Einfache Handhabbarkeit ist immer gut. Auch bei HR-Software. Ist das notwendigerweise mit einer Mobile-Lösung / App verbunden? Ich lud eine Experten-Runde für HR-Software zum Interview und fragte: wie groß ist die Nachfrage nach mobiler Personal-Software und welche Inhalte werden lieber / besser mobil bearbeitet, welche sollten tunlichst in der Desktop-Version verbleiben?
Interview
Wie groß ist die Nachfrage nach mobilen Apps für Ihre Personal-Software?
Mag. Michael Friedwagner (Infoniqa): Die Nachfrage nach dem mobilen Einsatz von Personal-Software ist ungebrochen groß. Bei dem mobilen Zugriff auf Personalsoftware muss man allerdings eine Differenzierung vornehmen: Soll es unbedingt eine Native-App sein oder eine mobil optimierte Lösung? Unternehmen stellen zunehmend sehr konkrete Fragen, inwiefern sich die Personalsoftware sinnvoll mobil einsetzen lässt, um die jeweiligen betrieblichen Abläufe effizient zu unterstützen. Wichtiger als das Format (App oder mobile Lösung) ist es, dass die Lösung den mobilen Anforderungen entspricht. Das Thema „Mobility“ ist vielen Unternehmen wichtig und im Grunde eine Selbstverständlichkeit, über die wir permanent mit unseren Kunden und Interessenten sprechen.
Mag. Gregor Gutzelnig (Workflow EDV): Unsere Cloud HR Lösung Personalwolke.at wird von sehr vielen Anwendern per Smartphone, Tablet oder PC benützt. Bei einem aktuellen Neukundenprojekt wurden dazu auch eigens Sticker im Eingangsbereich angebracht mit dem Spruch „Be in – Log in“ und unserem Personalwolke-Logo!
Im Bereich der Kunden die unsere Lösung selbst betreiben, ist auch eine höhere Nachfrage bemerkbar. Hier gibt es jedoch oft folgende Barrieren: da die Software im Unternehmen gehostet wird, lässt man den Zugriff von außen per Smartphone ungern zu und die Nutzung dieser Möglichkeiten muss bei größeren Unternehmungen mit dem Betriebsrat abgestimmt werden.
Philipp Schinko, Bakk. MSc (P&I): Die Nachfrage nach einfach bedienbaren Produkten die sich nahtlos in den Arbeitsalltag eingliedern und immer verfügbar sind war immer schon sehr groß. Apps können hier den einzelnen Nutzer unterstützen, stoßen aber schnell an ihre Grenzen. Produkte, die sich an das verwendete Endgerät anpassen, sind hier klar im Vorteil und gliedern sich besser in den Arbeitsalltag ein. P&I setzt genau auf solche Webtechnologien und schafft damit noch mehr Unabhängigkeit für den Nutzer.
Rainer Konzett (ProSolution): Unsere Kunden sind gefordert die Prozesse zu digitalisieren und dementsprechend steigt die Nachfrage nach mobilen Apps fortlaufend. Es ist inzwischen keine Frage mehr des „Wollens“ sondern wir sind beim „Müssen“ angelangt.
Mag. Roni Cesnjaj (SAP Österreich): Aus Sicht von SAP SuccessFactors ist die Nachfrage groß – genauso groß wie für die klassische (Desktop-) Software. Mobilität ist in dem Bereich ein must-have, genauso wie sich heutzutage keiner mehr ein Auto kauft ohne Katalysator. Unsere Software wird heute von allen im Unternehmen genutzt – vom Mitarbeiter bis zum Top-Manager. Dementsprechend ist auch die User Experience – intuitiv und einheitlich für alle SAP-Produkte.
Zusätzlich sollte man noch bedenken, dass viele Unternehmen die BYOD-Policy haben (Bring Your Own Device), was einerseits bestimmte Integrationsanforderungen mit sich bringt, allerdings und gleichzeitig große Freiheit für den Endanwender bedeutet.
Welche Inhalte der Personalsoftware werden als mobile App angeboten, welche Inhalte verbleiben als Desktop-Version? Welche Gründe gibt es dafür?
Mag. Wolfgang Gastager (JoinVision E-Services): Gerade die Entwicklungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass mobile Apps längst nicht mehr nur den Bewerber im Fokus haben – so wie in den Anfängen-, sondern gezielt auch in die Arbeit des Recruiters eingreifen. Insbesondere Lösungen für Active Sourcing und die Integration von Social Media führen dazu, dass Apps verstärkt auch von Recruitern eingesetzt werden. Kriterien für den Verbleib als Desktop-Version sind nach wie vor Rechenleistung, Eingabegeräte und insbesondere Bildschirmgröße bei komplexen Arbeitsprozessen.
Hanno Renner (Personio): Unsere Lösung ist komplett mobile-responsive aufgebaut und daher können alle Funktionen über das Smartphone bedient werden. Neben einigen wenigen, die auch den Recruiting Bereich mobil nutzen, sind die Hauptanwendungsfälle für mobile Nutzung die Urlaubsanfrage oder Krankmeldung sowie die jeweiligen Genehmigungen.
Dipl.- Betriebswirt (BA) Jonathan Martin, MBA (tisoware): Wir haben uns die Frage gestellt, wie die User Story eines mobilen Anwenders aussehen kann. Mit anderen Worten, welche Prozesse lassen sich sinnvoll mobilisieren und welche Prozesse haben einen ganz klar immobilen Charakter. Davon ausgehend haben wir uns beispielsweise dafür entschieden, die Pflege von Stammdaten zunächst am Desktop zu belassen. Dafür haben wir die mobile Lösung mit speziellen Funktionalitäten angereichert, die beispielsweise die Schnellerfassung von Projektdaten optimal unterstützen. In diesem Zusammenhang war es uns außerdem wichtig, dass der Anwender in beiden Oberflächen dasselbe Look and Feel wiederfindet.
Mag. Matthias Dietrich (rexx systems): Wir bieten für alle Bereiche mobiloptimierte Lösungen und responsive design an. Die praktische Nutzung ist aber z.B. im Self Service Portal für Mitarbeiter wesentlich höher als etwa im Organisationsmanagement. Dies liegt einfach daran, dass gewisse Darstellungen und Prozesse (z.B. Stellenplanung im Organigramm) trotz mobiler Nutzbarkeit einfach komfortabler auf einem großen Bildschirm bearbeitet werden können.
Ich danke für ein erstes Interview!
2012 fragte ich bereits nach der Sinnhaftigkeit von Apps in der HR-Software. Ich fragte auch nach den Grenzen des Machbaren und nach künftigen Trends. Lesen Sie rein ins HRweb-Interview von 2012: „HR-Software: Apps! Apps?“.
UND: am 27märz2017 legen wir nach mit dem Interview „HR-Software: Apps! Apps? — Was tat sich in den letzten 5 Jahren?“
Apps: Wie mobil ist HR-Software?
Die Gesprächspartner
Wolfgang Gastager JoinVision E-Services GmbH Mag. Matthias Dietrich rexx systems GmbH Mag. Michael Friedwagner Infoniqa Philipp Schinko, Bakk. MSc P&I GmbH Hanno Renner Personio Dipl.- Betriebswirt (BA) Jonathan Martin, MBA tisoware Vertriebs- und Support GmbH Mag. Gregor Gutzelnig Workflow EDV GmbH Mag. Roni Cesnjaj SAP Österreich GmbH Rainer Konzett ProSolution GmbH |