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HRweb vor Ort | Vortrag „Erfolg ist angewandte Gehirnforschung“

22Mrz2017
7 min
event-bericht

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Infoveranstaltung: Faszination Gehirn – Erfolg ist angewandte Gehirnforschung, Veranstalter: AFNB, 20märz2017, Wien

 

Dr. Hannes Horngacher hält in dieser Infoveranstaltung einen Vortrag über „Faszination Gehirn“ bereit. Dieser ist mit zahlreichen Tipps und Empfehlungen fürs individuelle Lernen gespickt und Horngacher sagt: Die Erkenntnisse der modernen Gehirnforschung (Neurowissenschaft) zeigen Chancen auf für das individuelle Lernen und Verändern gemeinsam mit anderen Wissenschaften (Pädagogik, Psychologie…). Sie geben auch Aufschluss darüber, welches Lernsetting unser Gehirn benötigt. Dank Neuroplastizität ist Lernen, also das Entwickeln neuer neuronaler Verbindungen, an kein Alter gebunden!

Hannes Horngacher ist Direktor der AFNB (Akademie für neurowissenschaftliches Bildungsmanagement) für die Länder Österreich und Schweiz und in Neuroscience ausgebildet, zudem langjähriger international tätiger Kommunikationstrainer, Managementberater und Business Coach.

Wie frei sind wir in unseren Entscheidungen und wie veränderbar sind wir aus neurowissenschaftlicher Perspektive?

Haben Sie gewusst, dass sich im Durchschnitt unser Gehirn täglich bis zu zwei Prozent verändert? Das fasziniert mich! Freilich, es wäre zu banal gedacht, diese Zahl einfach im Zeitverlauf zu addieren und zu glauben in einer bestimmten Zeit haben wir uns völlig neu erfunden.

Seit Jahren erfreuen und faszinieren uns die Erkenntnisse der Hirnforschung mit ihren Ergebnissen und sind für die Lernentwicklung von Einzelpersonen, Teams und Organisationen bahnbrechend. Zeigt sie doch auf, wie Wissen und Erinnerungen entstehen, wie wir Entscheidungen treffen und sich unsere Persönlichkeit entwickelt. Die spannende Frage ist auch, wie „frei“ sind wir eigentlich bei all diesen Hirn-Prozessen? Können wir bewusst steuernd in bestimmte Vorgänge eingreifen? Die gute Nachricht zuerst: ja, Veränderung und Lernen ist – aus Sicht der Hirnforschung – biologisch lebenslänglich möglich (Stichwort: Neuroplastizität). Lernen und Verändern bedeutet in der Neurowissenschaft, dass das Gehirn neuartige neuronale Verbindungen und Netzwerkstrukturen bildet. Unser Gehirn bildet täglich eine Vielzahl solcher Verbindungen, ohne dass sie von uns „bewusst“ wahrgenommen – geschweige denn – gesteuert werden.

Sehr verkürzt dargestellt gilt jedoch: je tiefer diese neuronalen Verbindungen in unseren Hirnschichten liegen, umso „verwurzelter“, also eher unveränderbar sind sie. Das gilt beispielsweise für Talente,bestimmte Persönlichkeitseigenschaften oder auch frühzeitig (auch vorgeburtlich also pränatale) gefestigte Filtersysteme, die tief in unserem limbischen System verortet sind. Das limbische System ist unsere Schaltzentrale für Emotionen und die Motivation etwas zu tun oder oder zu unterlassen. Hier ist eine bewusst trainierte Verhaltensveränderung schwer möglich. Ob jemand extrovertiert oder introvertiert agiert ist beispielsweise in unserer Persönlichkeit angelegt.

Derzeit wissen wir etwa „nur“ acht Prozent darüber Bescheid, wie unser Hirn funktioniert. In den USA als auch in der EU gibt es Großprojekte, um „die Kartografierung des Gehirns“ und das Verstehen dieses hochkomplexen Systems voranzutreiben.

Denken kann kräfteraubend sein.

Veränderung bedeutet meist mühselige und langwierige Arbeit. Warum ist das so und welche Konsequenzen ergeben sich für das Lernen?

