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Körpersprache | Das Wort ist willig, aber der Körper…?!

28Okt.2013
5 min
verra_stefan

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Veranstaltungs-Bericht: Seminar „Körpersprache für Führungskräfte“, Business Circle, okt2013, Wien

Achtung! Sie haben mit Ihrer Präsentation noch gar nicht begonnen und doch schon so viel gesagt… Ihr Körper hat den Anwesenden in Millisekunden wichtige Informationen gegeben, die bereits wirken, bevor Sie starten. Wissen Sie, wie Sie „rüberkommen“? Die wichtigsten  Tipps vom Körpersprache-Experten Stefan Verra (Foto) können Sie gleich hier lesen und ausprobieren…

Business Circle veranstaltete am 22okt2013 einen sehr gelungenen Seminartag mit dem Körpersprache-Experten Stefan Verra.  9 Uhr, Courtyard Hotel, zwanzig Führungskräfte sitzen im Halbkreis dicht an dicht auf Ihren Sesseln, schwungvolle Musik läuft … Stefan Verra kommt rein, wird angekündigt und … sagt nichts. Verbeugt sich, begrüßt ohne Worte, geht den Kreis ab, lächelt und nimmt da und dort nonverbal Kontakt auf. Und beginnt dann gleich mit der ersten Übung. Und damit startet ein Feuerwerk an ausgreifender Gestik, szenischer Körperhaltung, spannenden Geschichten und vielen Fakts über das Funktionieren unseres Gehirns im Zusammenhang mit Körpersprache. Wie ein Wirbelwind führt Stefan Verra durch diesen Tag und stellt trotzdem sicher, dass die allerwichtigsten Fakts von allen mitgenommen werden und dass alle gleich vor Ort ins Üben und Umsetzen kommen.

Die Geschichte mit dem Apfel.

HRwebStellen Sie sich vor, Sie wollen einen Apfel kaufen und stehen am Obststand. Nach welchem Kriterium suchen Sie einen aus? Wahrscheinlich danach, wie er aussieht. Von unseren fünf Sinnesorganen ist der Sehsinn mit riesigem Abstand der dominanteste: 89% aller Sinneseindrücke, die wir wahrnehmen, kommen von den Augen. Auch Sie, wenn Sie zu einem Gespräch kommen oder eine Präsentation halten, werden zuerst und am stärksten mal über das wahrgenommen, was man von Ihnen sieht. Kleidung, Haltung, Blickkontakt, Fleck auf der Bluse… Und innerhalb von einer Viertelsekunde (!) bildet sich ein erster Eindruck. Da haben Sie wahrscheinlich noch gar nicht „Hallo!“ gesagt… Dann erst kommt der Inhalt – um beim Apfel zu bleiben: wir kosten und stellen fest, ob er schmeckt oder nicht. Ihr Inhalt, Ihre Worte, Ihr Verhalten sind wichtige Hinweise, die Menschen verwenden, um diesen ersten Eindruck zu verifizieren. Ja, verifizieren, nicht unbedingt objektivieren. Denn psychologische Forschungen zeigen, dass wir als Menschen dazu neigen, primär nach bestätigenden Wahrnehmungen für unsere erste Hypothese zu suchen (und nicht dazu unvoreingenommen zu sein – das sind wir ja nicht mehr – oder gar sie widerlegen zu wollen).

Aha! So ist das also.

Was nun welche Gestik/Haltung bedeutet darf weiter diffus bleiben, weil es eben nicht eindeutig ist. Aber welche Wirkung unsere Körpersprache auf andere hat, das macht der Experte anschaulich klar – auch an uns als lebende Objekte. Und daraus lassen sich kurz und knapp drei Grundregeln ableiten – vor allem für Führungskräfte, deren wichtigste Aufgabe es laut Stefan Verra ist, Sicherheit auszustrahlen:

