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Glück – gehabt oder selbst gemacht?

29Aug2017
3 min
apfel-schnecke

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Warum wir Deutschsprechenden uns mit dem Glück verwirren. Und warum sich Lebensfreude im Unternehmen doppelt lohnt. Eine Annäherung an das Glück als Personalentwicklungsthema.

Für Engländer, Amerikaner, Italiener oder Franzosen ist es ganz eindeutig: Glück ist nicht Glück. Denn entweder ist es luck, fortuna oder chance – also ein glücklicher Zufall. Oder es ist eben happiness, felicità oder bonheur – das Glücklich-Sein. Im Deutschen ist das alles eins. Wir differenzieren also den Begriff Glück nicht dahingehend, ob sich nun ein Zufall für uns positiv auswirkt (z.B. Lottogewinn, schönes Urlaubswetter) oder ob  wir selbst mit etwas zufrieden und glücklich sind, was ja primär in der eigenen Hand bzw. im Kopf liegt.

Glück als Gesellschaftsziel

Bereits Aristoteles definierte  Glücklich-Sein als übergeordnetes Lebensziel.  In den USA gehört the pursuit of happiness, das Streben nach Glück, zu den Grundrechten in der Verfassung. In Bhutan wurde happiness zur staatlichen Priorität erklärt – das Bruttosozialglück wurde eingeführt.  Die EU sieht die kontinuierliche Steigerung der Lebensqualität und des Wohlergehens (well-being) als übergeordnetes Ziel in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie. Sie beauftragte eine Kommission unter Nobelpreisträger Joseph Stiglitz und Amartya Sen mit der Ausarbeitung eines Konzeptes zur Messung von Wohlbefinden in einer Gesellschaft. Die Forderung dieses 300-Seiten-Berichts gilt als Paradigmenwechsel in den Wirtschaftswissenschaften: Als Indikatoren für den gesellschaftlichen Fortschritt sollen künftig neben BIP und Wirtschaftswachstum auch Nachhaltigkeit, Lebensqualität und subjektives Wohlbefinden herangezogen werden.

Das Glücklich-Sein als Erfolgsindikator erobert nun also auch die (Volks-) Wirtschaft. Welchen Stellenwert hat das Wohlbefinden und Freude in Ihrem Unternehmen?

Glück lohnt sich

Welche Wirkungen Glück auf den Menschen hat und was einen glücklichen Lebensstil ausmacht untersucht der Wissenschaftszweig der „Positiven Psychologie“. Ein zentraler Aspekt ist das Ergebnis, dass glückliche Menschen laut einer Metaanalyse um sieben bis zehn Jahre länger leben. Damit ist der Effekt auf die Gesundheit damit vergleichbar, ob jemand raucht oder nicht. Für Unternehmen finanziell interessant sind z.B. folgende Studienergebnisse:

  • Glückliche haben ein besseres Immunsystem, sie werden seltener krank
  • Glückliche Mitarbeiter laufen weniger Gefahr, auszubrennen
  • Glückliche Mitarbeiter haben mehr Ressourcen um Stress zu bewältigen

Laut einer Studie des IHS könnten österreichweit 3,6 Milliarden Euro durch Prävention und Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden eingespart werden. Glückliche Menschen haben aber auch einen positiven Effekt auf die Leistung und das Ergebnis einer Organisation. Aktuelle Studien zeigen u.a.:

  • Positive Gefühle bewirken Verhalten, dass flexibel, kreativ und effizient ist.
  • Die Kooperationsbereitschaft erhöht sich
  • Glückliche Mitarbeiter  werden häufiger gelobt und gefördert
  • Manager, die sich um das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter kümmern, sind beliebter und erzielen mit ihrem Team bessere Ergebnisse
  • Glück ist ansteckend. Das wirft ein interessantes Licht auf Themen wie Unternehmenskultur,  Kundenzufriedenheit oder Personalmarketing.

Damit wirkt sich Glück doppelt positiv aus: Auf die betroffene Person selbst und auf den Unternehmenserfolg.

Glück ist erlernbar

Sonnenschein- oder Wolkentyp? Aus Zwillingsstudien lässt sich ableiten, dass unser Glücksempfinden zu 50% vererbt ist. Gleichzeitig heißt das aber auch, dass es genug Spielraum gibt, um auf Basis des eigenen Denkstils und der bewussten, alltäglichen Verhaltensweisen Einfluss zu nehmen auf das persönliche Glücksempfinden. D.h. es ist nicht für alle gleich einfach, aber jeder kann sein Wohlbefinden und seine Lebensfreude steigern.

Der Bogen schließt sich

Wenn ich nun am Ende den Bogen wieder zum Beginn spanne, dann stellt sich folgende Frage: Was sagt das über unsere Kultur, dass wir die beiden Formen von Glück (Glück haben und glücklich sein) mit nur einem identen Begriff betrachten? Zeit also, Selbstverantwortung zu übernehmen und Gartenerde und Samen zur Hand zu nehmen. Denn Glück wächst und blüht, wenn man es täglich gießt und pflegt.

Glück – gehabt oder selbst gemacht?

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