Personalisten-Interview:
Dr. Alexandra Singer-Weidinger @ MENTOR
Ist es wirklich so schwer als Frau Karriere zu machen? Ich habe mich auf die Suche nach „Karrierefrauen“ gemacht und Frau Dr. Singer-Weidinger, Geschäftsführung von der Fa. Mentor mit über 350 Mitarbeitern befragt. Ein sehr klares und ehrliches Interview.
♦ Interview-Partner: |
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Dr. Alexandra Singer-Weidinger |
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♦ ♦ Position |
Geschäftsleitung | ||
♦ Unternehmen: |
x |
MENTOR GesmbH & Co OG |
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♦ ♦ Branche | Bildungsinstitut | ||
♦ ♦ Mitarbeiterzahl | 360 | ||
♦ ♦ URL | www.mentor.at |
Wie haben Sie ihre derzeitige Position erreicht?
Ich hatte in meiner gesamten Berufslaufbahn immer Führungspositionen und immer männliche und weibliche Mentoren, die mich gefördert haben. Ich denke, das liegt daran, dass ich mir die Unternehmen immer sehr genau angesehen habe und ausschließlich meinem persönlichen Interesse, meinen Gestaltungsmöglichkeiten und meinem Idealismus gefolgt bin. Ich habe auch familiär bedingt, ich bin die zweite Akademikerin in 4 Generationen und aus einem sehr leistungsorientierten Elternhaus, sehr spät berufsbegleitend zu studieren begonnen, mit einem fixen Studien-Plan, finanziell unabhängig von meinen Eltern und in Rekordzeit und summa cum laude. Ich habe traditionellerweise die Hotelfachschule Modul besucht, war in der AbendHAK, habe diese abgebrochen und mit einer Studienberechtigungsprüfung den Hochschulzugang geschafft. Meine Zielstrebigkeit und mein Durchhaltevermögen bzw meine Resilienz sind bestimmt meine treuesten Begleiter gewesen. Meine Mutter hat mir immer vermittelt, dass man/frau für seinen Erfolg selbst verantwortlich ist, eine Aussage, die mich bis heute daran erinnert, dass immer alles möglich ist, wenn man will.
Welche Stärken sehen Sie bei sich als Frau, die sie in ihre jetzige Position gut oder besser einbringen können als wenn ein Mann ihre Position inne hätte?
Kommunikationsfähigkeit, Empathie, Humor und Gestaltungswillen zähle ich zu meinen Stärken, ich denke, dass das Gesamtpaket ausschlaggebend ist und auch sein sollte … nicht das Geschlecht.
Man sagt, dass Frauen ihr Licht oft „unter den Scheffel“ stellen. Sehen Sie das auch so? Warum? Wie können Frauen daran arbeiten?
Diese Beobachtung teile ich. Die Prioritäten liegen bei Frauen meistens nicht an der Erreichung einer Position sondern im Nutzen für die Gemeinschaft bzw stehen sich Frauen auch selbst im Weg, auch aus Angst vor Macht, weil der Machtbegriff eher männlich geprägt wurde. Macht im Sinne von Gestaltungsfreiheit und selbständiger Perspektivenentwicklung als positive Begrifflichkeiten sind leider noch nicht sehr verbreitet. Aus meiner Sicht sollten Frauen mutiger sein, Meinungen äußern und durchsetzen. Eine gute Ausbildung und ein funktionierendes Netzwerk sind eine gute Visitenkarte aber in der Selbstdarstellung dürfen Frauen alle ihre Potenziale ausnutzen.
Haben Sie spezielle Tipps für Frauen, die sich im Beruf besser verwirklichen möchten und ebenso die Karriereleiter aufsteigen möchten?
Mehr Mut Neues auszuprobieren und keine falsche Bescheidenheit.
Empfehlen kann ich auch, einem Frauennetzwerk (z.B. biz.ladies) beizutreten, entsprechend dem Interesse (Bildungsarchitektinnen), der Branche (Wirtschaftskammer) oder auch entsprechend politischer Zugehörigkeit. Unsere Organisation bietet auch Frauenprogramme wie WOMAN professional (für Führungskräfte auf Arbeitssuche) oder zBsp FIT Frauen in Handwerk und Technik (Ausbildungen im technischen Bereich) an.
Frauen in Führungspositionen – ein Beispiel aus dem Alltag gegriffen