Teambuilding Übungen: Gruppendynamische Spiele für Erwachsene – einfach mal so zwischendurch eingestreut. Bringt das etwas? Worin liegt der Nutzen? Welche Teambuilding Ideen eignen sich am besten für gruppendynamische Übungen?
Experten-Interview
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Gruppendynamische Übungen werden gerne im klassischen Teambuilding eingesetzt. Heute möchte ich nicht nur tagesfüllende Teambuilding Ideen beleuchten, sondern auch gruppendynamische Spiele für Erwachsene, die sich zwischendurch einstreuen lassen. Während Seminaren, vielleicht auch im Unternehmensalltag, etc sind kurze gruppendynamische Übungen brauchbar.
Welche Teambuilding Ideen gibt es, die sich besonders eignen, um zwischendurch eingestreut zu werden. Haben Sie Beispiele für kurze Teambuilding Übungen?
Mag. Petra Koinig (ITO): Teambuilding Übungen im Sinne des handlungsorientierten Lernens eignen sich sowohl um in der Theorie Erfahrenes zu erleben, zu reflektieren und in den eigenen Teamalltag zu übersetzen als auch als Auflockerung, da sie Teams ein Experimentierfeld für neues Denken und Handeln ohne Sanktionen bieten. Besonders für kurze Sequenzen eignet sich beispielsweise die Übung „Gegenstände fischen“, bei der die Teilnehmer je einen Gegenstand ihrer Wahl in einem mit Seilen am Boden skizzierten Kreis legen und diese Gegenstände gemeinsam – ohne die Kreisfläche zu berühren – „herausfischen“ müssen. Der Schwierigkeitsgrad der Übung ist variabel – je nach Durchmesser des Kreises. Der Kreis eignet sich auch für Skalierungsfragen, um Atmosphären und persönliche Wahrnehmungen als Gruppe sichtbar zu machen. Eine Frage könnte sein, wie zufrieden jeder in diesem Team mit der wechselseitigen Kooperation ist. 100% zufrieden wäre in der Mitte bzw. absolut unzufrieden am Rande des Kreises. Nachdem jeder seinen Gegenstand positioniert hat, ergibt sich ein repräsentatives Gruppenbild.
Michaela Baumgartner (Group Austria): Meine „Lieblings“-Teambuilding Übungen sind solche, die augenscheinlich als ganz andere Themenübung erkannt werden und erst mit der Zeit in Verdacht geraten, auch für ein gutes Zusammenkommen eingesetzt worden zu sein.
Ich empfehle in jedem Fall jede Methode oder Übung im Trockentraining mit einer „Labor“-Gruppe auszuprobieren.
Anna-Maria Muck, MSc (next level consulting): JA! Die Auswahl der geeigneten Teambuilding Übungen für zwischendurch soll stets vor der Fragestellung „was benötigt meine Gruppe gerade, um arbeitsfähig zu sein?“, beantwortetet werden. Zum Beispiel kann eine Auflockerungsübung nach dem Mittagessen dazu beitragen, dem „Suppenkoma“ zu entgehen. Oder wenn viel neues Wissen auf die Teilnehmer einprasselt, ist es wichtig, verschiedene gruppendynamische Übungen zum Wiederholen und Festigen der Inhalte anzuwenden. Ein Beispiel hierfür ist das Spiel „Codenames“, wo es darum geht, passende Begriffe für einen Überbegriff zu finden. Dies hat gleich mehrere Vorteile. Einerseits werden Lerninhalte gefestigt, andererseits schweißt das die Gruppen näher zusammen und man hat einfach mehr Spaß im Training.
Corinna Ladinig, MBA (CTC Academy): Ja eindeutig – es gibt ganz kurze Übungen, wie z.B. den Heliumstab, um Gelegenheit zu bekommen, über das Team und die Zusammenarbeit zu reflektieren.
