Im juli2014 jährt sich das Bestehen der Elternteilzeit (Österreich) in der heutigen Form zum 10. Mal. Seit 2004 haben Eltern unter bestimmen Voraussetzungen Anspruch auf Elternteilzeit (Österreich; Deutschland, etc haben hier andere gesetzliche Regelungen). Für viele Unternehmen ist es immer wieder einer Herausforderung, die Wünsche der rückkehrenden Mitarbeiter und des Betriebes in Einklang zu bringen und den Wiedereinstieg nach Karenz gelungen zu gestalten.
Umso wichtiger ist dabei ein funktionierendes Karenzmanagement, das gemeinsame Planungen ermöglicht, Mitarbeiter in Karenz up-to-date hält und außerdem einen gelungenen Wiedereinstieg ermöglicht. Zahlreiche Unternehmen setzen tolle Initiativen, um Mitarbeiter vor, während und nach Karenz entsprechend zu servicieren. Und profitieren selbst davon.
Wiedereinstieg nach Karenz: Kontaktzeitpunkte, Informationsfluss, Wertschätzung
Ein systematisches Karenzmanagement und ein geplanter Wiedereinstieg nach Karenz hat für Unternehmen wie Mitarbeiter viele Vorteile. Zum einen werden Mitarbeiter in Auszeit am Laufenden gehalten, was den Wiedereinstieg nach Karenz erleichtert. Zum anderen aber erleichtern entsprechende strukturierte Gespräche auf Augenhöhe die Planung. Vor allem geht es darum, zum Vorteil der Mitarbeiter aber auch zum Nutzen des Unternehmens die möglichen Optionen frühzeitig und angstfrei zu besprechen. Begleitend bieten Austauschformate und Zugang zu Informationen eine gute Basis, um auch in Karenz am Leben im Unternehmen teil zu haben.
Ein professionelles Karenzmanagement kann viele Aktivitäten und Angebote beinhalten, etwa:
- Strukturierte Gespräche vor, während und nach der Karenz (unterstützt durch entsprechende Leitfäden für die Führungskräfte)
- Stay-in-touch Zusammentreffen, die regelmäßig stattfinden, zB Eltern-Frühstücke
- Einladung zu Firmenveranstaltungen und Feiern
- Informationsmaterial oder ein eigenes Online-Portal, im den sich karenzierte Mitarbeiter nicht nur über rechtliche Gegebenheiten informieren können, sondern auch über Neuigkeiten informiert werden
- Newsletter und Mitarbeiterzeitschrift, die nach Hause gesendet werden
- Informationsmaterialen und Online Informationen für Führungskräfte zum Umgang und den Möglichkeiten rund um die Karenzierung von Mitarbeitern
- Möglichkeiten der Beschäftigung (im Rahmen der Zuverdienstgrenzen) während der Karenz
- Möglichkeiten der (freiwilligen) Teilnahme an Weiterbildung während der Karenz
- Mentoring während und nach der Karenz
Best Practice Beispiel BILLA
Ein Unternehmen, das seit einiger Zeit verstärkt auf ein professionelles Karenzmanagement setzt, ist Österreichs größter Lebensmitteleinzelhändler BILLA. 2012 hat BILLA am Audit berufundfamilie teilgenommen und als eine der Maßnahme den Aufbau eines solchen Karenzmanagements festgelegt. Personalentwicklung, Betriebsrat und interne Kommunikation haben daraufhin gemeinsam Standards entwickelt, die vor allem eine hohe Wertschätzung von Kollegen, die Eltern werden, im Fokus hatten. So wurden umfangreiche, schön gestaltete Informationsbroschüren erstellt, die alle samt den Slogan „Im Mittelpunkt stehst Du“ tragen und während der Schwangerschaft, nach der Geburt und auch im Laufe der Karenz passende Informationen bereit halten.
Um Mitarbeitern die notwendigen Abläufe zu erleichtern wurden zudem Musterschreiben, etwa für die Meldung der Schwangerschaft, die Meldung der Karenzdauer oder aber für den Wiedereinstieg erstellt, die Mitarbeiter nutzen können. Auch für Führungskräfte wurde ein Leitfaden mit den wesentlichen Informationen zusammengestellt.
Ein besonderes Zeichen ist die BILLA Baby Box. Diese Box mit Proben verschiedener Babyartikel, einer Infobroschüre „Kind und Beruf“ sowie einem BILLA Baby Body, erhalten alle Jungmütter und Jungväter von BILLA zugesandt.
Parallel dazu beschäftigt man sich bei BILLA vermehrt mit Möglichkeiten von Führungspositionen in Teilzeit. Da ein Großteil der Beschäftigten in Teilzeit arbeitet, würde man diese von Karrieremöglichkeiten andernfalls abschneiden. Daher widmet sich BILLA gezielt den Möglichkeiten von Arbeitszeitmodellen in Teilzeit für Führungskräfte.
Lebensphasenorientierte Personalplanung und Führungskultur sind wichtiger denn je
Genau wie BILLA installieren immer mehr Betriebe ein durchdachtes Karenzmanagement und entsprechende Folgeangebote in ihren Häusern. Insgesamt hat die Elternteilzeit (Österreich) aber vor allem auch die Anforderung mit sich gebracht, Personalplanung und -einsatz neu zu denken. Angesichts steigender Teilzeitquoten und -wünsche – übrigens nicht nur im Zusammenhang mit Elternschaft – ist es mehr denn je notwendig, sich von tradierten Vorstellungen der „Vollzeitarbeitskraft als Idealbild“ zu lösen und zu einem lebensphasenorientierten Personaleinsatz überzugehen.
Personalplanung muss heute agil sein, das bedeutet, auf permanente Veränderungen und Bedarfe reagieren, neue Modelle des Job Sharings und dezentralen Arbeitens aufgreifen und professionell mit Wünschen umgehen. Das gilt natürlich auch für die Mitarbeiter.
Für ein funktionierendes Karenzmanagement ist vor allem eine entsprechende Führungskultur notwendig, die Mitarbeitern erlaubt, ihre Anliegen ohne Angst vor Konsequenzen vorzubringen und damit überhaupt erst gemeinsame Überlegungen ermöglicht. Dort wo Karenzmanagement an einzelnen Personalverantwortlichen hängen bleibt, die betroffenen Mitarbeiter und Führungskräfte nicht miteinbezieht und eine Kultur vorherrschend ist, die Mitarbeiter dazu zwingt, stets auf ihre Rechte zu pochen, kann ein professioneller Umgang mit Karenzen und Auszeiten nicht gedeihen. Familienfreundliche Arbeitgeber sind sich dessen bewusst und scheuen sich nicht, Karenz und Väterkarenz aktiv anzusprechen und Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich Mitarbeiter auch in dieser Zeit und danach bei ihrem Arbeitgeber wohlfühlen.
10 Jahre Elternteilzeit (Österreich) – Karenzmanagement ist Trumpf