich bei zwei Kindern nicht, wie ich mit 5 Pflegeurlaubstagen im Jahr zurechtkommen könnte. Und last but not least kann ich selbst aufstocken oder Stunden reduzieren, je nachdem wie es die Projekte erlauben und wie es mir sinnvoll erscheint, ich kann selbst entscheiden, ab welchem Zeitpunkt ich Seminare auch wieder in Vorarlberg oder anderswo anbiete, und ich muss mich nicht bei einem Vorgesetzen rechtfertigen, wenn ich ein Projekt Mal nicht annehmen will.
Interview-Partnerin: Mag.(FH) Christine Gsur coachte ursprünglich Menschen, die ihren Lebensstil umstellen wollten, sei es durch mehr Sport oder gesündere Ernährung. Nach Abschluss ihres Wirtschaftsstudiums arbeitete sie ein Jahr in Kapstadt/Südafrika. Zurück in Wien ging sich vor der Geburt des ersten Sohnes 2004 ein arbeitsintensives Jahr in der Personalberatung aus, dann folgte die Selbständigkeit als Coach und Trainerin mit den Schwerpunkten Lebensbalance, Burn-out-Prävention und diversen Coachingausbildungen für Führungskräfte und Berater. Seit 2012 leitet sie auch eine einjährige Coachingausbildung an der FH Wien. cg@coachinggalerie.at, www.coachinggalerie.at
Ursula Stoxreiter, BA (Geschäftsführerin, Office-Yoga & Life Yoga)
1. Beschreiben Sie kurz Ihre Situation!
Ich bin Yogalehrerin und habe derzeit eine 7 Monate alte Tochter. Ich arbeite wieder seit meine Tochter 3 Monate alt ist. Es ist wunderschön auch neben dem Muttersein, meiner eigenen kreativen Tätigkeit wieder nachgehen zu können. Es ist vielleicht aufgrund des massiven Schlafmangels nicht immer einfach die Kraft aufzubringen, aber ich gewinne durch meine Arbeit wieder viel Kraft für meine Familie.
2. Wie reagieren Geschäftspartner darauf?
Ich erhalte ausschließlich positives Feedback von meiner Umwelt.
3: Ich darf provokant fragen: Läuft Ihr Unternehmen nicht mal 3 Monate ohne Sie? Sind Sie tatsächlich so unentbehrlich?
Da ich ein Einzelunternehmen bin, ist der Erfolg von meiner Person abhängig.
4. Wie viel arbeiteten Sie während des 1. Lebensjahres Ihres Kindes?
Derzeit arbeite ich insgesamt 15 Stunden pro Woche. Sobald mein Kind einen Platz in einer Kinderbetreuungseinrichtung hat, werde ich die Anzahl auf 25-30 Stunden erhöhen.
5. Wie sieht die Kinderbetreuung aus?
Derzeit bin ich auf mehreren Wartelisten für einen Kindergrippenplatz.
6: Warum nehmen Sie sich nicht einfach 1-2 Jahre Auszeit, um sich ganz Ihrem Kind zu widmen?
Dafür gibt es mehrere Gründe:
- weil mir mein Beruf viel zu viel Spass macht, um zu pausieren
- weil ich meine Kunden an anderen Yogaeinrichtungen verlieren würde, wenn ich zu lange nicht mehr unterrichte
- weil mein Kind von meiner Selbstständigkeit und meinem Erfolg auf langer Sicht auch profitiert, da ich ausgeglichen und glücklich bin
- weil ich zusätzlich Geld verdiene
7: Worin liegt für Sie das Erstrebenswerte dieser Situation?
- weil mein Kind – und hier wiederhole ich mich – von meiner Selbstständigkeit und auch von meinem Erfolg auf langer Sicht profitiert. Denn ich bin ausgeglichen und glücklich
- weil ich nicht zuletzt zusätzlich Geld verdiene
Interview-Partnerin: Ursula Stoxreiter, BA, ist Geschäftsführerin Office-Yoga & Face-Yoga & Life Yoga. Ihre beruflichen Stationen davor: Training & Education Managerin Nobel Biocare, CRM Consulting Vienna Communication, Projektleiterin Sport & Kulturevents Vienna Communications. info@office-yoga.at , www.office-yoga.at, www.face-yoga.at www.lifeyoga.at
Erfolgreich & baby-bedingter Schlafmangel