Mag. David Kupfer, MSc (Wildniszone): Aus meiner Sicht sollte es generell nicht so laufen, dass ich als Trainer/Berater eine Übung einstreue die ich gerade mithabe bzw. die ich besonders gernhabe, sondern vielmehr sollte die Übung so gewählt sein, dass sie zum Thema passt. Ich verwende Teambuilding Übungen einerseits um bestehende Situationen bzw. Probleme aufzeigen und andererseits, um Alternativen auszuprobieren und Veränderungen erlebbar zu machen.
Um aber nochmals auf die Frage zurückzukommen, denke ich eignet sich eine Vielzahl an Übungen gleichdermaßen. Gerade mit unterschiedlichen Spielregeln kann man auch bereits bekannte Übungen für Gruppen spannend gestalten und zu einer Herausforderung machen.
Günther Mathé (careercenter): Es gibt jede Menge gruppendynamische Übungen, die das Verhalten und Offenlegen der einzelnen Charaktere der Teilnehmer ganz klar und stark darlegen. Teambuilding ist die Königsklasse im persönlichkeitsbildenden Trainingsbereich. Ein professioneller Trainer hat immer für alle Fälle Teambuilding Ideen, Material und Anweisungen für gruppendynamische Übungen für unterschiedliche Zeitspannen und Gruppengrößen in der Standardausrüstung mit. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen gruppendynamischen und teambuildenden Maßnahmen. Nicht jede Gruppe muss zwangsläufig ein Team werden, dennoch darf / muss / soll ein Gruppenprozess stattfinden.
Klassische Teambuilding Übungen sind Spinnennetz, Laufendes A, Baumstamm, Säuresee, Floßbau, Kommunikationsspiele, … Die Übungen müssen so angelegt sein, dass das Team gemeinsam die Lösung erarbeiten kann und im Abschluss ein Erfolgserlebnis hat, bzw. bei einer missglückten Teamübung, eine dementsprechende Aufarbeitung erfolgt und im Anschluss das Team erneut die Möglichkeit hat, eine Aufgabe im Team erfolgreich zu lösen.
Günther Marincelj (GfP): Auf jeden Fall. Es gibt viele kurze Übungen, die sich in den Teamalltag einbauen lassen. So können Teammeetings mit einer Übung eröffnet werden oder an einem Tag im Monat hat das Team z.B. im Laufe des Tages eine kleine Aufgabe zu lösen. Letztendlich kann jede Aufgabe als Haupt- oder Nebenziel einen Teambuilding-Charakter haben. Das gleiche gilt auch in jedem Seminar, allerdings macht es nur Sinn Teambuilding zu betreiben, wenn ich auch ein Team in meinem Seminar sitzen habe. Die entscheidenden Fragen sind in beiden Fällen: Wer setzt diese Übungen bewusst ein, wie werden sie angeleitet und anschließend reflektiert?
Bei manchem erzeugen allein schon die Worte „Teambuilding Übungen“ und „gruppendynamische Spiele für Erwachsene“ Gänsehaut. Dann ist in der Vergangenheit etwas gehörig schief gegangen. Und es müssen schon gute Teambuilding Ideen auf den Tisch, um an anschlussfähige gruppendynamische Übungen zu erzeugen. Und mache möchten einfach hier und jetzt sicher keine Teambuilding Übungen machen.
Gruppendynamische Spiele für Erwachsene – wie schaffen Sie es, dass selbst nüchterne Mitarbeiter-Gruppen sich darauf einlassen können? Jene, die es nicht gewohnt sind, miteinander Spaß zu haben und gruppendynamische Spiele und Übungen sicher nicht möchten?
Günther Marincelj (GfP): Der Vorteil ist, dass diese gruppendynamische Spiele für Erwachsene ja nicht um des reinen Spaßes willen eingesetzt werden, sondern eine Absicht damit verfolgt wird. Erwachsene, die mit Spielen nichts am Hut haben, darf ich als Trainer diese auch nicht als Spiel und Spaß verkaufen. Vielmehr gilt es den Nutzen für die Personen hervorzuheben. Letztendlich versuche ich als Trainer immer meinen Input in die Lebenswelt der Teilnehmer zu übersetzen. Es hängt davon ab wie ich ein spaßiges gruppendynamisches Spiel anleite. Zudem macht es einen gewaltigen Unterschied, ob ich ein solches Spiel mit den Worten: „Und jetzt spielen wir ein besonders lustiges Spiel“ oder mit „Ich denke jetzt passt sehr gut die folgende Übung, um aufzuzeigen wie sich Dynamiken in Gruppen entwickeln können“ anleite.
