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Mitarbeiterabbau | Ein einsamer Job für Personalisten

31Jul2017
4 min
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HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Es scheint, als hätten die Personalisten in den Unternehmen das Schlimmste überstanden. Geht es nach den jüngsten Konjunkturprognosen, ist die seit Jahren anhaltende Wirtschaftskrise bald Geschichte. Und damit auch vorbei die Zeiten von unangenehmen Personaleinsparungsmaßnahmen.

Also alles Paletti im HR-Bereich? Leider nein. Denn es gibt etliche Branchen, die trotz guter Wirtschaftsprognosen von Strukturbereinigungen oder Produktionsverlagerungen betroffen sind. Und am Horizont naht bereits die nächste personalpolitische Herkulesaufgabe: Wie wirkt sich die Industrie 4.0 auf die Belegschaften in den Unternehmen aus?

Es ist zu befürchten, dass Personalabbau auch in den kommenden Jahren ein zentrales Thema bleiben wird. Und damit den Personalmanagern weitere einsame Zeiten bevorstehen.

Die Personalisten im Auge des Orkans

„Die Entscheidung ist in der Konzernzentrale in Übersee gefallen. Der Produktionsstandort im Wiener Umland wird geschlossen und die Fertigung nach Osteuropa verlegt. Damit verlieren 250 Mitarbeiter in den kommenden Monaten ihren Job.“ So oder so ähnlich lauten die knappen Berichte über Standortschließungen in den Wirtschaftsmedien.

Was sich für Außenstehende nüchtern liest, ist für die Betroffenen eine mittlere Katastrophe. Und für alle Beteiligten der Beginn einer schwierigen Zeit. Wenn Entscheidungen über Personalabbau in den Unternehmen verkündet werden, sind diese unumstößlich. Dann hat es im Vorfeld bereits Gespräche zwischen Management und Betriebsrat gegeben. Und oft gibt es schon ausverhandelte Sozialpläne, um die sozialen Härten für die Mitarbeiter abzufedern.

Mitten drin statt nur dabei: die HR-Leiter. Vom Top-Management von Anfang an eingebunden, sind sie federführend bei der Verhandlung der Sozialpläne mit dem Betriebsrat. Und im Idealfall auch bei der Kommunikation nach innen und außen stark involviert. In dieser Phase sind die Personalverantwortlichen unverzichtbare Berater des Managements. Und wichtigster Ansprechpartner für die Belegschaftsvertretung..

Für das Top-Management ist mit der Information ins Unternehmen der unangenehmste Teil meistens erledigt. Für die Personalisten geht ab diesem Zeitpunkt die Arbeit allerdings erst so richtig los. Denn sie sind es, die für die folgenden Umsetzungsmaßnahmen verantwortlich sind. Ein herausfordernder Job, der vor allem eines ist: Einsam.

Die Personalisten als Feindbild in der Krise

Die Nähe zum Management macht die Personalverantwortlichen in den Unternehmen für viele Mitarbeiter zu undurchsichtigen Playern. Oft herrscht Misstrauen vor, obwohl man sich persönlich gar nicht kennt. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass sich viele Führungskräfte bei unangenehmen Personalentscheidungen elegant am Personalbereich abputzen. Nach dem Motto: „Ich hätte das ja anders entschieden, aber Personal hat gesagt….“

In Zeiten von Personalabbau spitzt sich dieses Bild weiter zu. Jetzt werden die Personalisten für viele erst recht zum Feindbild im Unternehmen. Sie sind es, die mit den Mitarbeitern die finalen Kündigungsgespräche führen und die Austrittsmodalitäten klären. Was nicht selten dazu führt, dass die Frustration der Betroffenen auf die Personalisten projiziert wird. Frei nach dem  Grundsatz: Der Überbringer der schlechten Nachricht ist auch dafür verantwortlich.

Paradoxer Weise ist in dieser Phase oft der Betriebsrat eine echte Stütze für die Personalmanager. Denn der weiß genau, was sich hinter den Kulissen abspielt. Und erlebt oft hautnah mit, wie vehement die Personalverantwortlichen in alle Richtungen agieren müssen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen: Den unvermeidlichen Mitarbeiterabbau konsequent und trotzdem sozial verträglich zu gestalten.

Die Personalisten und der Umgang mit Emotionen

Wer hunderte Kündigungsgespräche führen muss, an dem geht das nicht spurlos vorüber. Für Personalverantwortliche allerdings gilt: „Im Kündigungsgespräch haben eigene Emotionen keinen Platz.“ So wie ein Notarzt einem Unfallopfer niemals sagen würde, wie schlimm die Verletzung aussieht, dürfen auch Personalisten ihre Gefühle nicht sichtbar machen. Das würde letztendlich niemand helfen.

Für die Gesprächspartner wirkt diese emotionslose Haltung nüchtern und distanziert. Und in der eigenen Betroffenheit wird dann oft Unmenschlichkeit und Hartherzigkeit unterstellt. Was es für die Personlisten nicht einfacher macht, in die nächsten Gespräche zu gehen. Wer sich als Personalmanager einer Kündigungswelle gegenübersieht, tut daher gut daran, rechtzeitig für seine  Psychohygiene vorzusorgen. In Form von einem externem Coaching, wo auch die eigenen Emotionen Platz finden.

Ein Aspekt wird bei Betriebsschließungen von vielen kaum wahrgenommen. Dass Personalisten immer auch Betroffene sind. Am Ende eines extrem belastenden Jobs müssen diese selber gehen. Trotzdem muss dieses Wissen ausgeblendet werden. Erst wenn der letzte Mitarbeiter das Unternehmen verlassen hat, kann der Personalmanager „ das Licht ausknipsen“ – und sich seiner eigenen beruflichen Zukunft widmen.

Fazit

Niemand kündigt gerne. Auch nicht Personalisten. Das weiß der Autor aus eigener beruflicher Erfahrung und durch seine Rolle als Leiter des „Netzwerk Trennungsmanagement“. Diese seit 5 Jahren existierende Plattform wird von Personalentscheidern gerne genutzt, um sich über eigene Erfahrungen und „Best Practice“ im Trennungsmanagement auszutauschen. In vertrauensvoller Umgebung unter Gleichgesinnten.

Um auch für die kommenden, unvermeidlichen  Trennungsprozesse gut gerüstet zu sein.

 „Die kräftigsten Bäume wachsen unter den schwierigsten Bedingungen.“
(John Willard Marriott, amerikanischer Unternehmer)


Tipp zum Thema

  • Netzwerk Trennungsmanagement
  • Austausch- und Erfahrungsplattform für Personalmanager
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  • Koordination & Leitung:  Harald Schmid, klaglos.at
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