  • Territorialverhalten: Wie viel vom gemeinsamen Raum beansprucht eine Person durch ihre Körperhaltung für sich? Wenn sie sich viel Raum nimmt, wirkt das stark, aber auch aggressiv. Stellen Sie sich dabei jemanden vor, der breitbeinig, mit vorgeschobenen Hüften und die Ellenbogen nach außen abgewinkelt vor Ihnen steht. Die Teilnehmerabstimmung zeigt: unsympathisch. Aber auch der umgekehrte Fall, wenn jemand sehr wenig Raum für sich beansprucht, wirkt negativ. Die Füße eng beieinander, Fußspitzen nach innen, Hüfte nach hinten und Arme die eng beim Körper nach unten hängen… Das bewirkt bei uns eine Interpretation von Schwäche. Also lieber mit hüftbreitem Stand, aufrecht und die Hände locker im Bereich ober der Gürtellinie… so kommen wir Souveränität schon näher!
  • Aktivität bewirken: Mit hängenden Armen oder in der „David-Beckham-Schutzhaltung“  gelingt es leider nicht, bei den Zuschauern Aktivität und Interesse zu bewirken. Verra´s Tipp: Die Hände sollten ca. zwischen Gürtel und Nabel sein, relativ locker, die Arme mit leichtem Abstand zum Körper (also nicht angepresst)… „Was genau du dabei machst, ist deine Sache“, lacht er. Jeder kann und soll seine persönliche Note einbringen.
  • Sicherheit geben durch Sichtbarkeit: Eine Führungskraft sollte prinzipiell sichtbar sein, damit sie Sicherheit geben kann, also sich nicht ständig im Büro verschanzen. Aber Sichtbarkeit ist auch noch in einem anderen Zusammenhang gemeint: Damit wir Gesprächspartner oder Zuhörer nicht verunsichern, ist es wichtig, dass die Augen, der Mund und die Hände beim Gespräch gesehen werden können, weil Menschen davon wichtige Schlussfolgerungen ableiten. Also ein „Leider, nein!“ für Sonnenbrillen oder extrabreite Hornbrillen, Heidi-Klum- Stirnfransen, Finger in Rodin-Nachdenkposition vor dem Mund,  Hände hinterm Rücken, in den Hosentaschen sowie unter dem Tisch.

Gelungene Inszenierung mit den Händen!

Am Nachmittag werden wir dann noch aktiver und setzen einige wenige praktische Gestikwerkzeuge für die Visualisierung von Aussagen und kurzen Erklärungen ein. Sie erinnern sich – 89% der Wahrnehmung über den Sehsinn! Mit einem Koffer an fünf Gesten können bereits die meisten Inhalte klar verständlich dargestellt werden:

  • Das Eine – das Andere (links und rechts vom Körper)
  • Das Eine – das Andere – und Beides (zusammenführen vor dem Körper)
  • Die Vergangenheit (rechts vom Körper – und aus Sicht des Publikums links!), die Gegenwart (vor dem Körper) – und die Zukunft (links)
  • Eine positive Entwicklung zeigen (mit dem linken Arm von der rechten Körperseite nach links oben)
  • Pyramide/Hierarchie: Die Basis (auf Gürtelhöhe), der nächste Baustein (etwas höher) und dann der oberste (z.B. Brusthöhe).

Spannend zu erleben, wie es sich anfühlt, sich viel Raum für eine ausladende Gestik zu geben, die Arme weit links und rechts vom Körper dazu auszubreiten und die Geste auch stehenzulassen während man weiterspricht! Gleichzeitig schön zu hören, wie viel klarer die Botschaft ankommt und nachvollzogen werden kann. Und es hilft auch dem eigenen „Schwafeln“ vorzubeugen 😉

Extratipp für Führungskräfte: Mehr Lächeln!

Falls Sie jetzt denken, dass muss ich sehen um es gut umsetzen zu können, dann gebe ich Ihnen recht. Das bewegte Bild sagt definitiv mehr als tausend Worte. Und es sind ziemlich genau tausend Worte, die sie jetzt gelesen haben, wenn Sie es bis hierher geschafft haben 😉

 

Aber, was auf jeden Fall gleich funktioniert ist ein Extratipp für Führungskräfte: Mehr Lächeln! Als Vorgesetzter hat man sowieso schon eine hierarchisch höhere Position, die man nicht durch ein Pokerface oder gar grimmiges Gesicht noch unterstreichen muss (von Ausnahmen mal abgesehen). Ein Lächeln schafft Entspannung und Nähe. Und ein echtes Lächeln schafft – vs. einem „Kampfgrinsen“ – auch nette Krähenfüße rund um die Augen. Also lächeln Sie gut und lassen Sie Ihren Körper das sagen, was Sie auch ausdrücken wollen!

Körpersprache | Das Wort ist willig, aber der Körper…?!

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