Obwohl unser Gehirn nur etwa zwei Prozent unseres Körpergewichtes ausmacht verbraucht es durchschnittlich etwa 20 Prozent unserer Energie. Dieser Verbrauch steigt bis zu 50 Prozent (bei Babys  und Kindern noch höher), wenn wir schwierige Aufgaben lösen und unsere Höchstkonzentration gefragt ist. Allerdings ist unser Gehirn um seinen Energiehaushalt sehr bemüht, es mag von Natur aus den „Stand-by-Modus“. Das Gehirn ist gegenüber Veränderungen träge, um nicht unnötig Energien zu verbrauchen. Veränderung braucht (intrinsische) Motivation! Und genau hier liefert uns die Neurowissenschaft sehr nützliche Informationen, wie wir für unser Gehirn ein optimales Lernumfeld schaffen, damit Lernen, nachhaltiger Wissenstransfer und Veränderungen gelingen (können).

Unser Gehirn ist ein Erlebnisspeicher – Emotionen sind Impulse für Veränderungen und Lernen

Das Gehirn ist kein Datenspeicher, sondern ein Erlebnisspeicher. Das bedeutet, dass Lern- und Veränderungsprozesse besonders erfolgreich sind, wenn neues Wissen oder neue Fähigkeiten mit positiven (aber auch negativen) Ereignissen verknüpft und konditioniert werden.

Zur Emotionsbildung sind eine Vielzahl von Einflussfaktoren (Stimuli/Reize) und das hochkomplexe Zusammenspiel verschiedener Hirnareale nötig. Sehr vereinfacht: Die Informationsverarbeitung im Gehirn erfolgt über Nervenzellen,deren Synapsen und Neurotransmitter. Einer diese Neurotransmitter ist Dopamin (im Volksmund Glückshormon genannt). Dopamin spielt eine wichtige Rolle bei der Motivationsbildung und dem Belohnungssystem, über das auch überlebensdienliche Verhaltensweisen verstärkt werden. Dopaminhältige Zellen können wir gezielt zum Bilden neuer neuronaler Verbindungen anregen durch beispielsweise Bewegung und durch sämtliche Dinge, die auf das Belohnungssystem wirken (Anerkennung, Lob, soziale Interaktion mit anderen Menschen, Lachen).

Folgende drei Hirnareale sind maßgeblich daran beteiligt, zu bestimmen ob und in welcher Form es zu einer (neuen?) emotionalen Reaktion auf einen bestimmten Reiz/Stimulus kommt:

Hippocampus

Dieser spielt eine entscheidende Rolle bei der Gedächtnis- und Erinnerungsbildung. Hätten wir ihn nicht, würden wir uns nichts merken. Hier wird entschieden: kenne ich das bereits oder handelt es sich um eine neue Information? Übrigens: manche beschreiben die äußere Form des Hippocampus ähnlich einem Seepferdchen.

Vielleicht kommt daher die oftmals herangezogene Metapher Reiter und Pferd: Wer hat die Letztentscheidung in uns, wie wir reagieren? Ist es das bewusst wahrgenommene Selbst. Das wäre in dieser Metapfher der Reiter, der die Zügel in der Hand hält. Oder gibt doch das (See-)Pferdchen die Richtung an? Gerade was emotionale Re-Aktionen betrifft, geht man davon aus, dass das Gehirn in uns bereits zehn Sekunden vorher entschieden hat, was zu tun ist, bevor unser bewusst wahrgenommenes Selbst es erkennt und vermeintlich meint, bewusst entschieden zu haben.

Thalamus (Teil des Zwischenhirns)

Dieser hat eine Filterfunktion, denn dort wird entschieden, welcher Teil der im Moment eingehenden Informationen im Augenblick für den Organismus wichtig ist.

Amygdala

Hier wird vor allem die Information selbst verarbeitet,bewertet und abgeglichen: welchen Vorteil bringt es, auf diesen Reiz zu reagieren? Was bringt es mir?

Wenn uns das „Herz bis zum Hals“ schlägt, wir vor „Wut kochen“, oder vor „Freude in die Luft springen“, dann spielt die Amygdala eine entscheidende Rolle bei der Verbindung Emotion und körperliche Reaktion.

Daraus wird – zumindest hoffe ich ansatzweise – plausibel, dass Entscheidungen und Reaktionen einem hochkomplexen neurobiologischen individuell geprägten Filtersystem zugrunde liegen. Wie und was wir in unserer Welt wahrnehmen und was wir als Wirklichkeit betrachten und wo „unser blinder Fleck ist“, ist Ergebnis dieses Zusammenspiels.

