Industrie 4.0 (Österreich, Deutschland, Schweiz): Einer Studie von CSC zufolge ist die deutschsprachige Arbeitswelt nicht auf die vernetzte Produktion der Zukunft vorbereitet. Ein intelligentes Personalmanagement kann das ändern.
Das IT-Beratungsunternehmen CSC (Computer Science Corporation) kommt in einer aktuellen Studie zu einem alarmierenden Ergebnis bzgl. Industrie 4.0: Österreich, Deutschland und die Schweiz drohen den Wandel zur Industrie 4.0 zu verschlafen. Für die Studie wurden Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitern aus den Kernbranchen Industrie, produzierende Gewerbe und IT befragt. In der DACH-Region wurden rund 900 Interviews durchgeführt, davon 500 in Deutschland, 250 in Österreich und 150 in der Schweiz.
CSC-Studie offenbart eklatante Mängel in DACH-Unternehmen
Die meisten Betriebe, so das Ergebnis, sind zu sehr auf die technologischen Herausforderungen fokussiert – und unterschätzen dabei massiv deren Folgen für die Arbeitsorganisation insgesamt. So fehlt es heute in knapp jedem zweiten Unternehmen an Fachkräften, die sowohl über IT-Wissen als auch Fertigungs-Know-how verfügen und somit die vierte industrielle Revolution überhaupt gestalten könnten. Nicht einmal jeder vierte Betrieb gleicht das derzeit mit Schulungen und Weiterbildungsprogrammen zum Thema Industrie 4.0 aus. Die Umrüstung der DACH-Unternehmen zu „smart factorys“ gleicht daher einer Baustelle, in der überall noch Planungslücken klaffen, seien es neue Arbeitsmodelle für Projektphasen, Anforderungsprofile für Mitarbeiter oder die stärkere Eibindung der Belegschaft in Entscheidungsprozesse generell.
Industrie 4.0 (Österreich, Deutschland, Schweiz): Herausforderungen und Chancen
„Industrie 4.0“ als das neue große Buzzword zu bezeichnen, ist vielleicht übertrieben. Dennoch werden unter diesem Schlagwort eine ganze Reihe aktueller Entwicklungen zusammengefasst, die laut einhelliger Meinung von Experten einer neuen Industriellen Revolution gleichkommen.
Die technologische Entwicklung, allen voran die Digitalisierung, transformiert die Wertschöpfungskette in nie da gewesener Geschwindigkeit. Zielpunkt der Revolution ist die Vision „smart factory“: eine vollständig vernetzte Produktionsumgebung, in der sich Logistiksysteme und Fertigungsanlagen ohne menschliche Eingriffe selbst organisieren. Die wichtigsten Innovationstreiber der Revolution 4.0 sind Cloud-Computing, Big Data und das „Internet der Dinge“.
Die Umstrukturierung bringt ein ganz neues Anforderungsprofil für Fachkräfte in technischen Berufen und IT hervor. Auf dem Weg zur „smart factory“ löst sich die klassische Trennung zwischen Planungs- und Kontrollaufgaben zunehmend auf. Die vernetzte Fabrik erfordert auch von ihren Mitarbeitern vernetztes Denken und übergreifende Kompetenzen: Das Know-how der Spezialisten aller Bereiche muss in engen Feedbackschleifen gesammelt und direkt wieder angewendet werden, um die Produktionsabläufe dynamisch zu optimieren. Auch das Arbeitsklima in den Betrieben wird sich dadurch nachhaltig verändern. Um den Wandel zu begleiten, ist ein HR-Management gefragt, das Unternehmen möglichst frühzeitig auf die Anforderungen der Industrie 4.0 vorbereitet.
Der Schlüssel zur Smart Factory liegt im Personalmanagement
Bei der Umsetzung der Vision „smart factory“ kommt demnach dem HR-Management eine Schlüsselrolle zu. Auf einen Unwillen der Fachkräfte, an dieser gemeinsamen Vision zu arbeiten, ist der Reformstau jedenfalls nicht zurückzuführen. Eine Arbeitsumgebung, die sich den Anforderungen der Zukunft nicht gewachsen zeigt, riskiert vielmehr eine Abwanderung der Spezialisten. So wurde in einer umfassenden Studie des Karriereportals Stepstones unter Fachkräften das Fehlen neuer Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten als häufigster Grund genannt, das Unternehmen zu wechseln. IT-Spezialisten, Ingenieure und andere technische Berufe gaben dies mit 45% und 42% im Vergleich zu anderen Berufsgruppen sogar überdurchschnittlich häufig an (hier die vollständige Studie „Candidate Insight“).
Dass Impulse für die Industrie 4.0 jetzt vor allem vom Personalmanagement gefragt sind, liegt nicht zuletzt am Rückstand der Ausbildungsstätten. Eine akademische Ausbildung, die zu gleichen Teilen IT-Kenntnisse und Ingenieurwissenschaften vermittelt, hat sich bislang nicht etablieren können. Um die industrielle Revolution 4.0 zu planen und umzusetzen, werden jedoch genau diese fächerübergreifenden Kompetenzen benötigt, die darüber hinaus Know-how in Fertigung und Logistik mit einschließen. Es liegt in der Verantwortung eines zukunftsorientierten Personalmanagements, verstärkt auf diese Kompetenzen zu setzen, um sich den Herausforderungen und Chancen der „smart factory“ gewachsen zu zeigen.
DACH-Region verschläft Industrie 4.0 – HR-Impulse setzen