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Führungskräfte – Entscheider oder Vermeider?

08Mai2014
3 min
fuehrungskraefte

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Der österreichische Spitzenbanker Andreas Treichl hat vor einigen Jahren in der Öffentlichkeit für großes Aufsehen gesorgt, als er die österreichischen Politiker für „zu blöd und zu feig“ befunden hat, um die notwendigen Reformen am Wirtschaftsstandort Österreich zu initiieren und umzusetzen.

 

Betrachtet man die Entwicklung mancher Branchen und Unternehmen in den letzten Jahren, stellt sich allerdings die Frage, ob dafür „nur“ die schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verantwortlich sind? Oder gibt es auch in der Wirtschaft eine Tendenz, unangenehme Themen und notwendige Veränderungsprozesse entweder gar nicht anzupacken oder so lange wie möglich hinaus zu zögern?

Die Angst der Führungskraft vorm Konflikt

Fragt man die HR-Experten in den Unternehmen, welche Kompetenzen bei Führungskräften am schwächsten ausgeprägt sind, dann wird an erster Stelle immer wieder ein Kriterium genannt – die mangelnde Konfliktfähigkeit. Denn sehr häufig sehen die Konfliktlösungsstrategien vieler Führungskräfte so aus: Negieren, aussitzen oder wegducken.

Ist ein defensives Konfliktverhalten bei „normalen“ Mitarbeitern noch verständlich und nachvollziehbar, gelten für Führungskräfte andere Maßstäbe. Wer führen will, muss auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Und wer entscheidet, stellt letztendlich immer die Interessen einer Partei über jene der anderen. Damit läuft er aber Gefahr, „der Böse“ zu sein – egal, wie entschieden wird.

Genau das wollen aber viele Führungskräfte nicht. Im Gegenteil – sie gefallen sich viel besser in der Rolle von „everybodys darling“. Jenem Führungstypen, der nur positive News parat hat und daher bei allen beliebt ist. Unangenehme Themen werden daher verdrängt und so lange wie möglich negiert. Dieses Führungsverhalten kann bereits in wirtschaftlich guten Zeiten teuer werden – in Krisenzeiten wird fehlendes Leadership sofort sichtbar. Hier trennt sich dann die Spreu vom Weizen.

Nicht handeln kostet Geld – manchmal auch mehr

Wie massiv die Auswirkungen von Konflikten für Unternehmen sein können, zeigt eine Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens KPMG. So werden zwischen 10 und 15 % der jährlichen Arbeitszeit in den Unternehmen für Konflikte verbraucht. 30 bis 50 % (!!) ihrer wöchentlichen Arbeitszeit sind Führungskräfte direkt oder indirekt mit Reibungsverlusten, Konflikten oder Konfliktfolgen befasst. Und  ein Fall von Mobbing kostet ein Unternehmen im Durchschnitt rund € 60.000,–.

Die oben genannten Zahlen zeigen sehr deutlich das enorme Einsparungspotential, welches Unternehmen durch eine Professionalisierung im Konfliktmanagement erreichen können. Trotzdem sind diese Kosten verschwindend gering im Vergleich zu jenen Konsequenzen die drohen, wenn große unternehmerische Weichenstellungen aufgrund von Konfliktscheu und Entscheidungsschwäche im Management unterbleiben.

Werden unangenehme, aber notwendige Veränderungsprozesse wie Restrukturierungen oder Kostensenkungsprogramme nicht oder nicht zeitgerecht gestartet, kann das die Existenz des gesamten Unternehmens gefährden. Wer in guten Zeiten seine Strukturen nicht permanent anpasst, der wird in wirtschaftlich schlechten Zeiten schnell Schlagseite bekommen.

Fazit

Als Führungskraft beliebt sein zu wollen, ist zwar ein hehres Ziel, aber keine gute Ausgangsbasis für jemanden der nach Verantwortung strebt. Wer nicht in der Lage ist, auch unangenehme Entscheidungen zu treffen, der ist als Führungskraft fehl am Platz. Und der muss sich berechtigt den Vorwurf gefallen lassen, „zu feig“ zu sein, um die notwendigen Reformen zu initiieren. Das gilt nicht nur für Politiker, sondern auch für Manager.

Eine Führungskraft, die über die notwendige Konfliktfähigkeit verfügt,  weiß, dass in schwierigen Situationen ein frühes Handeln entscheidendend ist. Daher wird sie die notwendigen Veränderungsschritte zu einem Zeitpunkt setzen, an dem sich die unangenehmen Auswirkungen noch in Grenzen halten. Sie wird sich damit nicht bei allen beliebt machen – aber dafür ist sie Entscheider und nicht Vermeider.

 „Die teuerste Berufskrankheit ist die Entscheidungsangst“
(unbekannt)

Führungskräfte – Entscheider oder Vermeider?

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