Außerdem gilt es die Spiele zielgruppengerecht auszuwählen, daher ist es ratsam, mehrere solcher Spiele vorbereitet zu haben. Ich beginne ganz gern mit den „seriöseren“ Spielen und wenn die die Gruppe dann schon etwas besser kenne, kann ich auch abschätzen welche Spiele ich bei dieser Gruppe noch einsetzen kann.
Günther Mathé (careercenter): In unserem wording verwenden wir bei einer Altersgruppe bis 12 Jahren das Wort Spiel. Ab dem Teenageralter bis 45/50 Jahren verwenden wir den Begriff Übung und nicht Spiel, weil leider ein Großteil der Menschen in dieser Altersgruppe der Meinung sind, dass Spiele kindisch und zeitraubend sind. Dass Spielen die Urform des Lernens ist, begreifen viele Seminarteilnehmer wieder ab 50 Jahren – da dürfen wir Trainer wieder die Bezeichnung Spiel verwenden.
Wir haben den Ansatz, dass die Teilnehmer nicht mitmachen müssen. Wir erklären im Vorfeld, warum wir Übungen und Spiele im Seminar machen. Einiges wird erst im Nachhinein erklärbar, da sonst der Sinn und der Effekt der Übung verloren gehen. Immer wieder gibt es Teilnehmer, die die erforderliche Nähe und das Vertrauen, das diverse gruppendynamische Übungen mit sich bringen, nicht zulassen können. Das gilt esdann auch zu respektieren. Oft steckt eine größere Thematik hinter diesem Misstrauen und ein Trainer darf sich dabei nicht überschätzen und als Hobbypsychotherapeut auftreten. Wenn wir wahrnehmen, dass sich ein Teilnehmer dabei nicht wohl fühlt oder einfach nicht will, wird er von uns anderwärtig miteingebunden (Beobachter, Fotograf, Organisator), um dennoch dabei zu sein, aber in dem Ausmaß, in dem es ok ist für ihn.
Michaela Baumgartner (Group Austria): Grundsätzlich gilt: Wer selbst nicht gerne Spiele spielt oder bei gruppendynamischen Übungen dabei sein möchte, sollte mit dem Einsatz dieser Methode oder Übung sparend umgehen. Motivation ist eine Kunst. Alleine die Präsentation und das richtige „Anleiten“ der Übung sind Gold wert. Umso mehr gilt es, Methoden auszuwählen, die Personen mit höherem Aktivitätspotenzial genauso ansprechen werden, wie Personen, die Distanz und Passivität bevorzugen. Dadurch können beide teilnehmenden Gruppentypen selbst entscheiden, wie sie mit dieser Situation umgehen wollen. Selbst dann, wenn es sich um Teambildung handelt.
Mag. Petra Koinig (ITO): Übungen sind immer freiwillig. Wer nicht will oder kann, darf Beobachter sein. Unserer Erfahrung nach benötigen unterschiedliche Persönlichkeitstypen unterschiedlich lange, um sich auf Neues einzulassen. Unterschiede bereichern ein Team und dürfen ausdrücklich sein. Wir leben diesen Diversity-Gedanken und nutzen ihn, um Offenheit und Verständnis zu trainieren. Darüber hinaus zeigt die Erfahrung mit „kopfigeren“ Gruppen, dass diese der Reflexion von spielerischen Übungen und der Anbindung an ihre berufliche gemeinsame Praxis einen hohen Stellenwert beimessen und über diesen persönlichen Mehrwert sehr gut abholbar sind.
