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Internationaler Frauentag 2016 (Weltfrauentag 2016): Warum wir Väter fördern sollten, wenn wir Frauen fördern wollen

04Mrz2016
4 min
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HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Am 8 März findet der Weltfrauentag 2016 (oder auch Internationaler Frauentag 2016) statt.

Es hört sich auf den ersten Blick paradox an, wenn ich sage „Wer Frauen fördern will, muss Männer fördern“, aber es gibt einige schlagkräftige Argumente, dass das absolut Sinn macht. Wer die Chancen von Frauen erhöhen will, der muss Männer in ihrer Elternrolle bzw. Partnerschaftsrolle fördern.

Gerade rund um den Weltfrauentag 2016 (8 märz 2016) gehen wieder die Klagen über die ungleichen Chancen los. Dabei hängen gerade diese von einer gleicheren Verteilung der Familien- und Partnerschaftsaufgaben ab und da gibt es noch einiges zu tun.

Internationaler Frauentag 2016 | Warum in Island 96% der Väter in Karenz gehen und in Österreich nur 17%

Dass eine Förderung der Väter in der Wahrnehmung ihrer Familienpflichten Sinn macht, zeigt das Beispiel Island. Zwar sind Ländervergleiche zu familienpolitischen Themen generell mit Vorsicht zu genießen – hängen doch Familienpolitik und die entsprechenden Systeme in einem Land vor allem mit der dort vorherrschenden Ideologie zusammen -, jedoch ein Blick auf Island lohnt, um die Folgen einer gleicheren Verteilung sichtbar zu machen.

Ein Blick nach ISLAND anlässlich des Weltfrauentag 2016 / internationaler Frauentag 2016

Islands Karenzmodell sieht eine verpflichtende Beteiligung der Väter an der Karenz vor. Seit 2016 können Eltern maximal 12 Monate in Karenz gehen, was im internationalen Vergleich einer mittleren Dauer entspricht. Dabei muss diese aber aufgeteilt werden: 5 Monate sie, 5 Monate er und die verbleibenden 2 Monate können gewählt werden. Die „Bezahlung“ – analog zu unserem Kinderbetreuungsgeld – ist dabei hoch und beträgt 80% des Einkommens, minimal 820 Euro, maximal 2180 Euro bei Vollzeiterwerbstätigen. Die Folge davon ist, dass fast alle Männer in Island in Karenz gehen.

Viel interessanter ist aber die Folgewirkung auf die Geschlechtergerechtigkeit: Im Global Gender Gap Report des World Economic Forums des Jahres 2014 liegt Island mit einem Indexwert von 0,8594 an der Spitze der Länder mit den wenigsten Gehaltsunterschieden zwischen Frauen und Männern. Dazu kommt, dass die Erwerbsquote der Frauen in Island mit knapp über 80% um fast 10 Prozentpunkte über Österreich liegt. In einem System, in dem beide Elternteile in Karenz gehen, macht es schlichtweg keinen Sinn, einen Mann einer Frau vorzuziehen.

Ein Blick nach ÖSTERREICH anlässlich des Weltfrauentag 2016 / internationaler Frauentag 2016

In Österreich sieht es mit der Väterkarenz (derzeit) noch ein wenig anders aus. Nach den Daten des Familienministeriums gehen etwa 17% der Väter in Österreich in Väterkarenz. Allerdings verteilt sich diese Quote ungleich auf die verschiedenen Modelle. Beim einkommensabhängigen Modell (12+2 Monate) sind es etwa 35% der Väter, die die zwei Monate Karenz nehmen. Bei den längeren Modellen deutlich weniger.

Was das für Unternehmen bedeutet

Umgelegt auf eine Volkswirtschaft bedeutet das, dass Modelle mit gleicherer Beteiligung zahlreiche wünschenswerte Effekte mit sich bringen. An einer solchen stärkeren Väterbeteiligung wird bereits intensiv gearbeitet.

