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HR-Tipp | Welchen Stellenwert hat Sprache in einem virtuellen internationalen Team?

20Okt2017
3 min
Spielfiguren miteinander verbunden 3

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

HR-Tipp: Virtuelle, internationale Teams: der Stellenwert der Sprache

Zielgruppe:



All jene, für die mit virtuellen & internationalen Teams arbeiten


Tipp-Geber:


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Dr. Karin Schreiner (Intercultural Know How – Training & Consulting)


Virtuelle internationale Teams arbeiten an verschiedenen Standorten in verschiedenen Ländern und kommunizieren zumeist in englischer Sprache online über verschiedene digitale Medien wie Webmeeting, Videokonferenz, Email, Skype usw. Oft kennen sich die Mitglieder nicht persönlich. Die explizite verbale Sprache ist hier sehr bedeutend.

Die meisten Mitglieder solcher Teams sind heute daran gewöhnt, auf Englisch zu arbeiten. Falls es zwei große Sprachgruppen gibt, muss eine gemeinsame Sprache als Arbeitssprache definiert werden. Daran müssen sich dann alle halten. Das ist heute immer weniger ein Thema.

Eine Herausforderung auf der Sprachebene könnte in den unterschiedlichen Aussprachen liegen – etwa amerikanisches, britisches, indisches oder japanisches Englisch. Ist man in ein „indisches“ Englisch nicht gut eingehört, dann kann es zu großen Verständnisschwierigkeiten bei einer Videokonferenz kommen. Dazu ein Beispiel aus der Kooperation eines österreichischen und indischen IT-Unternehmens:

Wir haben jede Woche eine Videokonferenz mit unseren indischen Kollegen in Bangalore. Einige verstehe ich gut, das sind jene, die in England oder in den USA studiert haben. Aber die anderen, die noch nie außerhalb von Indien gearbeitet haben, verstehe ich häufig gar nicht. Selbst nach mehrmaligen Nachfragen nicht. Das ist dann sehr peinlich. Wir verfassen deshalb nach jedem Gespräch ein Protokoll, damit es zu keinen Missverständnissen kommt.

Ein weiteres Thema ist die Moderation. Sie bedarf noch mehr Klarheit und Eindeutigkeit von Seiten der Team-Leitung als ein Offline-Meeting: Klarheit, gute Struktur, klare Sprache, genaue Vorgaben, die Aufforderung an alle Teammitglieder sich einzubringen, notfalls einzelne direkt ansprechen, die sich nicht zu Wort melden. Wichtig ist auch eine explizite verbale Wertschätzung nach einzelnen Wortmeldungen. Alles, was normalerweise nonverbal durch unsere Körpersprache ausgedrückt wird, fällt weg und muss explizit verbal ausgedrückt werden. Das ist eine große Umstellung und erfordert Übung. Dazu ein Beispiel aus meiner eigenen Praxis:

Ich erlebte bei internationalen Webinars mit einer Gesprächsleitung aus den USA mehrmals eine exzellente Moderation. Alles wurde ganz genau erklärt, klar formuliert, Wichtiges extra betont und Wertschätzung und Feedback explizit verbalisiert. Etwa: „Danke, John, für deinen wichtigen Beitrag. Er ist für uns sehr wertvoll!“ Oder: „Mary, wolltest du dazu noch etwas sagen? Ich sah dein Zeichen aufblinken.“ Oder: „Peter, aufgrund deiner Erfahrung könntest du diesen einen Punkt noch genauer ausführen? Ich bin gespannt auf deine Meinung!“ Oder: „Matthew, danke für deine gute Erklärung. Damit können sicher viele von uns gut weiterarbeiten! Gibt es dazu noch Wortmeldungen?“

Bei virtuelle Meetings sind insgesamt mehr Vorgaben nötig als in einem Offline-Meeting.

Die Kommunikation ist eingeschränkt, da man die nonverbalen Signale nur teilweise sieht – nur den halben Körper, keine Körperhaltung, kaum Gestik, Gesichtsausdruck auch nur ungenau, bei Webinars oft gar keine Visualisierung. Deshalb muss dieses Defizit verbal ausgeglichen werden. Durch den eher offiziellen Charakter in einer Videokonferenz ist die Sprache formeller, das schafft interpersonelle Distanz. Auch hier kann man durch Verbalisieren der momentanen Gedanken, Emotionen oder Befindlichkeiten die anfangs entstandene Distanz verringern.

Tipps

  • Sprechen Sie die Teilnehmenden immer mit ihren Namen an.
  • Sprechen Sie langsamer als sonst.
  • Verwenden Sie eine klare und möglichst eindeutige Sprache – low-context.
  • Vermeiden Sie Zwischenwörter wie „äh“, „mmh“,„eigentlich“, „im Grunde genommen“, „irgendwie“ usw., denn dadurch werden Aussagen relativiert.
  • Achten Sie darauf, dass immer nur eine Person spricht.
  • Geben Sie verbales Feedback und drücken Sie verbal Wertschätzung aus. Nennen Sie dabei die Personen mit ihrem Namen.
  • Achten Sie auf die kleinsten Bemerkungen oder Zwischentöne der Teilnehmenden. Diese kleinen Zeichen sind oft Hinweise für weitere Wortmeldungen, Kritik oder gutes Feedback.
  • Achten Sie auf gutes Zeitmanagement bei den Redezeiten der einzelnen Teilnehmenden.
  • Halten Sie Ihre Agenda ein.

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