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BGF | Kurz-& langfristige Maßnahmen im Unternehmen (Betriebliche Gesundheitsförderung)

26Apr2017
5 min
BGF Betriebliches Gesundheitsmanagement

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) auf Unternehmens-Ebene. Ohne „man sollte“, „man müsste“. Nein, ganz real, ganz konkret. Liebe Experten, verratet mir doch: was kann auf Unternehmens-Ebene getan werden, gebt mir Beispiele! Bitte um schnell umsetzbare Lösungen einerseits und langfristige andererseits. Lassen Sie uns hineintauchen in ein sehr praxisbezogenes und hautnahes Interview!

 

Experten-Interview

Geben Sie mir konkrete Beispiele für betriebliche Gesundheitsförderung: was kann ein Unternehmen EINFACH umsetzen?

Mag. Pia Kasa (wings4minds): Führungskräfte leben Pausen vor, Sensibilisieren für die persönliche Gesundheit z. B. durch Vorsorgeuntersuchungen, Artikeln in der online Mitarbeiter Zeitung, Humorecken, Coachings anbieten, Shiatsu, Kinesiologie, Mitarbeiter bewegen Mitarbeiter Programme aufbauen, in der Kantine gesunde Salate anbieten.

Mag. Gernot Kampl, MA (IEPB): Natürlich ist es keine große Herausforderung, den Mitarbeitern einen Tischfußballtisch hinzustellen und zu sagen: „Wenn ihr Pausen braucht, bitte schön, habt Spaß.“ Und für das Firmenimage ist es auch gut. Aber Gesundheitsförderung durch gute Arbeits(platz)gestaltung sollte über einen netten Rahmen hinausgehen und auch die Tätigkeiten selbst und das Organisationsklima optimieren. Hier sind ebenfalls einfache Lösungen möglich – wenn die Unternehmenskultur es zulässt. Beispielsweise kann aktiv die Feedbackkultur gefördert werden. Insbesondere positives Feedback kommt in vielen Unternehmen geradezu „systematisch“ zu kurz, könnte aber mit einfachen Regeln über alle Ebenen gefördert und gefordert werden. Beispiel Kundenfeedback: Jedes positive Feedback sollte den betreffenden Personen rückgemeldet werden, negatives Feedback nur im Falle wiederholter gleichartiger Beschwerden gekoppelt mit einem Gespräch über mögliche Lern- und Verbesserungsmöglichkeiten aufgrund dieser Rückmeldungen.

Mag. Ina Lukl (IBG Innovatives Betriebliches Gesundheitsmanagement): Manchmal sind es Kleinigkeiten wie geeignete und nicht kostspielige Arbeitsmittel (z.B. Kugelschreiber!) oder Hygienemaßnahmen, Obstkörbe kommen meiner Erfahrung nach meist gut an, ebenso Gesundheitstage oder Gesundheitsfeste, wo Mitarbeiter verschiedenste Stationen aufsuchen und sich selbst auf die Probe stellen oder erfahren dürfen, z.B. durch spannende Quiz, Selbsttests, Bewegungsscreenings und vieles mehr. Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, sich auf diese Weise wertvolle und für sie im Arbeitsalltag umsetzbare Tipps und Informationen einzuholen – in einem entspannten und möglichst niederschwelligen Setting. Am besten agiert man sehr nahe an den Mitarbeitern, frägt sie, was sie bräuchten oder gerne hätten, animiert sie auch dazu selbst aktiv zu werden, z.B. sich nach möglichen Angeboten oder Kooperationen umzusehen oder als Vorbild bzw. „Zugpferd“ zu fungieren, wenn sie bereits in irgendeiner Weise auf ihre Gesundheit achten oder vielleicht sogar als Trainer Programme anbieten könnten. Wichtig ist mir persönlich, dass Aktionen, in denen Bewusstsein und Verhalten der Mitarbeiter in eine gesündere Richtung gelenkt werden sollen, immer auch ernst gemeinte Verhältnismaßnahmen gegenüberstehen, denn sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter dürfen Verantwortung für Gesundheit übernehmen.

Mag. Renate Strommer (ASO & WiLAk): Kurzfristige Maßnahmen gibt es wohl im Bereich körperlichen als auch psychischem Wohl, wie Bewegungsangebot, Ernährungsangebot, Arbeitsplatzgestaltung, klimatische, akustische, visuelle Entlastung, Arbeitszeitgestaltung, Priorisierung von  Arbeitsmengen, ….

Brigitta Giselbrecht (bGesundheitsmangagement): Betriebliche Gesundheitsförderung ist mehr als Ernährung und Bewegung. Die Menschen müssen ganzheitlich als physisches, psychisches und als soziales Wesen angesprochen werden. Die Ressourcen der Menschen werden gestärkt. Die Bedürfnisse und die Interessen der Menschen bekommen einen hohen Stellenwert. Beispiele gibt es von Selbstläufern über Bearbeitung von Hot Spots bis hin zu strukturierten Umsetzungsplänen. In der Kommunikation reicht es manchmal, wenn regelmäßig ein abteilungsübergreifender oder ein hierarchieübergreifender Austausch stattfindet. Wenn die Erfolge der Menschen sichtbar gemacht werden. Wenn akute Konflikte kanalisiert und bearbeitet werden. Wenn die Verantwortungsbereiche neu definiert werden und an veränderte Situationen angepasst und diese dann auch an alle kommuniziert werden. Wenn offensichtliche Ungerechtigkeiten angeschaut und diese dann auch systematisch verbessert werden. Wenn bei Fehlern in erster Linie an Lösungen und Lerneffekten gearbeitet wird, anstelle von Finden von Schuldigen.

Geben Sie mir konkrete Beispiele bzgl BGF: was kann ein engagiertes Unternehmen machen, wenn es über dieses EINFACH hinausgeht?