Aber auch Unternehmen können durch eine stärkere Beteiligung von Vätern Vorteile ziehen. Zum Einen zeigen Befragungen von Vätern, dass es scheinbar eine hohe Zahl von Vätern gibt, die gerne in Karenz gehen würden, dies aber aus Angst vor beruflichen Nachteilen nicht wagen. Eine Angst, die sich in der Praxis übrigens nicht bestätigt. Eine Untersuchung von Joanneum Research aus dem Jahr 2014 zeigt, dass Väter, die in Karenz waren, zwei Jahre nach der Karenz mehr verdienen als Väter ohne Karenzunterbrechung.

Zum Anderen aber zeigt das „Wiedereinstiegsmonitoring“ der Arbeiterkammer, das die L&R Sozialforschung durchführt, dass 77% der Frauen, deren Partner ebenfalls in Karenz war, zum Ende der Karenz wieder in den Job einsteigen. Bei jenen Frauen mit alleinigem Kindergeldbezug waren es nur 56%.

Wer also qualifizierte Damen und Herren nicht verlieren will, der sollte sich um aktives Karenzmanagement für Mütter UND Väter bemühen. Dazu kommt zudem auch, dass Väter ihre Karenz erst drei Monate vor Antritt melden müssen. In Unternehmen, in denen eine geplante Väterkarenz angstfrei angesprochen werden kann, melden die Herren diese meist weit früher, was die Planung erheblich erleichtert – für beide Seiten.

Papamonat im Vormarsch – Zeit, was zu tun!

Die gute Nachricht: Es gibt schon zahlreiche gute Beispiele aus Unternehmen, die Väterförderung aktiv betreiben und Männer in ihrer Familienrolle stärken. Nicht nur, dass einige Kollektivverträge mittlerweile ein (meist unbezahltes) Papamonat ermöglichen, auch freiwillig gewährte (und bezahlte) Papawochen, wie etwa bei Microsoft oder der Wiener Städtischen Versicherung, werden mittlerweile angeboten und sichern einen Wettbewerbsvorteil um qualifizierte Kräfte.

Derzeit befindet sich die Kindergeldreform in Begutachtung, die einen Papamonat (im Entwurf „Familienzeit“ genannt) vorsieht. 31 Tage sollen Väter nach der Geburt zu Hause bleiben können und dafür auch Kinderbetreuungsgeld erhalten. Die Höhe des Betrages ist noch offen. Außerdem soll ein Partnerschaftsbonus von 1000 Euro Anreiz sein, sich die Karenz künftig zu teilen.

Aber auch im Alltag zeigen sich noch deutliche Unterschiede zwischen Männer und Frauen in der Beteiligung an den Familienaufgaben. So sind etwa die Pflegefreistellungen von Männer nach wie vor deutlich geringer. Aber auch Teilzeitwünsche von Männern werden häufig kritischer gesehen. Nur knapp unter 11% der Männer arbeiten in Österreich in Teilzeit, aber rund 46% der Frauen. Auch hier haben Unternehmen Handlungsmöglichkeiten, um gleiche Voraussetzungen zu schaffen und sich damit der Loyalität ihrer Belegschaft sicher zu sein.

Für Unternehmen ist es also an der Zeit, sich dem Thema der Väterbeteiligung und Förderung zuzuwenden. Nicht nur leisten sie damit einen wichtigen Beitrag zu individuellen Lebensplanung von Vätern und Müttern, sie tragen auch die einer volkswirtschaftlichen Entwicklung bei, in der Einkommensunterschiede zwischen Geschlechtern und Übervorteilung von Männern am Arbeitsmarkt der Vergangenheit angehören.


Event-Tipp – passend zu Weltfrauentag 2016 / internationaler Frauentag 2016

  • Netzwerktreffen: Papawochen & Väterkarenz (Wien)

Internationaler Frauentag 2016 (Weltfrauentag 2016): Warum wir Väter fördern sollten, wenn wir Frauen fördern wollen

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