Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Trainer, Beratern und Coaches. Auch wenn die Unterscheidung oberflächlich einfach scheinen mag, so stößt man (oder besser gesagt: stoße ich) beim klaren Definitionsversuch schnell an Grenzen. In meiner Experten-Runde des heutigen Interview versammle ich Trainer und Coaches um mich. Sie sollen mir helfen, meine Orientierung und somit Klarheit zu finden.
Experten-Interview
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Los geht’s:
In wie fern UNTERSCHEIDEN sich die Aufgabengebiete + Verantwortlichkeiten von Trainern, Beratern und Coaches?
Günther Mathé MBA (careercenter): Ein Trainer trainiert seine Teilnehmer zB in Seminaren, Lehrgängen oder Workshops. Er bringt den Teilnehmern Methoden, Techniken und Handlungskompetenzen bei. Der Trainer stellt ein Trainingskonzept auf, organisiert und kontrolliert Lernprozesse, sodass die Teilnehmer die Fähigkeit erlangen, um häufig auftretende Herausforderungen mit den neuen erworbenen Kompetenzen zu meistern.
Der Berater analysiert zuerst das Problem und bietet dem Kunden ein vorgefertigtes Lösungskonzept angepasst auf die kundenspezifische Situation. Die Grundlage für die ausgearbeiteten Lösungsvorschläge bilden die Analyse und Erfahrungswerte des Beraters.
Der Coach unterstützt seinen Klienten dabei, eigene Lösungen zu finden. Eine Lösung wird nur mithilfe der eigenen Ressourcen des Klienten gefunden. Der Coach bietet Hilfe zur Selbsthilfe. Dabei kommen zum Beispiel Coachinggespräche, Fragetechniken und Visualisierungen zum Einsatz. Primär ist Coaching eine Prozessberatung und keine Fachberatung. Jedoch braucht der Coach oftmals Expertenwissen jenseits der Prozessberatung um überhaupt akzeptiert zu werden vom Klienten (zB Projekt Coaching – Projektmanagement).
Mag. Daniela Traxler (Zielkurs): Der Berater ist meinungsgebender Experte. Er gibt sein Wissen nach der Analyse des Ist- und Ziel-Zustandes an den Kunden weiter und stellt konkrete Maßnahmen zur Lösung der Aufgabe vor. Er ist Ideengeber mit einer eigenen Meinung zur Sache.
Der Coach ist prozessorientierter Methodenexperte. Er unterstützt den Kunden seine eigene Lösung und den für ihn besten Weg zum Ziel zu finden, ohne Ratschläge oder Tipps zu erteilen. Der Coach ist verantwortlich für den Prozess, der Kunde für das Ergebnis. „Hilfe zu Selbsthilfe“ lautet das Motto.
Der Trainer ist Wissensvermittler. Durch die Vermittlung von Inhalten und Methoden erweitert er die fachliche Kompetenz der Teilnehmer, ermöglicht einen gezielten Auf- und Ausbau bestimmter Verhaltensweisen und unterstützt so die Zielerreichung. Er gibt Feedback, Tipps und setzt praxisorientierte Übungen ein, anhand derer die Umsetzung besser gelingt.
Michaela Baumgartner (Group Austria): Die Begriffe „Coaching“, „Training“ und „Beratung“ werden gerne ohne Trennung voneinander verwendet bzw. verwechselt. Grundsätzlich ist es möglich, die Begriffe „Coaching“ und „Training“ voneinander zu unterscheiden:
Das klassische Training lehrt und zeigt Techniken, Verhalten und Methoden vor zB , das kann das Erlernen eines Verhalten in einer entsprechende Situationen sein – sagen wir mal in eine Gesprächsführung wertschätzend mit Mitarbeitern durchzuführen. Bekannte Beispiele für solche Trainings sind Verkaufstrainings, Moderationstrainings, Kommunikationstrainings oder auch Fachtrainings usw.
Das Coaching dagegen bietet den Rahmen, spezielle Fertigkeiten aufzubauen bzw. zu verbessern, zB durch eine Prozessbegleitung. Mit Hilfe von psychotherapeutischer Methoden und Techniken hilft das Coaching eine persönliche Analyse und Wahrnehmung von einer Situation oder Problematik zu bekommen zB seiner eigenen Rolle und Funktion innerhalb eines Team zu erkennen, einzunehmen oder einzufordern.
