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Spezialisten gesucht? Vielleicht ist ein Autist genau IHR Spezialist? | # Specialisterne

24Aug.2015
5 min
Specialisterne-oesterreich

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Kürzlich lernte ich Mag. Bettina Hillebrand und Mag. Elisabeth Krön von Specialisterne kennen. Specialisterne (Österreich) integriert Autisten in den Arbeitsmarkt, denn diese verfügen über herausragende Fähigkeiten. Bereits im aug2014 erzählten wir im HRweb-Artikel „Specialisterne – Vielfalt leben über die überaus erfolgreiche Aufnahme von Autisten bei Baxter. Ich möchte mehr wissen über die Hintergründe. Bitte zum Interview!

Specialisterne – woher kommt der Name?

Bettina Hillebrand: Der soziale Entrepreneur und Ashoka Fellow Thorkil Sonne hat Specialisterne 2004 in Dänemark gegründet um Menschen mit Autismus den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Nun gibt es das Konzept schon weltweit. Specialisterne ist dänisch und bedeutet „die Spezialisten“, denn unsere Kandidaten und Mitarbeiter haben außergewöhnliche Fähigkeiten in bestimmten Einsatzbereichen.

Wie lange sind Sie bereits in Österreich tätig?

Mag. Elisabeth Krön: Seit 2011 wurde Specialisterne als gemeinnütziger Verein in Österreich gegründet, mit 2013 haben wir aber erst eine regelmäßige Tätigkeit aufgenommen. Davor gab es noch nicht einmal ein Büro. Derzeit sind knapp 30 Personen durch uns in einem Arbeitsverhältnis, weitere 25 warten noch auf eine Chance.

Welche Arbeitnehmer sind Ihre Zielgruppe?

Bettina Hillebrand: Unsere Zielgruppe sind Menschen mit Autismus ab 18 Jahren, die in Wien und Umgebung eine Beschäftigung suchen. Sie haben Interessen bzw. Begabungen, die am Arbeitsmarkt gebraucht werden, obwohl sie zuvor oft lange Zeit arbeitslos waren. Viele haben die Diagnose erst seit kurzer Zeit und wollen sich neu orientieren; für die meisten ist besonders das Bewerbungsgespräch eine große Hürde, weil sie in sozialen Situationen unsicher sind und ihnen Smalltalk sowie Selbstpräsentation schwer fallen. Eigenschaften, die speziell Menschen mit Asperger-Syndrom – einer leichten Form von Autismus – auszeichnen sind große Genauigkeit, logisch-analytisches Denken, und eine hohe Konzentrationsfähigkeit.

Welche Arbeitgeber sind Ihre Zielgruppe?

Elisabeth Krön: Im Grunde sind unsere Spezialisten überall dort sehr gut geeignet wo Qualität zählt, die Aufgabe aber für „neurotypische“ Menschen zu repetitiv oder detailliert ist um fehlerfrei arbeiten zu können. Außerdem Tätigkeiten, bei denen hohes logisch-analytisches Denkvermögen gefragt ist. Alles was mit Computern und IT zu tun hat kommt vielen Menschen mit Autismus sehr entgegen: Computer agieren streng logisch, es gibt keine unausgesprochenen Konventionen zu beachten. Unsere Hauptbereiche sind demnach IT, Technik, Qualitätssicherung und Datenmanagement. Arbeitgeber sind auch Unternehmen, die sich sozial engagieren und Menschen mit Autismus eine Chance auf langfristige Anstellung geben wollen.

Wie unterstützen Sie Unternehmen und Teams bei der Eingliederung

Elisabeth Krön: Am Anfang gibt es manchmal Bedenken und Unsicherheiten seitens der Verantwortlichen. Deshalb bestehen wir sehr früh auf einen Termin bei uns im Büro wo man sich mit unseren Kollegen mit Autismus unterhalten kann. Dabei bauen sich Berührungsängste ganz von alleine ab. Die Begleitung des Recruiting- und Onboardingprozesses ist allerdings essentiell. Neue Situationen belasten unsere Kandidaten und wir unterstützen, damit es zu keiner Überforderung kommt. Ein Kick-off-Workshop für das ganze Team ist unverzichtbar. Dabei erfahren die Teammitglieder mehr über Autismus und man trifft gemeinsam Vereinbarungen über den Umgang miteinander. Offenheit und direkte Kommunikation sind das Um-und Auf!

Wie nehmen die Unternehmen – und im speziellen die Teams – diese Mitarbeiter mit Autismus auf?

