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Karrierefragen von Flüchtlingen

15Jun2016
3 min
pfeile

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Dem Thema Flüchtlinge begegnen viele Österreicher mit Angst und Sorge um das eigene Einkommen. Dabei hat Österreich angesichts der massiven Flüchtlingsbewegungen die Chance, Menschen bei uns aufzunehmen, die sich hier eine neue Existenz aufbauen wollen und durch ihre Arbeit zum Gesamtwohl unseres Landes beitragen können.

Die Integration von Flüchtlingen in Unternehmen und der Gesellschaft ist ein notwendiger, aber meist langwieriger Prozess mit vielen Stolpersteinen, der die aktive Mitarbeit aller Beteiligten erfordert. Die Erwerbsarbeit bildet dabei einen wesentlichen Faktor bei der erfolgreichen Integration, da berufliches Weiterkommen in vielen Fällen auch sozialen Aufstieg bedeutet.

Erste Schritte in Österreich

Nach ihrer Ankunft in Österreich ist die wirtschaftliche Lage der meisten Flüchtlinge sehr angespannt: Während des Asylverfahrens haben Flüchtlinge keinen allgemeinen Zugang zum Arbeitsmarkt. Sie erhalten kein Einkommen, sondern eine staatliche Versorgung. Im Regelfall leben Asylwerber in organisierten Quartieren und erhalten Verpflegung, sodass für ihre Grundbedürfnisse gesorgt wird. Darüber hinaus beziehen sie ein Taschengeld in Höhe von € 40 pro Monat.

Mit einem positiven Asylbescheid wird dem Asylwerber Flüchtlingsstatus gewährt, wodurch er unbeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt erhält. Dennoch arbeitet ein Großteil der Flüchtlinge zumindest in den ersten Jahren in Jobs, die unter dem Qualifikationsniveau in ihrem Heimatland liegen. Es herrscht auf beiden Seiten große Unsicherheit darüber, über welche tatsächlichen beruflichen Fähigkeiten Flüchtlinge verfügen, die in Unternehmen hierzulande einsetzbar sind.

Refugeeswork.at

Interview

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Einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Integration von Flüchtlingen am österreichischen Stellenmarkt will die Online-Plattform Refugeeswork.at leisten, auf der Arbeitgeber Stellen inserieren oder mit Hilfe der Suchmaske direkt nach neuen Mitarbeitern suchen können. Gegründet wurde das Unternehmen Ende 2015 von Dominik Beron.

Herr Beron, was war der entscheidende Impuls für die Gründung von Refugeeswork.at?

Beron: Im November 2015 besuchte ich eine Konferenz zum Thema Bildung. Auf dem Weg nach draußen traf ich Abdul, einen jungen Mann, der aus seinem Heimatland flüchten musste. Er erzählte mir unter anderem, dass er Wirtschaft studiert hatte und nun das Ziel verfolgte, irgendwann das Bildungssystem seines Landes zu verändern.

Diese Begegnung hat mir klargemacht, dass unheimlich ambitionierte und talentierte Menschen zu uns kommen, wir ihr Potential jedoch nicht wirklich nützen. Darum haben haben wir schließlich Refugeeswork.at gegründet.

Auf welche Hürden sind Sie bei der Umsetzung gestoßen?

Wir haben schnell gemerkt, dass die bloße Vernetzung von Flüchtlingen und Unternehmen oft nicht ausreicht, da es einige Hürden für die Beschäftigung von Flüchtlingen gibt. Zum Beispiel gibt es eine große Unsicherheit über die Rechtslage, komplexe Bürokratie, kulturelle und religiöse Unterschiede oder Kommunikationsbarrieren. Darum unterstützen wir Flüchtlinge auch über die Vermittlung von offenen Stellen hinaus.

Welche Leistungen sind noch notwendig, um die Beschäftigung von Flüchtlingen zu erleichtern?

Wir bieten etwa Downloads aller bürokratischen Formulare mit Hilfstexten an, stellen Informationen zu staatlichen Förderungen zur Verfügung und vermitteln Konzepte für die betriebliche Integration, etwa in Bereichen wie Kommunikation, Kultur, Religion und organisatorische Eingliederung.

Außerdem stellen wir ein Online-Messaging System mit integriertem Kalender zur Verfügung, um den administrativen Aufwand zu senken und die Kommunikation zu vereinfachen. Zusätzlich bauen wir gerade einen E-Learning Bereich auf, um Flüchtlinge noch besser auf den Arbeitsmarkteintritt in Österreich vorbereiten zu können.


Interview-Partner

Mag. Dominik Beron ist Gründer von Refugeeswork.at. Nach der Arbeit in verschiedenen internationalen Anwaltskanzleien gründete der Jurist Anfang 2015 sein erstes Sozialunternehmen: Alltagshelden – eine Vermittlungsplattform für Pro Bono Dienstleistungen. Ende 2015 folgte die Gründung von Refugeeswork.at sowie im Mai 2016 die Gründung von „Kooperate“, einem Consulting Unternehmen, das Arbeitgeber dabei unterstützt, Personalentwicklung mit sozialen Projekten zu kombinieren.
dominik@refugeeswork.at
www.refugeeswork.at

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