Was tat sich – aus dem Blickwinkel der Personalberater – in den letzten Jahren in HR-Abteilungen? Konkret: Worin manifestieren sich die neuen Bedürfnisse der Personalisten in Bezug auf ihre Personalberatung?
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Wir müssen nicht diskutieren DASS sich die Branche der Personalberater in den vergangenen … sagen wir … 10 Jahren wandelte. Die Frage ist viel eher: in wie fern wandelte sie sich?
Können Sie in den letzten Jahren eine Veränderung in den Kundenbedürfnissen erkennen? Welche Parameter spielen für Ihre Kunden eine besonders wichtige Rolle?
Elisabeth Weghuber (Secretary Search Personalberatung): Die Bedürfnisse unserer Kunden entwickeln sich je nach Kundengruppe unterschiedlich. So wird für manche Kundengruppen Schnelligkeit in der Besetzung offener Positionen bzw. in der Präsentation passender Kandidaten immer wichtiger, während für andere Kundengruppen die langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit einem bestimmten Berater, der das Unternehmen und die Kultur kennt, das vorrangige Bedürfnis bleibt.
Eine Veränderung, die wir ebenfalls beobachten, ist die zunehmende Offenheit der meisten Kundengruppen gegenüber Kandidaten, die nicht dem Kandidatenstereotyp für bestimmte Positionen entsprechen. So wird es bspw. immer selbstverständlicher, auch männliche Kandidaten für Assistenzpositionen zu präsentieren.
Mag. Klaus Lercher, MBA (Trenkwalder): Die Bedürfnisse unserer Kunden verändern sich natürlich mit der Wirtschaftslage. Bei instabiler Auftragslage steigt die Nachfrage nach flexiblen Personallösungen wie z.B. Zeitarbeit.
Aber auch allgemein haben sich die Bedürfnisse unserer Kunden in den letzten Jahren gewandelt: neue HR-Services wie Qualifizierung und Trainings, Kompetenzmanagement oder Projektmanagement werden vermehrt nachgefragt.
Mag. Barbara Schopper (Schulmeister Management Consulting): Die Zusammenarbeit mit unseren Kunden zeigt, dass die Anforderungen an Berater (in unserem Fall insbesondere im Finanzbereich) immer spezifischer werden. Gefragt ist dadurch auch spezifisches, einschlägiges Markt-Know-How im jeweiligen Dienstleistungsbereich seitens der Berater, das den Unternehmen einen klaren Nutzen vermittelt.
Spielt der Faktor „Zeit“ eine zunehmende Rolle?
Mag. Jeannette Necpal (necpal consulting): Ja, in den letzten Jahren hat es z.B. im Bankenbereich einige Veränderungen in den Kundenbedürfnissen gegeben. Die Klienten erwarten, dass ihnen bei einer vakanten Position innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums qualifizierte und flexible Kandidaten präsentiert werden. Moderne Informationstechnologien und Netzwerke beschleunigen die Responsezeiten und somit die Anforderungen rasch zu besetzen. Um dies zu erreichen, sind die Unternehmen oft nicht mehr bereit einen Suchauftrag exklusiv zu vergeben, wodurch der Wettbewerb unter den Personalberatern verstärkt wird.
Wie sieht es mit dem Faktor „Kosten“ aus?
Mag. Martin Hofstetter (Karriereschmiede): Die Preissensibilität ist größer denn je, gleichzeitig sind die Ansprüche auf einem sehr hohen Niveau. Bsp.: Einer unserer Kunden verhandelte hart, um für eine Personalsuche einen besonders niedrigen Preis von uns zu bekommen, und erwartete sich dann eine überdurchschnittliche Leistung bez. Dauer der Personalsuche und Qualifikation der von uns präsentierten Kandidaten.
Worauf sollte die unternehmens-interne HR-Abteilung besonders achten, wenn Teilbereiche outgesourced werden?
Mag. Agnes Gaspar (Job-World): Vielen Unternehmen ist es wichtig, externes Spezial-Know-How im Personalmanagement zu nutzen, um sich durch Outsourcing auf das Kerngeschäft konzentrieren zu können und damit Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz zu generieren. Wichtig ist beim Outsourcen, dass man den Fokus nicht nur auf Kosten legt, sondern immer auch auf die Qualität. Man sollte sich gründlich überlegen, welche Teile der HR-Prozesse oder Aufgaben an externe Dienstleister ohne Qualitätsverlust ausgelagert werden können, sodass die HR-Abteilung dann mehr Zeit zB. in die Personalplanung und Personalentwicklung investieren kann. Weiters sollte die Auslagerung von Personalaufgaben nur in jenen Bereichen erfolgen, die nicht zu einem erheblichen Know-How- oder Kontrollverlust führen.
Haben Social Media Einfluss auf verändertes Kundenverhalten hinsichtlich Personalberatern?
Judith Novak (Anova HR-Consulting): Ja. Fakt ist, dass sich das Kundenverhalten und auch die Kundenbedürfnisse in den letzten Jahren verändert haben. In der neuen „Social Economy“ haben die Kunden mittlerweile enorme Möglichkeiten, sich über Produkte und Dienstleistungen schnell und unkompliziert zu informieren. Die Frage ist jedoch, sind sie dadurch auch BESSER informiert? Unternehmen und Kunden nutzen Social Media, Smartphones und iPads, haben ihr Verbraucherbewusstsein geändert und sind anspruchsvoller denn je geworden. Kunden nehmen heutzutage immer mehr einen nicht nur aktiven sondern auch kritischen Part ein. Ein Produkt oder eine Dienstleistung soll genau auf ihre Ziele und Wünsche abgestimmt, möglichst simpel, transparent, individuell und kostengünstig sein. Eigentlich nichts Neues. Letztlich war es früher nicht leichter, es war eben nur anders. Der heutige Kunde ist eigenständig, aktiv und selbstbewusst, möchte sich selbst verwirklichen und mitagieren. Produkte sollen den eigenen Lifestyle und die eigenen Werte ausdrücken und da zähle ich mich durchaus dazu.
Die Gesprächspartner
„Personalberatungen: Was wollen eure Kunden?“
Elisabeth Weghuber Geschäftsführende Gesellschafterin Secretary Search Personalberatung Ges.m.b.H Mag. Klaus Lercher, MBA CEO Trenkwalder Personaldienste GmbH www.trenkwalder.at Judith Novak Geschäftsführerin ANOVA HR-Consutling GmbH Mag. Barbara Schopper Geschäftsführende Gesellschafterin Schulmeister Management Consulting Mag. Agnes Gaspar Assistentin der GF, Personalrecruiterin Job World KG Mag. Martin Hofstetter Karriereschmiede Mag. Jeanette Necpal necpal consulting |