Corinna Ladinig, MBA (CTC Academy): Es geht ja immer um Übungen (und niemals um Spiele) – und 2 Aspekte sind dabei wirklich wichtig:
1, als Trainer muss man 100%ig hinter der Übung stehen – dann kommt das auch rüber und die Teilnehmer machen mit
2. es gibt keine Übung, nach der man nicht reflektiert und den Transfer zum Arbeitsalltag herstellt, den gibt es nämlich immer – dazu braucht man als Trainer halt auch die richtigen Reflexionsfragen.
Der Spaß d.h. Erlebnischarakter ist immer dabei, steht aber bei diesen Übungen niemals im Vordergrund – als Trainer habe ich immer einen „guten Grund“ warum gerade JETZT gerade DIESE Übung passend ist.
Mag. David Kupfer, MSc (Wildniszone): Einerseits ist es meiner Erfahrung nach so, dass es sehr unterschiedliche Übungen gibt und man damit auch sehr unterschiedliche Gruppen bzw. Typen damit ansprechen kann. Man muss sich aber der Tatsache bewusst sein, dass es nie gelingen kann, mit derselben Übung alle Teammitglieder gleichermaßen anzusprechen. Es ist aber zumeist so, dass die Motivierten all jene mitreißen, die eher gerade planlos oder demotiviert sind.
Andererseits muss man auch sagen, dass bei unserer Arbeit Störungen immer Vorrang haben. Wenn es also so ist, dass eine Gruppe Übungen massiv verweigert, denke ich ist es wesentlich interessanter für die Gruppe und für den Kunden gewinnbringender, wenn daran gearbeitet wird, weshalb sich die Gruppe in keinen Übungen probieren möchte.
Anna-Maria Muck, MSc (next level consulting): Es ist wichtig sich als Trainer nicht vom Weg abbringen zu lassen. In meinen Trainings gibt es immer Teilnehmer, die nicht vor Begeisterung aufschreien, wenn man beispielsweise activity spielt. Im Nachhinein erreicht man mit den Spielen jedoch fast jeden – und die, die oft protestiert haben sind mit Spaß und Energie dabei.
Andererseits ist es in der Verantwortung des Trainers, Rahmenbedingungen zu schaffen, bei dem spielerischen Lernen möglich ist. In meinen Trainings achte ich darauf „Vertraulichkeit“ von Anfang an als eine Spielregel aufzuführen und vorzuleben. Dies bedeutet, dass es möglich ist, offen über seine Themen zu sprechen – ohne Sanktionen fürchten zu müssen. Weitere Verantwortungen des Trainers liegen darin, mögliche Befürchtungen der Teilnehmer abzuholen und auch nochmal klar den Sinn und Zweck der Übung zu erklären. Oder darin, Personen aktiv einzubinden und Reizwörter, die Angst erregen, wie beispielsweise „Rollenspiel“ durch andere Wörter wie „Simulation“ zu reframen.
Train the Trainer: ist es auch für angehende Trainer, die sich künftig nicht dem Teambuilding verschreiben werden, wichtig, sich mit gruppendynamischen Übungen auseinanderzusetzen und sich einen kleinen Koffer an Teambuilding Ideen zuzulegen? Ja – nein – weshalb – welche – zu welchem Zweck?
Dieses Frage-Konvolut hebe ich mir ein wenig auf – es soll Teil des nächsten Interviews sein wenn es wieder um die Tehmenbereiche geht: Teambuilding Ideen, Teambuilding Übungen, gruppendynamische Spiele für Erwachsene, gruppendynamische Übungen
Die Interview-Partner:
„Teambuilding Übungen für Zwischendurch | Teambuilding Ideen & gruppendynamische Spiele für Erwachsene“
Michaela Baumgartner Group Austria – besser leben mit Bildung Anna-Maria Muck, MSc next level consulting Mag. Petra Koinig ITO Individuum Team Organisation GmbH Günther Mathè, MBA careercenter e.U. Günther Marincelj GfP – Gesellschaft für Personalentwicklung Corinna Ladinig, MBA CTC Academy OG Mag. David Kupfer, MSc Wildniszone |