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Leadership | Über die Demaskierung der Blender

06Apr2016
4 min
HRweb

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Im Fußball gibt es ihn auch – jenen Typen, der technisch sehr versiert ist und dann brilliert, wenn die Sonne scheint und der Gegner hoffnungslos zurück liegt. Dann tritt er in Aktion  – der „Schönwetter-Kicker“.  Wenn es um nichts mehr geht und kein Risiko besteht sich zu verletzen, packt er seine Tricks aus und zeigt, was er kann. Selten agiert er dabei mannschaftsdienlich, in erster Linie möchte er dem Publikum gefallen. Für entscheidende Spiele ist er jedoch nicht zu gebrauchen. Erkennen Sie Ähnlichkeiten zum Leadership?

Blender – Der Leadership-Typ der fetten Jahre

Wie im Fußball, gibt es auch in der Wirtschaft Führungskräfte, die ausschließlich bei günstigen Bedingungen brillieren können. Die wirtschaftliche Großwetterlage der letzten Jahrzehnte war geprägt von stetigem Wirtschaftswachstum und guter Konjunktur – ideale Bedingungen für die zunehmende Ausbreitung eines ganz  speziellen Management-Typs – nennen wir ihn den „Blender“. Sein Profil:

Lebensraum:

Er ist überall zu finden, überwiegend aber im wirtschaftlich gut geschützten Umfeld. Also in jenen Unternehmen, die – wegen der Einzigartigkeit Ihrer Produkte und Dienstleistungen – lange Jahre ein überdurchschnittliches Wachstum zu verzeichnen hatten oder den Markt monopolartig kontrollieren.

Netzwerke:

Er verfügt über ausgezeichnete Netzwerke, deren Hege und Pflege er sehr viel Zeit und Energie widmet. Diese Netzwerk-Arbeit verfolgt einzig und allein ein Ziel – die Förderung der eigenen Karriere.

Rhetorische Fähigkeiten:

Er ist ein exzellenter Kommunikator, geht offen auf andere zu und kann begeistern. Good news sind sein Lieblingsthema, wobei er nie vergisst, seinen Anteil daran hervor zu streichen. Das Überbringen schlechter Nachrichten scheut er wie der Teufel das Weihwasser. Hier lässt er allen anderen den Vortritt und wäscht seine Hände in Unschuld.

Sein Team:

Durch sein gewinnendes Auftreten gelingt es ihm sehr leicht, hungrige und leistungsfähige Mitarbeiter zu locken. Sie braucht er für die Knochenarbeit, deren Ergebnisse er sich dann auf seine Fahnen heftet. Eine hohe Fluktuation stört ihn nicht, im Gegenteil – er wird sie forcieren, damit ihm niemand im Team den Rang ablaufen kann.

Entscheidungsstärke:

Das Geschirr in der Cafeteria ist zu tauschen? Eine coole Location für die Weihnachtsfeier ist zu finden? Er ist live dabei und seine exklusiven Vorschläge sind legendär. Bei unangenehmen Themen, wie die Lösung eines Teamkonfliktes oder die Beschlussfassung über Restrukturierungsmaßnahmen fehlt er leider, da ihm die Sekretärin den Termin nicht eingetragen hat.

Wir sehen, der Blender hat viele gute Anlagen. Und in all den Jahren von Wachstum und Wohlstand waren wir ihm ein dankbares und unkritisches Publikum. Aber der wirtschaftliche Gegenwind der letzten Jahre hat ihn demaskiert  – und uns gezeigt, das ihm vor allem eines fehlt: Courage.

Wender – Der Leadership-Typ der Zukunft

Um wieder den Vergleich mit Fußball zu strapazieren – vor uns liegen in den nächsten Jahren viele Auswärtsspiele – gegen starke Gegner und auf tiefem Boden. Dafür braucht es Spieler, die auch dort hingehen „wo´s wehtut“ und die trotzdem ein Spiel gut lesen können.

In der Wirtschaft werden wir daher einen anderen Management-Typen vor den Vorhang bitten: Den umsetzungsstarken Strategen – nennen wir ihn den „Wender“. Sein Profil:

Lebensraum

Tendenziell eher in jenen Unternehmen und Märkten, die selbst in guten Konjunktur-Phasen durch schwierige Rahmenbedingungen geprägt sind. Sein Antrieb ist die Herausforderung auch unter widrigen Bedingungen, gute und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.

Netzwerke

Auch er ist ein exzellenter Netzwerker. Er baut seine Kontakte gezielt und mit Strategie auf. Diese benutzt er allerdings in erster Linie, um seinem Unternehmen Vorteile zu verschaffen.

Rhetorische Fähigkeiten

Er wirkt in der Kommunikation manchmal nüchtern und zurückhaltend. Und seine Vorliebe für Zahlen und Fakten lassen ihn sehr oft unnahbar und distanziert erscheinen. Doch das täuscht. Denn was er sagt, dass hat Gewicht und er überzeugt durch sein authentisches Auftreten. Und vor allem hält er auch in schwierigen Zeiten, das was er verspricht.

Sein Team

Er hat einen ausgezeichneten Blick für gute Mitarbeiter. Der Auswahl seines Teams widmet er viel Zeit. Fördern und Fordern – das ist sein Führungsstil. Er verliert in der Regel erst dann seine Mitarbeiter, wenn diese – nach langjähriger Zugehörigkeit – ein tolles Karriere-Angebot erhalten.

Entscheidungsstärke

Mit Kleinigkeiten gibt er sich nicht ab. Belangloses macht ihn unruhig und ungehalten. In schwierigen Situationen ist ihm aber jedes Detail wichtig, um die gesamte Dimension der Problemstellung zu erfassen. Erst wenn er alle Handlungsoptionen kennt, trifft er seine Entscheidung – und zieht sie kompromisslos durch.

Fazit

Zugegeben: Die Reduktion von Leadership-Typen ausschließlich auf Blender und Wender ist Schwarz-Weiß-Denken. Und natürlich lässt sich über die genannten Kritierien treffend diskutieren. Das ist auch gut so. Denn die Erfahrung zeigt, dass  oftmals erst eine provokante Darstellung für eine inhaltliche Auseinandersetzung sorgt.

Unbestritten gibt es neben dem Wender und dem Blender noch eine Vielzahl weiterer Management-Typen. Die Grenzen sind hier fließend und verschwimmen oft.  Und viele dieser Führungskräfte  machen einen tollen Job. Fest steht jedoch, dass die fetten Jahren ein beliebtes Spielfeld für Blender waren. Und wir damit oft die falschen Vorbilder hatten. Das wird sich ändern.

Denn in vielen Unternehmen wird in der aktuellen Wirtschaftslage auch das Management-Verhalten kritisch hinterfragt. Und das führt zu einem Paradigmen-Wechsel im Leadership. Immer mehr Blender werden entzaubert. Sie werden durch Typen ersetzt, die Ecken und Kanten haben und die bereit sind, auch schwierige Themen anzupacken.

Somit ist es wie immer – jede Krise bringt auch neue Chancen.

„Hinter den faszinierendsten Fassaden verbirgt sich oft baulicher Notstand.“
Benno Blues, Blogger & Autor

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