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Vom Mitarbeiter zur Führungskraft – Wachstum vorprogrammiert!

30Nov2016
8 min
vom Mitarbeiter zur Führungskraft

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Vom Mitarbeiter zur Führungskraft: Der Schritt vom Leben als Mitarbeiter zum Agieren als Führungskraft ist mitunter gewaltig. Es bedeutet ein Wachsen an der Situation, an der Führungsrolle, an sich selbst, an den Herausforderungen. Das ist viel umfassender als es die nüchterne Job-Description unter „Führungskraft Eigenschaften“ darstellt. Mein Experten-Interview heute hinterfragt: Wie schaffen es Führungskräfte, zu wachsen, über sich hinauszuwachsen, als Mentor angesehen zu werden, Charisma auszustrahlen, mit einer gewissen Leichtigkeit tatsächlich zu FÜHREN?

Gleichgültig, welche Eigenschaften die Führungskraft bereits mitbringt, ein Wachsen ist immer Teil des Weges vom Mitarbeiter zur Führungskraft. Günther Mathè (careercenter) sagt ganz richtig „Schaut man sich an, was bei einer Führungskraft gesucht wird, müsste die Person um die 70 Jahre sein, bei all den Erfahrungen, Ausbildungen und Skills die erwartet werden.“ Doch dieses Eigenschafts-Bündel bekommt man eben nicht, daher ist Entwicklung unabdingbar. Corinna Ladinig (CTC Academy) meint pragmatisch „Mit Leichtigkeit führen kann nicht jeder Mann bzw. jede Frau – Grundsätze sollte man haben und nur in eine Führungsposition gehen, wenn man das wirklich will. Auch Charisma hat nicht jeder, aber die ganz persönliche Fähigkeit, Menschen zu motivieren wäre von Vorteil.“

 

Führungskräfteentwicklung, Führungskompetenz, Mitarbeiterführung

Genug vorweg genommen, lassen Sie mich eintauchen ins Interview und diese Frage offen in die Runde werfen:

Experten-Interview: vom Mitarbeiter zur Führungskraft

Wie schaffen es Führungskräfte, zu wachsen, über sich hinauszuwachsen, als Mentor angesehen zu werden, Charisma auszustrahlen, mit einer gewissen Leichtigkeit tatsächlich zu FÜHREN?

DI Dr. Clemens Widhalm (Dale Carnegie Austria): Ganz einfach. Sie denken weniger an sich selbst und ihre Position, sondern sie brennen für die Sache. Damit stecken sie ihr Team an. Sie erfreuen sich an den Erfolgen und teilen diese auch mit ihren Leuten. Die Erfolge stärken ihr Selbstvertrauen. Sie vergessen sich selbst und kommen in den Flow. Möglicherweise hatten sie auch selbst einmal einen charismatischen Mentor.

Veronika Aumaier, MAS, MSc (Aumaier Coaching Consulting): Führungskraft zu werden bedeutet in jedem Fall Wachstum. Denn erst in dieser Rolle kann man seine  organisatorischen Fähigkeiten, sein Planungsgeschick und seine Ergebnisorientierung in hohem Maße ausleben.
Außerdem hat man als Führungskraft mittlerweile Beziehungsweltmeister auf allen Ebenen zu sein. Es gilt einerseits den eigenen Chef zu steuern, indem man seine gewünschten Themenschwerpunkte überzeugend aufbereitet und kommuniziert und andererseits jeden Mitarbeiter individuell zu fordern und zu entwickeln und das Klima im Team positiv zu beeinflussen und produktiv zu halten. Das bedeutet vor allem auch Aufreger zu vermeiden und klare Orientierung vor zu geben.
Das über sich hinauswachsen passiert aber ganz sicherlich im persönlichen Bereich. Führungskräfte sind hoch gefordert in schwierigen – weil unsicheren Zeiten – zuversichtlich und optimistisch zu sein und zu bleiben. Und es gilt, souverän und gelassen zu bleiben, auch wenn es stressig, hektisch und chaotisch zu geht. Und das alles in einem Ausmaß, das das Team mitträgt und positiv beeinflusst. Diese Art der emotionalen und mentalen Führungsarbeit basiert auf ausgeglichenen, energiestarken Persönlichkeiten. Es ist für Mitarbeiter hoch attraktiv, wenn Führungskräfte punkto  inhaltlicher Umsichtigkeit und Weitblick und persönlicher Strahlkraft und Beständigkeit stabil aufgestellt sind. Das verleiht Charisma! Und wenn dann noch grundsätzlich spürbar ist, dass die Führungskraft genau diesen Job liebt und gerne ausübt, dann kommt auch eine gewisse Leichtigkeit dazu, die mit zunehmender Erfahrung in kritischen Situation Leuchtturmcharakter bekommt.

