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Work-Life-Strategies: Freizeit statt Geld – ein oft gehegter Wunsch, der immer häufiger Realität wird

06Aug2015
3 min
Work-life-strategies-work-leisure-balance

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Work-Life-Strategies, Work-Life-Balance oder besser Work-Leasure-Balance. Auch Work-Family-Balance ist im Spiel.

 

So manch Personalverantwortlicher hat schon einiges zu grübeln, wenn es um die jungen Arbeitnehmergenerationen geht, die derzeit auf den Arbeitsmarkt drängen. Denn immer öfter wird von diesen ein Wunsch geäußert, den sich viele Vertreter früherer Generationen nicht mal zu denken gewagt hätten: bitte mehr Freizeit statt Geld! Aber was so manchen Unternehmer derzeit noch vor den Kopf stößt, ist vielerorts schon Realität.

„Work-Life-Separation“ ist das neue Schlagwort der Work-Leisure-Balance

Während viele noch dem Sinn oder Unsinn des Wortes „Work-Life-Balance“ nachsinnieren und es lieber „Worl-Leisure-Balance“ nennen würden, sprechen neuere Erkenntnisse über die Generation Z schon von einem ganz anderen Trend. Denn nicht mehr die Balance, also das Verschmelzen dieser beiden Lebensbereiche, ist bei jungen Menschen zunehmend in, sondern die strikte Trennung erlebt eine Renaissance. Nicht die Frage, ob ich einen Teil der Arbeit auch am Abend erledigen kann, wenn die Kinder schlafen, sondern die klare Festlegung, wissen zu wollen, wann Schluss ist, dominieren das Denken, so auch der Autor des Buches „Generation Z“, Prof. Christian Scholz.

Damit einhergehend wird bzgl. Work-Life-Strategies auch immer häufiger der Wunsch nach mehr Freizeit artikuliert: Freizeit statt Geld. Eine Befragung der Gewerkschaft ProGE in Vorarlberg hat erst jüngst ergeben, dass sich der überwiegende Teil der Befragten für eine Freizeitoption ausspricht, also mehr Freizeit statt einer Gehaltserhöhung (Befragte Bevölkerung: 60% Zustimmung; Befragte aus acht ausgewählten Großbetrieben: 84% Zustimmung). Dabei wurden mehr Erholung, mehr Zeit für die Familie, aber auch das Empfinden, dass Lohnerhöhungen ohnehin „unrentabel“ seien, besonders oft als Grund für die Zustimmung angeführt.

Aber nicht nur die neue Einstellung zum Verhältnis Arbeit zu Freizeit ist ein Grund. Österreich ist gemäß Eurostat immer noch Vize-Europameister der Überstunden. In kaum einem anderen Land herrscht eine derart deutliche Präsenz- und Mehrleistungskultur. Während Innovationsleader Dänemark mit rund 38,8 durchschnittlich geleisteten Wochenarbeitsstunden auskommt, leisten die Österreicher im Schnitt 43 Stunden. Nur die Griechen sind nicht zuletzt wegen der aktuellen angespannten Situation mit über 44 Stunden an der Spitze der Tabelle. Es ist daher nur allzu verständlich, dass der Wunsch nach mehr Freizeit häufiger geäußert wird.

Zeit also, sich mit dem Thema Freizeit statt Geld auseinander zu setzen. Erste Vorreiterbranchen gibt es schon.

Die Pioniere werden immer mehr

Den Anfang machten 2013 die Angestellten im Metaller-Fachverband Bergbau-Stahl sowie die Angestellten der Elektro- und Elektronikindustrie. Seit 2013 ist es gemäß dieser beiden Kollektivverträge bereits möglich, die jährliche Ist-Lohn-Erhöhung in Freizeit umzutauschen. Das bedeutet für die Beschäftigten, die diese Option wählen, etwa eine Woche mehr Freizeit.

2014 machte es ihnen die Fahrzeugindustrie nach, heuer kam die Papierindustrie dazu. Die Elektro- und Elektronikindustrie hat diese Möglichkeit gleich für 10 Jahre abgesichert, wobei sie innerhalb dieser 10 Jahre maximal vier Mal in Anspruch genommen werden kann, zwei Mal davon vor dem 50. Lebensjahr.

Erste Ergebnisse zeigen, dass die Freizeitoption seitens der Belegschaften gut angenommen wird. So berichten die Unternehmen von rund einem Fünftel der Beschäftigten, die sich mehr Freizeit wählen, darunter vor allem die jüngeren Mitarbeiter. Bei der Belegschaft kommt diese Möglichkeit sehr gut an, bestätigen auch die Gewerkschaften.

Freizeit statt Geld im eigenen Unternehmen umsetzen

Versuche, selbst im Unternehmen einfach Gehaltsbestandteile in Freizeit umzuwandeln, sollten aber mit Vorsicht in Angriff genommen werden, denn nicht jeder Gehaltsbestandteil eignet sich dafür. Die Kollektivverträge, die eine solche Option enthalten, sehen meist den Abschluss einer entsprechenden Betriebsvereinbarung vor. Unternehmen wie Siemens oder Zumtobel haben das getan.

Bei der Überlegung, Geld in Freizeit umzuwandeln, kommen aber vor allem Gleichbehandlungsfragen zum Tragen. Und nicht zuletzt sind die Lohn-und-Sozialdumping-Bestimmungen zu beachten.


Weiterführende Info

  • www.feei.at/kollektivvertraege

Die arbeitsrechtliche Seite

Was bei einer Umwandlung von Entgeltbestandteilen in Freizeit im Unternehmen beachtet werden muss, das finden Sie kommenden Mo 10aug2015 im HRweb-Artikel von der Rechtsanwältin Dr. Anna Mertinz, die Ihnen einen arbeitsrechtlichen Überblick zu diesem Thema geben wird: „Work-Life-Strategies: Freizeit statt Geld für mehr Work-Leisure-Balance? Die arbeitsrechtliche Seite.“

Work-Life-Strategies: Freizeit statt Geld – ein oft gehegter Wunsch, der immer häufiger Realität wird

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