Wer in Fokusgruppen sitzt, der hört von Mitarbeitern immer wieder: „In unserem Unternehmen gibt es zu viele Informationen und Meetings.“ Doch schon im nächsten Atemzug: „Wir werden zu wenig über aktuelles informiert.“ Wie können wir diesen Widerspruch auflösen?
Sicher helfen effizientere Meetings, eine professionelle E-Mail-Kultur und prägnante Intranet-Texte – aber ehrlich: Verschwindet dadurch unser Eindruck, dass wir zu wenig wissen und zu viel Infos bekommen? Wohl kaum. Oft reicht es, auf dieses Paradox aufmerksam zu machen. Ja, wir schwimmen heutzutage in Information – das wird sich nicht mehr ändern, stellen wir uns darauf ein.
Es gibt noch einen weiteren Widerspruchsklassiker: Wir haben zu wenig Arbeits-Freiräume – gleichzeitig wollen wir mehr Struktur und Regeln. Nur: Wenn wir mehr Regeln einführen, dann gibt es noch weniger Freiräume, oder? Das Problem dahinter: Wir versuchen uns an Perfektion, optimalem Verhalten, wir wollen alle Probleme beseitigen. Das stresst uns nicht nur, es führt auch zu durchschnittlichen, ausbalancierten Unternehmen, die ihre Erfolgsfaktoren nivellieren.
Denn oft steckt hinter den Problemen eine Erfolgskultur, eine zentrale Stärke: Wie in der Aussage eines Technikers „Ich habe mich geärgert, dass mir die Produktanforderungen nicht vom Vertrieb definiert wurden, sondern ich sie beim Kunden selbst besorgen musste. Ich dachte, das müssen wir besser abgrenzen. Aber ehrlich: Unser Produkt ist nur deshalb so gut, weil ich direkt mit dem Kunden gesprochen habe.“
Mit zentralen Chaospiloten-Geschichten hat dieses Unternehmen aus dem ständigen Widerspruch ein neues Selbstbewusstsein entwickelt. So wie die Synaxxon AG, die in ihrem Leitbild klar bekennt: „Veränderung ist gut. Alles ist beta.“ Der Psychologe Martin Seligman hat den Merksatz dazu: „Don’t fix, what’s wrong! Build up, what’s strong!“
Overnewsd und Underinformed? Widersprüche als Kulturanker nutzen