Als Beratung, oder Fachberatung kann eine fachliche Anleitung, oder auch eine klassische Informationsweitergabe verstanden werden zb wie geeignetes Führungsinstrument genutzt werden kann. Aber, ohne konkretes Übungen und professionellen Feedbacks durch einen neutralen Coach oder Trainer würde der Kunde hier mit einer reinen Fachberatung bestenfalls mit viel Mühe weiterkommen.
Hier noch ein Beispiel: Trainer: Kunde erwartet Ausbildung oder Schulung zu einen Thema; Berater: Kunde erwartet Fachexpertise und Ratschlag mit Befundaufnahme der Ist-Situation und Vorschläge für die zu erreichende Sollsituation; Coach: Coach hilft Kunden beim Nachdenken (=Spezialist für Fragen und der Kunde ist Spezialist für seine Probleme/bzw. in weiterer Folge: Antworten)
Worin liegen die GEMEINSAMKEITEN bzgl. Aufgabengebiete + Verantwortlichkeiten von Trainern, Beratern und Coaches?
Mag. Daniela Traxler (Zielkurs): Alle drei Berufe haben das Ziel, die Leistungsfähigkeit des Kunden zu verbessern. Im Vordergrund steht die berufliche Rolle und die damit verbundenen Aufgaben des Kunden. Trainer, Berater und Coaches bieten ihre Hilfestellung psychisch gesunden Menschen an, die grundsätzlich ihre Probleme alleine lösen können. Eine weitere Gemeinsamkeit stellt die sorgfältige Auftragsklärung und klare Zieldefinition dar. Sie ist die Basis, um mit der Arbeit beginnen zu können. Ebenso müssen alle drei Bereiche die Auswirkung einer Veränderungsmaßnahme im Gesamtsystem und deren systemische Veränderung hinterfragen bzw. berücksichtigen. Eine Veränderung an der einen Stelle hat immer Auswirkungen auf das gesamte Umfeld – egal ob beruflich oder privater Natur. Dies muss dem Kunden transparent gemacht werden und liegt in der Verantwortung der Trainer, Berater und Coaches.
Michaela Baumgartner (Group Austria): Trainer, Coaches und Berater arbeiten mit organisationsexternen und -internen Personen zusammen. Im Vordergrund aller drei Bereiche steht, dass die Selbstmanagementfähigkeiten funktionstüchtig bleiben müssen. Ziel aller drei Verantwortlichen von Trainern, Beratern oder Coaches ist die orientierte Bearbeitung von Defiziten und das Erreichen eines Soll-Zustandes.
Kein Trainer, kein Coach und kein Berater ist für schwerwiegende psychische Probleme ausgebildet.
Alle drei Berufsgruppen bieten an, an seinem Verhalten oder den Techniken des Kunden zu arbeiten und versuchen durch unterschiedliche Methoden und Techniken eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit für den Kunden zu erzielen.
Generell gilt in allen 3 Bereichen die Erfordernis einer klaren Auftragsabklärung – damit für alle Teile klar ist was erwartet wird und was dazu geliefert werden muss.
Günther Mathé MBA (careercenter): Im Vordergrund stehen die berufliche Rolle bzw. damit zusammenhängende Angelegenheiten der Teilnehmer / Klienten. Keiner von den drei Berufsgruppen eignet sich für schwerwiegende psychische Probleme und sollte sich diesbezüglich nicht überschätzen. Ziel von allen drein ist eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Teilnehmer und Klienten.
Corinna Ladinig (CTC Academy): Ich gehe zu einem Trainer, wenn ich eine Fähigkeit (weiter)entwickeln möchte wie z.B. wenn ich mich in meine Präsentationfähigkeiten verbessern möchte.
Zu einem Coach gehe ich, wenn ich z.B. meine Rolle als Führungskraft reflektieren möchte – einige Elemente in diesem Coaching könnten dann sich auch mit dem Aufgabengebiet eines Trainers überschneiden – wenn wir z.B. ein Mitarbeitergespräch üben.
Zu einem Berater gehe ich dann, wenn ich einen Experten brauche z.B. wenn ich meine Marketingaktivitäten verstärken möchte und Fachinput brauche, wie ich dies am besten tun könnte.