Wie noch?

Günther Mathé (careercenter): Es braucht Leidenschaft, um über sich hinauszuwachsen. Das gilt insbesondere in der Führung. Auf die Leidenschaft muss allerdings auch Kompetenz treffen. Führen ist ein zu lernender Job. Weil es um soft Skills geht, wird der Bedeutung des Übens zum Thema führen oft wenig Beachtung geschenkt. Es gibt gute Gründe, warum es im Führungsbereich viele Ausbildungen gibt. Einen „Nichttechniker“ stellt eine Firma auch nicht einfach zu einer Maschine, in der Hoffnung, dass sie bedient und gewartet werden kann von dieser Person. Daher muss eine Organisation bedenken, dass Führen ein zu lernender Beruf ist. Schaut man sich an, was bei einer Führungskraft gesucht wird, müsste die Person um die 70 Jahre sein, bei all den Erfahrungen, Ausbildungen und Skills die erwartet werden.
Eine erfolgreiche Führungskraft strahlt Charisma aus, wenn sie menschliches Verhalten zeigt und ein authentisches Auftreten hat. Eine Führungskraft wird mit Leichtigkeit führen, wenn sie ein Mensch ist, der den Umgang mit anderen Menschen gelernt hat und kann. Das inkludiert auch Fehler machen zu dürfen. Aus diesen Fehlern zu lernen, sich dadurch zu verbessern, lässt die Führungskraft wachsen und über sich hinauswachsen.

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Corinna Ladinig, MBA (CTC Academy): Grundvoraussetzung ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion ohne die ist ein persönliches Wachstum einfach nicht möglich. Ich rate Führungskräften sich anhand eines Leadership-Modelles einzuschätzen, die eigenen Stärken zu kennen und darauf zu achten, dass die sogenannten Schwächen nicht im Wege stehen. Ich arbeite gern mit dem Modell aus Work of Leaders – da gibt es die Möglichkeit ein Profil zu erstellen und daran weiter zu arbeiten.
Ein weiterer Tipp ist Feedback einzuholen, wo immer es geht und offen für Kritik zu bleiben.
Mit Leichtigkeit führen kann nicht jeder Mann bzw. jede Frau – Grundsätze sollte man haben und nur in eine Führungsposition gehen, wenn man das wirklich will. Auch Charisma hat nicht jeder, aber die ganz persönliche Fähigkeit, Menschen zu motivieren wäre von Vorteil.
Als Mentor angesehen zu werden kommt mit dem Alter und der so gewonnenen Berufserfahrung und der Berufung, jüngere Mitarbeiter zu unterstützen.

Gibt es weitere Möglichkeiten für eine Führungskraft, die vom Mitarbeiter-Dasein kommt?

Reinhard Krechler, MSc (Beraterkreis): Antworten auf diese Fragestellungen sind von Person zu Person sehr unterschiedlich. Wesentliche „Schlüssel“ zu „leichterem Führen“ sind Selbstreflexion, Feedback(kultur) und authentische Rollengestaltung. Diese „Schlüssel“ sind stark ineinander verwoben und gehen tiefer als alle Magagementtechniken. Deshalb legen wir darauf in unseren Leadershipprogrammen sehr hohen Wert.

