Neben der fachlichen Ausbildung ihrer Lehrlinge ist für viele Unternehmen eine persönlichkeitsbildende Ausbildung ihrer zukünftigen Fachkräfte nicht mehr wegzudenken. Hierbei werden sie von externen Profis unterstützt, wir sprechen mit einem davon über Herausforderungen und Erfolgserlebnisse als Trainer von Lehrlingen.
Jutta Danzinger (Foto) ist diplomierte Kommunikations- und Verhaltenstrainerin. Seit elf Jahren konzipiert und hält sie persönlichkeitsbildende Seminare. Mit großer Freude und viel Herzblut betreut sie Ausbildungsprojekte für Jugendliche und Lehrlinge.
Auf welche Punkte sollte man bei der Konzeptionierung von Seminaren von Jugendlichen besonders achten?
Das Sitzfleisch der Lehrlinge ist meist recht untrainiert und dementsprechend sollen das Zuhören und Sitzen auf ein nötiges Minimum beschränkt werden. Meine Erfahrung ist, dass ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Programm zum besten Lernerfolg führt. Ein Methodenmix wie zum Beispiel moderierter Know-how Input, Workshops, betreute Einzelaufgaben, Teamarbeiten, Diskussionsrunden im Plenum, Videoeinspielungen, Videoanalysen oder Beispiele aus der Praxis entspricht einer altersgerechten und motivierenden Vermittlung von Inhalten und hält die Aufmerksamkeit der Teilnehmer hoch. Erlebnisorientierte Übungen helfen die gelernten Inhalte zu festigen und langfristig zu verankern, positive Emotionen wirken sich immer positiv auf den Lernprozess aus.
Wodurch unterscheiden sich Lehrlingsseminare im Vergleich zu Seminaren mit Erwachsenen deiner Meinung nach am meisten und was bedeutet das für dich als Trainer?
Lehrlinge machen erste Schritte und Erfahrungen in der Arbeitswelt und durchleben zudem einen besonders emotionalen Lebensabschnitt von der Pubertät bis hin zum vollen Erwachsenensein. Sie sind sensibel im Selbstwertgefühl und zeigen mehrheitlich wenig Eigeninitiative. Das Ziel eines jeden Lehrlingstrainings besteht für mich neben der Umsetzung der gelernten Inhalte daher immer darin das Selbstbewusstsein und Auftreten der jungen Menschen zu stärken und zu verbessern. Jeder, der bereits mit Lehrlingen gearbeitet hat, kennt außerdem ihren sehnlichen Wunsch als vollwertige Erwachsene und Mitarbeiter anerkannt und behandelt werden zu wollen. Dementsprechend lege ich großen Wert darauf meinen Seminarteilnehmern Aufgaben bewusst zu übertragen und zuzutrauen. Das selbständige Durchdenken und Lösen stärkt ihr Selbstwertgefühl und die Lehrlinge lernen zugleich, dass Entscheidungsfreiheit stets an das Übernehmen von Verantwortung gebunden ist. Ich bin immer wieder überrascht wie schnell und gut meine jungen Teilnehmer Ratschläge annehmen und umsetzen können.
Wenn ich als Unternehmer auf der Suche nach einem externen Partner bin, worauf sollte ich bei der Auswahl deiner Meinung nach achten?
Ich empfehle ein persönliches Gespräch zum Kennenlernen bevor die Weiterbildung stattfindet. Wichtig ist, dass die Werte, Methodik, Auftreten und Sprache des Trainers den Vorstellungen des zukünftigen Kunden entsprechen und dass man einander sympathisch ist, idealerweise dauert die Zusammenarbeit schließlich viele Jahre. Eine solide pädagogische Ausbildung und Erfahrung im Umgang und in der Kommunikation mit Jugendlichen sind von großem Vorteil.
Was reizt dich persönlich am meisten an der Arbeit mit Jugendlichen?
Besonders spannend finde ich, dass mich die jungen Leute auf vielen Ebenen fordern. Ich bin ihr Trainer, Coach, manchmal Erzieher, ihre Vertrauensperson, Mediator, Motivator, ich schlüpfe gerne in alle Rollen, die helfen, sie auf dem Weg der Identitätsbildung ein Stück vorwärts zu bringen und sie zu verantwortungsvollen und selbstbewussten Menschen reifen zu lassen. Außerdem mag ich die Ehrlichkeit der Jugendlichen, sie zeigen und sagen ganz offen wie es ihnen jetzt gerade geht und was sie vom Seminarprogramm halten, das ist bei Erwachsenen nicht immer so.
Welche Tipps und Tricks aus der Praxis würdest du einem Trainer geben, der das erste Mal vor einer Gruppe von Lehrlingen steht?
Patentrezept für ein gelungenes Lehrlingstraining kann ich keines anbieten, jede Gruppe und somit auch jedes Training ist anders. Folgende Punkte wirken sich immer positiv auf den Trainingserfolg aus: Respektvoller und sensibler Umgang mit den Jugendlichen sind ein Muss, Verständnis und Einfühlungsvermögen in pubertäres Verhalten auch sehr hilfreich. Die Führungskompetenz des Trainers soll für die Teilnehmer spürbar und klar sein. Es ist wichtig von Beginn an konsequent zu sein, zum Beispiel bei Nichteinhalten von kommunizierten Seminarregeln oder Übungsanleitungen. Der Trainingsablauf soll abwechslungsreich und kurzweilig gestaltet sein, die Lehrlinge sollen so oft wie möglich aktiv in den Lernprozess eingebunden werden. Als Trainer bei Lehrlingsseminaren sollte man sich stets seiner Vorbildwirkung bewusst sein. Und wie ich bereits erwähnt habe achte ich besonders darauf, dass ich viele positive Anker setze und dass ich meinen Teilnehmern nach erbrachter Anstrengung und Leistung ausreichend Erfolgserlebnisse verschaffe, sodass sie emotional gestärkt und mit einem Schub Motivation versehen wieder in den Arbeitsalltag eintauchen.
Lehrlingsseminare – für die Zukunft ausbilden