Bettina Hillebrand: Meistens mit sehr viel Offenheit und Enthusiasmus! Die Teams profitieren von der Integration eines Kollegen mit autistischer Wahrnehmung sehr. Es eröffnen sich neue Perspektiven und die Kommunikation verbessert sich. Auch Manager lernen ihren Führungsstil anzupassen, denn im Umgang mit unseren Spezialisten sind strukturierte Arbeitsanweisungen wichtig. Ein Coach von Specialisterne begleitet das Team und den neuen Kollegen aber auch nach der initialen Eingliederung um Missverständnisse zu vermeiden oder auch neue Arbeitsfelder behutsam zu erschließen. Eine Mitarbeiterin, die ursprünglich nicht telefonieren sollte, bekam z.B. von uns ein Telefontraining, als sich ihre Aufgabe erweiterte.

In welchen Einsatzbereichen sind Ihre Mitarbeiter beschäftigt?

Elisabeth Krön: Wir haben Kollegen in unterschiedlichsten Branchen und Arbeitsgebieten: Ein Versicherungsmathematiker arbeitet nun als Lektor beim Rechtsverlag LexisNexis, Programmierer sind bei Paysafecard dem AIT oder der Wirtschaftsuniversität im Einsatz und bei dem Pharmakonzern Baxalta wurde 2 Mitarbeiter mit Aufgaben in der Qualitätssicherung betraut. Unternehmen können auch Aufgaben an uns auslagern: so arbeitet ein Team gerade an einem Projekt in der Verschnitt-Optimierung für die Industrie und mehrere Mitarbeiter transkribieren alte Kurrentschriften für die Ahnenforschung.

Bettina Hillebrand: Wir haben Kollegen in unterschiedlichsten Branchen und Arbeitsgebieten: Ein Versicherungsmathematiker arbeitet nun als Lektor beim Rechtsverlag LexisNexis, Programmierer sind bei Paysafecard dem AIT oder der Wirtschaftsuniversität im Einsatz und bei dem Pharmakonzern Baxalta wurde 2 Mitarbeiter mit Aufgaben in der Qualitätssicherung betraut. Unternehmen können auch Aufgaben an uns auslagern: so arbeitet ein Team gerade an einem Projekt in der Verschnitt-Optimierung für die Industrie und mehrere Mitarbeiter transkribieren alte Kurrentschriften für die Ahnenforschung.

Warum sollte ein Unternehmen Mitarbeiter mit Autismus einstellen?

Bettina Hillebrand: Fluktuation oder innere Kündigung sind Themen mit denen Unternehmen zu kämpfen haben. Menschen mit Autismus streben nach Beständigkeit und wollen langfristig Fachexperten in ihrem Gebiet werden. Sie sind loyale und hochmotivierte Mitarbeiter wenn wir gemeinsam die passende Aufgabe gefunden haben. Man darf nicht vergessen, dass unsere Mitarbeiter in gewissen Bereichen bessere Leistungen erbringen als Kandidaten ohne Autismus und neue Blickwinkel einbringen, die die Qualität oder Innovationskraft verbessern. Wir hören auch immer wieder vom positiven Einfluss auf Teamzusammenhalt und die Führungskräfteentwicklung. Am 30. September berichten unsere Partnerunternehmen in der Veranstaltung „War for Talent 3.0 – Spezialisten mit Autismus“ über ihre Erfahrungen aus der Praxis.
Hier geht es zur kostenlosen Anmeldung.

Was suchen Sie aktuell?

Elisabeth Krön: Bildung ist in Österreich leider nicht barrierefrei für Menschen mit Autismus und viele brechen Schule, Berufsausbildung oder Studium ab. Wir möchten junge Talente gerne in Kooperation mit Unternehmen zu Spezialisten ausbilden. Dafür suchen wir immer wieder interessierte Partner, die junge Talente qualifizieren möchten oder uns über Sponsoring bzw. ehrenamtliche Trainer helfen gezielt Kurse (z.B. Programmiersprachen) anzubieten. Aber natürlich sind wir ständig auf der Suche nach Auftraggebern, die standardisierte Aufgaben, z.B. Datenkontrollen an uns auslagern möchten oder auf der Suche nach Talenten sind.

Kurz: Wir suchen begabte Firmen, die begabten Menschen eine Chance geben möchten.


hillebrand_bettinaInterview-Partnerinnen: Spezialisten gesucht? Vielleicht ist ein Autist genau IHR Spezialist? | # Specialisterne

kroen_elisabeth„Spezialisten gesucht? Vielleicht ist ein Autist genau IHR Spezialist? | # Specialisterne“

Mag. Elisabeth Krön (Foto links) baute die Organisation Specialisterne in Österreich auf. Neben der Leitung des Projektes hält sie auch Integrations-Workshops bei den Kooperationspartnern ab.

Mag. Bettina Hillebrand (Foto rechts) verstärkt das Team seit Anfang 2015 und ist für den Aufbau von Unternehmenkooperationen und das Marketing zuständig.

Kontakt: bettina.hillebrand@specialisterne.at

www.specialisterne.at

Spezialisten gesucht? Vielleicht ist ein gefragter Autist genau IHR Spezialist? | # Specialisterne

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