Dipl.-Kfm.  Bernhard Einsiedler (GfP Gesellschaft für Personalentwicklung): Die beiden wichtigsten Zutaten, um als Führungskraft zu wachsen und mit einer gewissen Leichtigkeit führen zu können, sind aus meiner Sicht folgende:

  1. „Head space“ – Damit meine ich das ungemein schwierige Kunststück, in der üblichen Drucksituation als Führungskraft dennoch mentalen Freiraum zu schaffen und zu behalten. Das bedeutet sich nicht von ToDo-Listen treiben zu lassen, sondern freie Aufmerksamkeit zu haben, um überhaupt etwas entdecken zu können, was nicht auf der Abarbeitungsliste steht. Um dann etwas tun zu können, was meiner Meinung nach überhaupt das konstituierende Element von Führung ist, nämlich Gestalten. Z.B. wahrnehmen, wenn mein Mitarbeiter anders agiert oder kommuniziert als sonst – und ihn darauf ansprechen. „Getting ahead of my ToDo’s“ statt einer Liste nach zu hetzen. Um diesen mentalen Freiraum zu haben, hilft den meisten von uns, auch zeitlichen Freiraum zu haben. Wie bekommt man den? Durch Zutat Nr. zwei,
  2. Realistische Selbsteinschätzung – das Kunststück, den eigenen Zeitaufwand, die eigenen Ressourcen gut abschätzen zu können und in dieser Abschätzungskompetenz immer besser zu werden. Das führt zu realistischen Commitments, die auch einhaltbar sind. Mitarbeitende schauen sehr genau auf die noch so kleinsten Versprechen, die Führungskräfte machen – und nicht einhalten.

Noch weitere?

Mag. Petra Schulte (USP-D Consulting): Die Entwicklung einer Führungskraft beruht vor allem auf der Reflexion des eigenen Verhaltens und seiner Ergebnisse wie auch des anscheinend erfolgreichen Verhaltens anderer. Die unbegleitete Reflexion, das Lernen aus Beobachtung, wird die Führungskräfte je nach ihrem internalisierten Wertekonzept in ihrer Sichtweise bestätigen und bestärken. Die begleitete Reflexion durch einen Mentor, Coach, führungserfahrenen, verantwortungsbewussten Vorgesetzten setzt immer an der Person und ihren Persönlichkeitsfacetten an. Sie stellt das individuelle Wachstum, die Ausreifung der Persönlichkeit in Einklang mit ihrem Kern, ihren Potenzialen, ihren Werten und ihren Erscheinungsformen an. Wesentliche Komponenten im Wachstumsprozess und in der Entwicklung der persönlichen Ausstrahlung, des eigenen Stehvermögens und letztlich wirklichem Charismas sind die Feedbacks und Rückmeldungen aus dem Umfeld der Führungskraft. Leichtigkeit erwächst aus dem Gefühl, sich auf sicherem Boden zu fühlen, sich befreit und in der Selbstkontrolle zu erleben.

Thomas Dodner (Top Train): Die Bereitschaft zur Selbstreflexion vorausgesetzt ist ein firmeninterner oder externer Coach bzw. Mentor auf jeden Fall hilfreich. Denn die Führungskraft hat dadurch auch die Möglichkeit „am Modell“ seines eigenen Mentors zu lernen. Frei nach dem Motto: „Wenn Du ein herausragender Mentor sein willst umgib Dich mit einem ebensolchen!“

Präsenz-Training oder Coaching? Welche Begleitung nutzt einer Top-Führungskraft mehr?

Thomas Dodner (Top Train): Zur individuellen Weiterentwicklung vor allem die persönliche und regelmäßige Coachingbegleitung. Denn die Zeit für wertvolle Selbstreflexion steht in einem Gruppentraining kaum zur Verfügung. Ob im Sport, in der Kunst oder in der Elite der Führungskräfte: Ein persönlicher Coach ist in der Regel die Investition mehr als wert.

Wie kann eine Führungskraft – die gerade den Weg vom Mitarbeiter nahm – ihre emotionalen und mentalen Fähigkeiten & Eigenschaften stärken?