Wo finden sich die häufigsten Grauzonen / Unklarheiten in der Abgrenzung der Zuständigkeiten?
Günther Mathé MBA (careercenter): Viele Trainer / Berater / Coach wissen selbst die genaue Unterscheidung der Begrifflichkeiten nicht und nehmen daher ihre Zuständigkeiten unterschiedlich wahr. Jeder sollte in seiner Ausbildung gelernt haben, was der Kunde in der Regel von einem Trainer / Berater / Coach erwartet. Da die Berufsbezeichnungen Coach und Trainer in Österreich nicht klar geregelt sind, darf sich jeder als solcher nennen, der diese Tätigkeit ausübt, unabhängig davon ob er eine Trainer- oder Coachingausbildung absolviert hat. Daher ist ohne Ausbildung oft unklar was die Ausgaben und Zuständigkeiten sind.
Mag. Daniela Traxler (Zielkurs): Kunden wissen oft die genaue Unterscheidung der drei Bereiche nicht. Als Trainer, Coaches und / oder Berater ist es unsere Aufgabe für eine Rollenklarheit und Abgrenzung im Auftragsgespräch zu sorgen. Auch wenn eine Person Trainer und Coach ist, muss eine klare Trennung der Rollen in der Arbeit mit dem Kunden vorherrschen. Innerhalb des Coaching-Prozesses unangekündigt Trainingsinhalte zu bringen ist gleichzusetzen mit „unsauberem Arbeiten“, denn in der Regel hat der Coach vom Kunden dazu keinen Auftrag erhalten. Natürlich ist dies möglich, der Rollenwechsel sollte jedoch dem Kunden klar kommuniziert und mit ihm vereinbart werden.
Peter Jelinek (Jelinek Akademie): Schwierig ist es oft, die Bedürfnisse der Kunden im voraus herauszuarbeiten. Nur das benützte Vokabel („Ich brauche ein Coaching“) führt häufig zu Missverständnissen, wenn nicht abgeklärt wird, was der Kunde mit diesem Begriff meint.
Ein Beispiel: Ein Firmeninhaber meint, er braucht für eine Abteilung seines Unternehmens ein Konflikttraining. Bei näherer Nachfrage stellt sich heraus, dass in dieser Abteilung seit langem heftige Konflikte toben. Er meint, wenn die Leute zwei Tage „etwas über Konflikte und Konfliktlösungsmethoden“ hören, dann wird sich das Problem schon lösen. Hier ist Aufklärungsarbeit des Anbieters nötig, dass dieser Wunsch wahrscheinlich nicht in Erfüllung gehen wird. Viel angebrachter wäre hier ein Teamcoaching, in dem die bestehenden Konflikte konkret angesprochen und mithilfe des Coachs tragfähige Lösungswege erarbeitet werden.
Was sagt die Gewerbeordnung zu diesen 3 Rollen?
Corinna Ladinig (CTC Academy): Die Gewerbeordnung kennt ja keinen „Coach“ – sie spricht von Unternehmensberatern, die im Firmenkontext tätig sind und „Lebensberatern“, die mit persönlichen Fragestellungen arbeiten – auch hier gibt es Graubereiche wer wo arbeiten darf. Coaching befindet sich als Methode in beiden Tätigkeitskatalogen. Es wäre schön und der Realität besser entsprechend, wenn es auch eine Gewerbeberechtigung für den „Coach“ geben würde.
Der Trainingsberuf gehört unter die „Lehre“ und diese darf frei ausgeübt werden.
Michaela Baumgartner (Group Austria): Da Coaching kein geschützter Beruf ist kommt es darauf an, welche Tätigkeit ausgeübt wird. Beim Training – auch gerne Schulung genannt gibt es idR kein formelles Ausbildungserfordernis, aber sehr oft werden die Voraussetzungen firmenintern reguliert.
Die Gesprächspartner (Trainerausbildung Österreich)
Der klare Unterschied zwischen Trainer, Beratern & Coaches
Zielkurs KG Günther Mathé, MBA careercenter Michaela Baumgartner Group Austria Corinna Ladinig CTC Academy OG Peter Jelinek Jelinek Akademie |