Mag. Ina Lukl (IBG Innovatives Betriebliches Gesundheitsmanagement): Als engagiertes Unternehmen wähle ich ein strukturiertes und prozesshaftes Vorgehen. Das bedeutet: eine gute Planung der Ressourcen über einen längeren Zeitraum, klare Ziele, die verfolgt werden, eine systematische und nicht an der Oberfläche entlang schrammende Analyse. Darauf aufbauend eine Maßnahmenkonzeption, die auch zeitliche und personelle Verbindlichkeiten und Verbindungen schafft und in viele Bereiche hineinwirkt. Eine Maßnahmenumsetzung, die laufend überprüft und adaptiert wird, den Aufbau innerbetrieblicher Strukturen für ein fix implementiertes Gesundheitsmanagement, das nicht als Paralleluniversum existiert, sondern in möglichst viele unternehmerische Entscheidungsprozesse miteinbezogen wird. Damit setze ich über ein bis drei Jahre einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess in Gang, der mir die Nachhaltigkeit meines Gesundheitsmanagements gewährleistet.

Brigitta Giselbrecht (bGesundheitsmangagement): Ein engagiertes Unternehmen kann statt punktueller Gesundheitsförderung (zB.:Hot Spots) ein strukturell angelegtes Gesundheitsmanagement initiieren und umsetzen.
„Betriebliches Gesundheitsmanagement ist die planvolle Organisation, Steuerung und Ausgestaltung betrieblicher Prozesse mit dem Ziel der Erhaltung und Förderung der Arbeitsbewältigungsfähigkeit der Mitarbeiter.“ (Bundesverband Betriebliches Gesundheitsmanagement.
D.h. der Fokus wird systematisch und strukturell auf die Erhaltung und Förderung der Arbeitsbewältigungsfähigkeit der Mitarbeiter gesetzt. Es ist ein wichtiger Managementansatz, um nachhaltige und leistungsfähige Rahmenbedingungen für Führungskräfte und Mitarbeiter zu schaffen. Führungskräfte und Mitarbeiter werden in ihren Eigenverantwortungen geweckt und gleichzeitig mit gesunden Strukturen unterstützt.
Um bedarfsorientiert zu arbeiten, werden unternehmensspezifische Lösungen erarbeitet. Es gibt kein einheitliches Rezept, auch keine Branchenlösungen. Jedes Unternehmen wird in den jeweiligen Schwerpunkten unterstützt, wo es gestärkt werden soll.

Mag. Renate Strommer (ASO & WiLAk): Herausfordernder sind Strategie- und Maßnahmenentwicklung im Zusammenhang Gesundheit/Burnout, Organisationskultur, Führung und Resilienzaufbaus. Hier geht es um mittel- und langfristige Entwicklungsarbeit in Bereichen

  • Kommunikation und Zusammenarbeit, z.B. Fehler- und Erfolgskultur, Umgang mit Konflikten
  • Zugehörigkeits- und Gemeinschaftsgefühl
  • Anerkennung, Arbeit an Einstellungen und Haltungen
  • Führung (Selbstführung und Fremdführung)
  • Selbstwirksamkeit/Selbstgestaltung
  • Grenzen setzen und halten
  • Leitbild, Ziele und Werte
  • Strategie, Organisation und Prozesse
  • Kultur

Mag. Pia Kasa (wings4minds): Betriebliches Gesundheitsprojekt starten: 1. Steuergruppe aufbauen 2. Kick-off mit Führungskräften und Mitarbeitern 3. Analyse des Ist-Zustands mit z. B. einer Mitarbeiterbefragung 4. Workshops zum Entwickeln der Maßnahmen 5. Umsetzen  6. Evaluieren und in den Regelbetrieb überführen. Weiters Führungskompetenz zum Thema Gesund Führen aufbauen und sukzessive in die Personal- und Organisationsentwicklung integrieren. Wichtig ist, dass die BGM mit den Unternehmenszielen akkordiert ist.

Mag. Gernot Kampl, MA (IEPB): Feedback ist nur ein – allerdings extrem wichtiger – Aspekt von guter, motivierender Arbeitsgestaltung. Wissenschaftliches Allgemeingut ist mittlerweile, dass neben dem Feedback möglichst große Autonomie bei der Arbeit, ganzheitliche und vielfältige Aufgabenstellungen und die Bedeutung der eigenen Tätigkeit zu den großen Motivatoren gehören und unbedingt aktiv gefördert werden sollten. Diese Faktoren lassen sich aber nur fördern, wenn die Organisationsstruktur auf sie Rücksicht nimmt. Hier sind oft erhebliche Widerstände zu überwinden, doch für das von Ihnen genannte „engagierte Unternehmen“ ist es der Königsweg, um zu „engagierten Mitarbeitern“ zu kommen.

 


Die Gesprächspartner für BGF / Betriebliche Gesundheitsförderung

BGF | Kurz-& langfristige Maßnahmen im Unternehmen (Betriebliche Gesundheitsförderung)

BGM, BGF, betriebliches Gesundheitsmanagement, ÖsterreichBrigitta Giselbrecht
Inhberin

bGesundheitsmangagement


HRwebMag. Pia Kasa
Geschäftsführerin

wings4minds Kasa KG


HRwebMag. Ina Lukl
Leitung BGF Projekte und Generationenbalance

IBG Innovatives Betriebliches Gesundheitsmanagement GmbH


BGM, BGF, betriebliches Gesundheitsmanagement, ÖsterreichMag. Gernot Kampl, MA
Geschäftsführer

Institut zur Evaluierung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz GmbH (IEPB)


HRwebMag. Renate Strommer
Geschäftsführerin

ASO & WiLAk GmbH


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