Quick Wins aus dem Vortrag

Für Sie zum Ausprobieren ein paar neurowissenschaftlich basierende Tipps und Empfehlungen von Hannes Horngacher, um Lernen bzw. Verändern (also das Neubilden von neuronalen Verbindungen/Netzwerken) zu beeinflussen bzw. ein hirngerechtes Lernsetting zu schaffen:

  • „Durch Bewegung im Hintern kommt Bewegung ins Hirn“: Sicherlich ist Ihnen das bekannt: Sie arbeiten angestrengt an einer Aufgabe und kommen nicht weiter, ihr Hirn „steckt fest“, „hat sich wo festgehängt“ usw. Und körper- und hirnintelligent intuitiv stehen Sie auf, machen ein paar Schritte, „bewegen sich vom Fleck“ weg. Jedenfalls tun Sie etwas und das ist wichtig! Denn das Kleinhirn ist u.a. für die Steuerung der Motorik zuständig und wirkt unterstützend für andere Hirnareale. Durch Bewegung kommt Bewegung ins Denken, Finden von Lösungen undneuen Perspektiven usw.
  • Lernen im Schlaf. Das hört sich doch wunderbar an! Wie geht’s? Wenn Sie Neues lernen möchten (Vortrag, Moderationen, Sprache usw.), beschäftigen Sie sich damit noch am Abend vor dem Schlaf, denn diese Inhalte sickern sprichwörtlich im Schlaf in das Gehirn. Das Gehirn ist ein selektiver Speicher. In der Nacht, während dem Schlaf, verarbeitet das Hirn (genauer der Hippocampus) womit es kurz vor dem Schlaf beschäftigt war. Selbstverständlich gilt auch hier: für das Langzeitgedächtnis (und somit dem Bilden von neuronalen Netzwerkstrukturen) braucht es Zeit und stetiges vielfältiges Praktizieren.

Erzählen Sie ihre zentralen Botschaften in Form einer erlebnisorientierten Geschichte! So ist es wahrscheinlicher, dass sie bei Ihren Mitarbeitern, Teilnehmern usw. emotional andocken und sich die Menschen „Ihre Message“

Viel Spaß beim Ausprobieren und werden Sie der Baumeister ihres Gehirns! Und erlauben Sie mir mit einem Augenzwinkern abzuschließen: Und tief in uns schlummert das (See-)Pferdchen mit seinen engsten Kollegen und sie lächeln wohlwissend.

Schlussworte

Die Veranstaltung fand mit ausgewählten Teilnehmern mit einem sehr guten Branchen- und Funktionsmix (Handel, Gesundheitswesen, Consulting, Elterncoach, Weiterbildungsmanager, Unternehmensberater) statt. Mir hat besonders gefallen, dass die Teilnehmer Vorwissen und Vorerfahrungen einbrachten und engagiert über die (un-)begrenzten Möglichkeiten des Lernens/Veränderns und neue Formen der Pädagogik/Didaktik und des betrieblichen Lernens diskutierten. Besonders spannend fand ich die Diskussion zum kulturell geprägten limbischen System und welche Konsequenzen sich daraus für global agierende Unternehmen und die interkulturelle Arbeit ergeben.


Info

Das Unternehmen afnb  – Akademie für neurowissenschaftliches Bildungsmanagement unterstützt ihre Mitglieder (das sind v.a. Berater, Trainer, Coaches) indem sie neurowissenschaftliche Inhalte wie beispielsweise Führung, Marketing, Kommunikation in Form von hochprofessionell entwickelten digitalen Medien (eBooks, Audiodateien, Videodateien, Summaries, Tools und Übungen) zur Verfügung stellt. Weiter Leistungen für die Mitglieder sind Weiterbildungen, Seminare und exklusives Networking, Teilnahme am Wissenschaftsforum (Kongress).

Einen Einblick über die Produktvielfalt erhalten Sie beispielsweise in einer Informationsveranstaltung. Die nächsten sind am 2mai2017 in Salzburg und am 12juni2017 in Wien

www.afnb-international.com


HRweb

Gast-Autorin

Mag. Lydia Mairhofer ist ausgebildete Personal- und Organisationsentwicklerin und systemische Körpercoach und hat jahrelang in der Erwachsenenbildung, in der Arbeitsmarkt(trend)forschung, im Consulting und im Projekt- und Portfoliomanagement in Wirtschaftsunternehmen und NGO’s gearbeitet.

HRweb vor Ort | Vortrag „Erfolg ist angewandte Gehirnforschung“


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