Hören Sie auch vermehrt von Ihrer Führungsriege, dass sie keine Zeit für Führungsaufgaben hat? Sicher haben Sie die Hintergründe hinterfragt und haben Antworten wie „ich stecke in zu vielen Projekten“, „ich sitze ständig in Meetings“ oder „was soll ich denn noch alles machen“ gehört. Als Personalabteilung sind Sie hier aufgefordert die richtigen Signale zu setzen.
Ich persönlich habe in den letzten Wochen bei mehreren Gelegenheiten die Rückmeldung von Führungskräften erhalten, sie haben keine Zeit um ihre Führungsaufgabe wahr zu nehmen. Als HR Mitarbeiterin kann ich das naturgemäß nicht einfach so stehen lassen und habe mich darauf mit folgender Antwort etwas unbeliebt gemacht; „Wenn Sie keine Zeit für Führung haben, dann machen Sie möglicherweise etwas falsch bzw. sollten Sie sich die Frage stellen, ob Sie der/die richtige für den Job sind“.
Führung hat mit Arbeit zu tun
Viele Führungskräfte glauben, dass sie durch ihre „kumpelhafte“ Art der Führung bei ihren Mitarbeitern beliebt sind, dabei merken sie nicht, dass sie eigentlich überhaupt nicht führen. Einerseits glauben sie, dass sie keine Zeit haben, aber was ihnen wirklich fehlt sind Motivation und Wissen. Wer seine Tage vollgestopft mit Meetings, Entscheidungen und Tätigkeiten verbringt, die keinen Aufschub dulden, wird für seine Mitarbeiter wenig Zeit erübrigen können. Dass dies jedoch auch ein gewisses Risiko in sich birgt vergessen wir alle gerne einmal. Mitarbeiter die wenig bis gar keinen Kontakt zu ihren Vorgesetzen haben – und damit auch zum Unternehmen selbst – laufen eher Gefahr sich über kurz oder lang nach einem anderen „Vorgesetzten“ umzusehen.
Manchmal bin ich erstaunt welche Antworte ich erhalte, wenn ich mit Führungskräften über Führung spreche. Viele haben gar keine Ahnung was es heißt, Führungskraft oder Vorgesetzter zu sein. Davon, dass mit dieser Tätigkeit auch Arbeit verbunden ist und diese nicht immer ein Honiglecken ist, ganz zu schweigen.
Leider gibt es für Führungskräfte einige Fallstricke die ihnen die Arbeit zusätzlich erschweren:
- Sie suchen sich nicht immer die fähigsten Mitarbeitern aus
- Sie erledigen Arbeiten, die andere billiger und schneller tun können
- Delegieren ist für sie ein Fremdwort
- Sie halten sich für unentbehrlich
Führen heißt: Vorausblicken, hinterfragen, interpretieren, Entscheidungen treffen, kooperieren und begreifen.
Führung als Belastung
Führungskräfte bekleiden heutzutage eine große Vielfalt an Rollen, die meisten davon sind historisch gewachsen bzw. über viele Jahrzehnte einfach dort gelandet. Themen mit denen Führungskräfte dadurch konfrontiert sind häufen sich: der Kümmerer der sich der persönlichen Probleme seiner Mitarbeiter annimmt, die Sichtbarkeit im Unternehmen, Ratgeber für den Vorstand oder die nächste Führungsebene, Mitglied in diversen Fachgremien, die Liste ließe sich unendlich fortsetzen. Die Ressourcen für Führung aber nehmen durch Zeitdruck und Personalabbau ab. Daneben bestehen auch durchaus Ängste wie der Erhalt des Arbeitsplatzes, die Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und Unternehmen, aber auch die Verantwortung gegenüber Familie oder Partner. Der Druck ist enorm und kann bis an die gesundheitlichen Grenzen gehen.
Die Chance
Unternehmen heute brauchen nicht härtere Führungskräfte, sondern aktivere, offenere und mutigere Führungskräfte. Führungskräfteentwicklung muss ein fundamentales, strategisches Programm in allen Unternehmen werden. Hier gilt es, zukünftig den Druck herauszunehmen und die Angst abzulegen, um wieder gemeinsamen am Erfolg des Unternehmen zu arbeiten.
Kulturveränderungen passieren nicht über Nacht. Beginnen kann man in einem kleinen Bereich und auch dort kann eine Sogwirkung oder Kulturveränderung geboren werden. Ein wichtiger Punkt, der die kritischen Geister auf den Plan rufen wird, ist der Mut zum Ausprobieren. Nicht jeder Experte ist eine gute Führungskraft. Verlässlichkeit und eine gute Feedbackkultur helfen, Führungskultur erlebbar zu machen. Führung auf Probe – liegt sie einem oder eher nicht? Deshalb ist es auch kein Makel für einen Mitarbeiter, eine Führungsaufgabe wieder abzugeben und es ist auch OK, wenn Führung bei einer anerkannten und erfahrenen Person bleibt.
Human Resources unterstützt diesen Prozess und damit die Motivation und Kompetenz, Führung im Wandel zu steigern. Gemeinsam gestaltet man ein Unternehmen, das zukünftig Veränderungen und Strukturen (von außen und innen) gut meistert und seine Position am Markt festigt. Führungskräfte und Mitarbeiter erkennen das entgegengebrachte Vertrauen als Chance kreativ und motiviert zu arbeiten.
Fazit
Zufriedenheit erwächst nicht aus dem Status, sondern daraus, dass Unternehmen und Mitarbeiter Führungskräfte brauchen – heute und morgen, egal ob der Beitrag Führung oder fachliche Expertise heißt.
Keine Zeit zu Führen?