Veronika Aumaier, MAS, MSc (Aumaier Coaching Consulting): Selbststudium, Persönlichkeitsentwicklungsseminare und Persönlichkeitscoaching. Letzteres verfügt über ganz eigene Methoden bspw Palo Alto Coaching, wing wave, EMDR, EFT Strukturaufstellungen, Zielvisualisierungen, Hypnotherapeutischen Interventionen, Mentalreisen etc., die sehr effektiv und wirkungsvoll sind.

Welche Rolle spielen HR und die Unternehmensleitung / das Top Management bei erfolgreicher Führungskräfte-Entwicklung?

Mag. Petra Schulte (USP-D Consulting): Leadership-Programme sind nicht delegierbar und sind vor allem kein Entsendungsprojekt für die Personalabteilung. Die Einbindung des Top Management als Lenkungsausschuss, Beitragende, Inputgeber und Mentoren gehört heute in vielen Unternehmen zum Erfolg eines Programms. Eine Voraussetzung dafür ist, dass die Unternehmensleitung ihre HR-Partner als Mitdenker und Gestalter einbindet, sich darin jedoch nicht wie Lieferanten allein lässt, sondern den gemeinsamen Kreationsprozess auch als gemeinsame Verantwortung erkennt. Die Auswahl der komplementär passenden Begleitung durch externe Coaches, Trainer und Berater gelingt sehr leicht, wenn der unternehmensinterne Auftrag als strategische Unternehmens- oder Personalentwicklung gewertet wird. Ist der strategische Beitrag zum Unternehmenserfolg immanent, übernehmen alle beitragenden Partner – intern wie extern – mit Leidenschaft und Klarheit ihre Verantwortung.

Was braucht gute Führung?

Corinna Ladinig, MBA (CTC Academy): Es braucht zu einer guten Führung im Unternehmen sowohl die Führungskräfte als auch die Rahmenbedingungen, damit Führung gelingen kann. Dies auf 4 Ebenen – der individuellen Ebene, der Ebene 1:1, dem Team und der Organisation.

Danke, das ist ein guter Abschluss der 1. Interview-Runde zum Thema „Vom Mitarbeiter zur Führungskraft – Wachstum vorprogrammiert!“. Ich stürze mich gleich in die 2. Runde, die den Größenwahn-Aspekt überlegt: „Wie schaffen es Führungskräfte, über sich hinauszuwachsen ohne größenwahnsinnig zu werden?“ Seien Sie gespannt, am Mo 5dez2016 geht es online!

 

Die Gesprächspartner

Interview „Vom Mitarbeiter zur Führungskraft – Wachstum vorprogrammiert!“

aumaier-veronika-150-quadrat, vom Mitarbeiter zur Führungskraft

Veronika Aumaier, MAS, MSc
Eigentümerin und Geschäftsführerin

Aumaier Consulting

www.aumaier-academy.com


widhalm-clemens-dalecarnegie-150-q, vom Mitarbeiter zur FührungskraftDI Dr. Clemens Widhalm
Managing Partner

Dale Carnegie Austria


krechler_reinhard_beraterkreis_150-q, vom Mitarbeiter zur FührungskraftReinhard Krechler, MSc
Eigentümer und Geschäftsführer

Beraterkreis


dodner_thomas_toptrain_150Thomas Dodner
Geschäftsführer

Top Train Unternehmensberatung und Training GmbH


mathe-guenther-careercenter-150_q, vom Mitarbeiter zur FührungskraftGünther Mathé, MBA
Geschäftsführer

careercenter


schulte_petra_usp-d-150, vom Mitarbeiter zur FührungskraftPetra Schulte
Geschäftsführende Gesellschafterin

USP-D Consulting GmbH


avatar_m, vom Mitarbeiter zur FührungskraftDipl.-Kfm.  Bernhard Einsiedler
Trainer/Senior Berater

GfP Gesellschaft für Personalentwicklung GmbH


ladinig_corinna_ctc_150_qCorinna Ladinig, MBA
Geschäftsführung

CTC Academy OG


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