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HR-Tipp | Blind Spots im interkulturellen Arbeitsalltag

20Feb2017
3 min
blind-spot

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

HR-Tipp: Blinde Flecken im interkulturellen Arbeitsalltag

Zielgruppe:



All jene, die in interkulutrellen Teams und / oder mit interkulturelle Geschäftsbeziehungen arbeiten


Tipp-Geber:


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Dr. Karin Schreiner (Intercultural Know How – Training & Consulting)


Wie oft passiert es, dass wir in unserem Arbeitsalltag Situationen erleben, in denen wir uns über andere ärgern und wir dann im Nachhinein draufkommen, dass die Ursache in kulturell unterschiedlichen Verhaltens- und Kommunikationscodes liegt.

Meistens können Missverständnisse solcher Art durch ein Gespräch leicht aufgelöst werden. Dazu bedarf es jedoch eines kulturellen Bewusstseins und interkultureller Sensibilität. Sie bilden die Basis dafür, mit den unterschiedlichen Codes für Verhalten und Kommunikation im interkulturellen Arbeitsalltag konstruktiv umzugehen.

Folgendes Beispiel soll das veranschaulichen:

Kathrin L. ist Führungskraft in einem multinationalen Unternehmen in Wien und leitet seit kurzem ein junges Team vielversprechender Spezialisten. Jedes Teammitglied hat unterschiedlichen kulturellen Hintergrund. Die gemeinsame Sprache ist Englisch – sie ist neben ihrem Arbeitsauftrag das einzige, was alle teilen. Kathrin fiel auf, dass ihr Team von großen Unterschieden in Bezug auf den Arbeitsalltag geprägt ist. Als sie versuchte, ein erstes gemeinsames Mittagessen zu organisieren, um sich informell auszutauschen, erhielt sie sehr unterschiedliche Reaktionen in Bezug auf Uhrzeit, Länge und das Essen selbst.

John aus London und Hilary aus Amsterdam schlugen vor, Sandwiches und Coffee to go für alle zu holen und das Mittagessen mit einem Meeting zu verbinden. Françoise aus Lyon recherchierte ein nettes kleines Restaurant in der Nähe und schlug vor, ein Menü für alle zu bestellen und sich etwa zwei Stunden Zeit zu nehmen. Joanna aus Barcelona ließ vernehmen, dass sie über Mittag immer Termine hätte und ab 14.00 disponibel sei. Tesi aus Helsinki und Aarti aus Tallinn waren mit der Idee eines gemeinsamen Mittagessens sehr einverstanden und fanden die Sandwich-Lösung sehr gut. Darius aus Warschau und Milana aus Belgrad schlugen vor, Selbstgekochtes zu Mittag mitzubringen – sie wären erst am Wochenende zu Hause gewesen und hätten allerlei Spezialitäten aus ihrer Heimat mitgenommen. Diese Idee gefiel auch Tamanna aus Mumbai, denn sie nahm sich immer Essen von zu Hause  für Mittag mit. Lynn aus den USA gab zu verstehen, dass sie sich nicht viel aus einem Mittagessen mache, aber gern an einem informellen Meeting mit allen teilnehmen würde.

Kathrin war erstaunt. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie dachte immer, Mittagessen sei Mittagessen. Sie überlegte weiter: Wenn schon für ein Mittagessen alle unterschiedliche Vorstellungen im Kopf hatten, wie ist es dann mit Themen wie Arbeitsweise, Zeitverständnis, Erwartungen an sie als Führungskraft usw.?

Das Mittagessen wollte sie nach ihren Vorstellungen gestalten. Aber sie wusste, dass sie in den nächsten Wochen einige Team-Workshops zu den zentralen Themen ihrer Zusammenarbeit organisieren musste. Sie besprach sich mit ihrem persönlichen Coach dazu. Ihr wurde klar, dass es viele so genannte „blinde Flecken“ gibt, die die Zusammenarbeit beeinträchtigen könnten. Damit sie und ihr Team wirklich gut arbeiten können, müssten alle über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten Bescheid wissen. Als erstes buchte sie ein interkulturelles Training, um das kulturelle Bewusstsein bei allen zu erweitern.

Tipps für gute Teamarbeit im interkulturellen Kontext:

  • Überlegen Sie, für welche Aspekte Sie „blind“ sind in der Zusammenarbeit mit Ihren Mitarbeitern? Gab es Vorfälle, bei denen Sie von Ihrer eigenen Sichtweise nicht abrücken wollten und die der anderen nicht gelten ließen?
  • Damit das Team gut zusammenarbeitet, ist es wichtig, über die kulturellen Unterschiede und die Gemeinsamkeiten Bescheid zu wissen. Bieten Sie daher Ihrem Team gleich zu Beginn der Zusammenarbeit interkulturelle Trainings und Team-Building-Workshops an. Die Sensibilisierung für die „blinden Flecken“ führt zu einer höheren Achtsamkeit aller Mitglieder des Teams im Umgang miteinander.
  • Sprechen Sie mit Ihren Team-Mitgliedern einzeln über gewissen Themen, um herauszufinden, wo deren Gewohnheiten und die kulturellen Unterschiede liegen. Nehmen Sie diese Informationen als Basis, um Aufgaben zu verteilen oder das Team zu steuern.
  • Beobachten Sie Ihr Team: Wie es zusammenarbeitet und welche Dynamik entsteht. Achten Sie auf Spannungen, Ungereimtheiten, Zurückgezogenheit oder Dominanz einzelner Personen. Versuchen Sie, rechtzeitig ausgleichend einzugreifen, indem Sie allen Gehör verschaffen und schauen, dass jede/r einzelne seinen/ihren Platz im Team findet.
  • Arbeiten Sie bewusst mit dem Team an synergetischen Lösungen, das heißt an Lösungen, die das Potenzial aller nutzt und gemeinsam neue Wege einschlägt.

HR-Tipp | Blind Spots im interkulturellen Arbeitsalltag

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