Wir alle kennen Gewohnheiten, die unseren Alltag bestimmen. Einige sind sehr dienlich, andere weniger. Manche Gewohnheiten blockieren unser Handeln und auch unser Denken. Wie können eingefahrene Gewohnheiten aufgelöst werden und in neue effizientere Muster verwandelt werden? Eine Möglichkeit ist, über den Körper zu arbeiten und sich seiner alten Gewohnheiten zuerst auf körperlicher Ebene bewusst zu werden. Ziel ist es, diese aufzulösen und neue effizientere Muster einzulernen.
Mit körperlichen Veränderungen (Entspannung im Nacken oder der Schultern), gehen geistige Veränderungen einher. Körper und Geist sind untrennbar miteinander verbunden und ganzheitlich zu sehen. Bei bestimmten Denkprozessen oder Verhaltensmustern, wie z.B. eine übermäßige Einwirkung von Kontrolle auf die Umwelt, verfestigen sich die Schultern und der Nacken wird starr. Hierzu fehlt das nötige Vertrauen in den Fluss des Lebens bzw. in seine Mitarbeiter oder anderen Lebenssituationen der betreffenden Person. Die Schultern und der Nacken können sich erst natürlich und dauerhaft entspannen, wenn sich Vertrauen entwickelt. Schwächen der Körperhaltung und Körperkoordination stehen in
Verbindung mit Rückenschmerzen, Nacken- oder Schultergürtelproblemen.
Wie wirkt sich dieser Prozess nun auf den Alltag aus?
Das Ziel ist es, alltägliche Bewegungsabläufe effizienter auszuführen. Weniger Kraft aufzuwenden, indem wir Muskeln entspannen, die nicht notwendigerweise beim Liegen, Sitzen oder Stehen angespannt werden müssen und die Muskeln herausbilden, die diese Bewegung ausführen und unterstützen. Dadurch wird es möglich den Energiehaushalt besser zu nutzen und auch im Tun nach Außen effizienter und wirkungsvoller zu werden. Dieser körperliche Prozess soll die eigene Sinneswahrnehmung schärfen und ein Gefühl für den eigenen Energieaufwand für die Tätigkeiten im Alltag entwickeln.
Anhand von Pilates Übungen, Techniken aus der Alexander-Technik und Embodiment (in Bezug auf Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche) besteht die Möglichkeit zu lernen, seinen Körper bewusster wahrzunehmen und die effizienten Verhaltensmuster, die hinter den Gewohnheiten verborgen sind, ausfindig zu machen. Mit wie viel Aufwand, Kontrolle oder Gelassenheit führe ich Übungen aus?
Gleichzeitig wird mit den Pilates-Übungen die nötige Tiefenmuskulatur trainiert, die zur natürlichen Ausrichtung des Körpers Voraussetzung, aber auch Grundlage für alltägliche Bewegungsabläufe und in weiterer Folge für sämtliche Sportarten ist. Der Einsatz des Körpers wird bewusst gemacht und alte ineffizienten Muster werden aufgedeckt und effizientere in der Bewegung eingelernt.
Beobachten sie sich selbst!
Versuchen sie einmal, sich selbst im Alltag in verschiedenen Situationen wahrzunehmen. Wie sitzen sie in Besprechungen? Wie lesen sie? Welche Haltung nehmen sie ein, wenn sie am Computer konzentriert arbeiten? Sind ihre Schultern nach oben gezogen und angespannt oder der Kopf unnatürlich nach vor geneigt. Welche körperlichen Veränderungen ergeben sich in heiklen Konfliktgesprächen oder Verhandlungen? Verkrampft sich der untere Rücken oder die Hände? Ist der Nacken starr somit der Kopf zugehend unbeweglich?
Es sollte ihnen leicht möglich sein, selbst zu merken, in welcher Haltung sie sich gerade befinden. Ist tatsächlich eine Anspannung vorhanden, dann kann sie durch Bewusstmachung gelöst werden. Viele dieser körperlichen Gewohnheiten sind unbewusst und unnatürlich und in gegenwärtigen Situationen oft nicht mehr hilfreich oder sogar hinderlich.
Falls sie die Möglichkeit zur Selbstbeobachtung nicht haben, kann sie unter Anleitung wiedererlernt werden. In einem anfänglichen Analysegespräch wird der Status quo erhoben, unter Anleitung auf falsche Gewohnheiten im Einsatz des Körpers hingewiesen und in weiterer Folge neue effizientere Muster eingelernt. Oft bedarf es nur einem „weniger tun“ in der Ausführung von Bewegungsabfolgen und „das Richtige“ stellt sich von selbst ein.
Gastautorin: Ursula Theresia Fuhrmann, Bodyreflections, www.bodyreflections.at
Verabschieden Sie sich von unnötigen Alltags-Mustern