Work-Life-Balance versus Baby-mit-Vollzeit-arbeitender-Mutter. Claudia Bergner erlebt genau das: gleichzeitig beide Seiten. Wie es dazu kam, worin für sie darin die großen Vorteile liegen und welche Seiten nicht so positiv sind, erzählt sie in diesem sehr persönlichen Interview!
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Die HRweb-Serie „Working Mums“ stößt auf großes Interesse. In den ersten beiden Interviews kamen Frauen zu Wort, die ihre Selbständigkeit & Baby-Zeit aktiv verbinden. Heute kommt die Angestellte Claudia Isabella Bergner zu Wort, sie ist Human Resource Managerin in einem weltweit tätigen Pharmaunternehmen.
Los geht’s:
Geben Sie uns bitte kurz Einblick in Ihre Situation!
Als Angestellte eines weltweiten Großkonzerns musste ich mich an die gesetzlichen Regelungen halten. Dementsprechend bin ich 8 Wochen vor dem Geburtstermin in Mutterschutz gegangen, habe aber noch teilweise (freiwillig) Projekte oder Anfragen von zuhause erledigt. Nach der Geburt war ich dann weitere 12 Wochen in Mutterschutz und bin danach wieder Vollzeit arbeiten gegangen. Mein Sohn ist im Moment 2 ¾ Jahre alt und besucht seit er 15 Monate alt ist, den Firmenkindergarten.
War es schon lange Ihr Traum, Baby & Beruf zeitlich zu verbinden oder hat es sich eher ergeben?
Eigentlich war alles ganz anders geplant. Ich wollte nach der Geburt nur geringfügig arbeiten, jedoch wurde mein Mann damals zeitgleich sehr krank und musste im Langzeitkrankenstand bleiben. Da war es einfach eine Frage der finanziellen Sicherheit, dass ich Vollzeit angefangen habe. Mein Mann ist nach dem Krankenstand in Karenz gegangen, was allerdings von seitens seines Arbeitgebers überhaupt nicht goutiert wurde. Nach der Karenz wurde ihm die einvernehmliche Lösung angeboten.
Wie reagieren Geschäftspartner auf die Tatsache, dass Sie kurz vor / nach der Geburt Ihres Kindes stehen / standen?
Die meisten Kolleginnen war sehr überrascht und dachten, dass ich nur kurzfristig Vollzeit arbeiten würde. In großen Unternehmen ist es eher unüblich, dass Frauen gleich wieder Vollzeit arbeiten. Interessant waren auch einige Meldungen von Kolleginnen, die meinten dass mein Mann sicherlich sehr unbeholfen wäre und ich am Abend noch die ganze Arbeit hätte. Das Gegenteil war der Fall. Wir haben einfach vertauschte Rollen.
Ich denke gerade große Unternehmen können es eher verkraften, dass Mitarbeiter für einige Zeit ausfallen, allerdings sind diese aufgrund Shareholder Value etc. Headcount-mäßig bereits eher am unteren Ende angesiedelt, sodass Kollegen oft unter diesen „Ausfällen“ leiden, weil sie nun noch die Arbeit zusätzlich übernehmen müssen.
Wie viele Stunden/Woche arbeiteten Sie während des 1. Lebensjahres Ihres Kindes?
Vollzeit, d.h. bis zu 60 Stunden pro Woche. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Ich hole meinen Sohn gegen 16 Uhr ab, bringe ihn heim, dann verbringen wir gemeinsam Zeit mit Spielen, Lesen oder toben und ich bringe ihn ins Bett. Danach arbeite ich zuhause weiter.
Wie bewerkstelligen Sie die Kinderbetreuung?
Ich habe das große Glück, dass mein Sohn in den Betriebskindergarten gehen kann. Er fühlt sich dort sehr wohl und es gibt tolle Förderprogramme wie musikalische Früherziehung oder eine Wissensakademie für die Größeren und 2-sprachige Betreuung (Deutsch/Englisch). Daneben springen meine Mutter und mein Mann ein, wenn ich mal ein Meeting habe, das nach 16 Uhr stattfindet. Zusätzlich akzeptiert die Firma Work@Home, das ich zumindest 1 x pro Woche nutze, wenn es sich vereinbaren lässt.
Wenn Sie noch mal die Wahl hätten: würden Sie es wieder so machen? Was würden Sie anders gestalten?
Es geht mir nicht gut damit, dass ich sehr viele aufregende Augenblicke im Leben meines Sohns nur via Foto miterleben konnte und ich nicht selbst dabei war. Immer wenn ich ihn ansehen denke ich mir, „meine Güte er ist schon so groß und ich konnte nur sehr wenig Zeit mit ihm verbringen“. Andererseits bin ich auch niemand, der nur Mutter sein möchte, ich hätte sicherlich auch Teilzeit gearbeitet, um mich auch mit anderen Themen zu beschäftigen und Abstand zu gewinnen.
Worin liegt für Sie das Erstrebenswerte dieser Situation?
Ich muss sagen, dass ich beides gerne mache. Ich liebe meinen Sohn und mein Job macht mir Spaß, ist abwechslungsreich und herausfordernd zugleich. Ich möchte keines von beiden missen. Ich denke das ist auch eine Frage der Ausgeglichenheit.
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Interview-Partnerin (Work-Life-Balance versus Baby+Vollzeit-Arbeit):
Claudia Isabella Bergner hat ursprünglich die Modeschule in der Wiener Herbststraße besucht. Nach dem Abschluss folgte ein 2-jähriges Wirtschafts-/Marketing Studium in Charlottesville/USA. Zurück in Österreich arbeitete Sie für zahlreiche namhafte Unternehmen im kaufmännischen / finanztechnischen Bereich. Nach einer Umstrukturierung orientierte sie sich neu und fand ihre Berufung im Bereich Human Resources wo sie unter anderem als Human Resources Manager bei General Electric in Österreich, Deutschland und Polen, Head of Human Resources bei Samsung Österreich und nunmehr seit über 5 Jahren in einem globalen Pharmaunternehmen arbeitet. Nebenbei absolvierte sie eine Coachingausbildung und fungiert als Trainerin für diverse HR Themen. Zusätzlich ist sie seit 2010 als Autorin des HRweb tätig.
Work-Life-Balance versus Baby+Vollzeit-Arbeit