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HRweb vor Ort | Future of Work 2018

14Mrz2018
6 min
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HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Future of Work 2018 (FOW18), Stegersbach, Veranstalter: LSZ Consulting, 14+15märz2018 | HRweb vor Ort

 

Die Future of Work 2018 (FOW18) lud wieder mal nach Stegersbach. Ich freue mich, das 2. Mal dabei zu sein: Direkter Einstieg in Digitalisierung, in Wandel, alles wird schneller, Kühmayer (Moderator) fragt sich, wie viel Wandel wirklich außergewöhnlicher Wandel oder einfach pure Entwicklung ist. Letztendlich geht es um Veränderung, nicht um reine Buzzwords, sondern darum die Frage zu stellen, welche Rolle HR spielen soll. Es geht nicht um Veränderung als Selbstzweck, sondern um Substanz.

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Foto: Franz Kühmayer (Moderator der FOW18 und Geschäftsführer bei KühmayerSchilling & Partner Managementberatung), © LSZ Consulting

Pure Buzzwords hat #HR_Phrasenschwein auf Twitter schön mit-dokumentiert: Management by Helicopter; Wenn Holocracy die Antwort ist, was ist die Frage?; Wissensträger versus Umsetzungszwerge, nicht aus jedem Kokon kommt ein Schmetterling heraus; Organisationsentwicklung als Ausrede für schlechte Führung; HR als Ablagefläche für alles was sonst keiner mag; Transformation ist auch ein Buzzword.

Vorträge & Podiumsdiskussionen

Future Talk – Podiumsdiskussion

Josef Buttinger (Initiator& Präsident der hr-lounge.at) sagt klar: Change ist der Übergang zwischen einem stabilen System in ein neues stabiles System. Nur in einem stabilen System kann ein Unternehmen Geld verdienen. Bleibt ein Unternehmen im Zustand des Changes, kann nie Geld verdient werden. HR hat die Aufgabe zu begleiten. Change Manager zu sein ist nicht die Aufgabe von HR und soll es auch nicht sein. HR soll die richtigen Rahmenbedingungen schaffen und ausreichend Diversität (hinsichtlich Persönlichkeitstypen & Fähigkeiten) ins Unternehmen bringen. Buttinger: HR muss beratend tätig sein, nicht gscheit-bastlerisch.
Dr. Marco Cardona (HR-Director, Prinzhorn Holding) spricht u.a. über Entrepreneurship: Es wird erwartet, dass Mitarbeiter Entrepreneure sind und selbstverantwortlich arbeiten sollen. Doch nicht jeder ist dafür geschaffen. Für HR ist es wichtig zu erkennen, dass nicht jeder Entrepreneur sein kann oder möchte. Auch jene, die es nicht sind, sind wichtig und wertvoll für das Unternehmen. HR muss eben manchmal Mitarbeiter auch einfach an die Hand nehmen.

Mehr Wert steuern

Mag. Sigrid Tschidls Vortrag heißt wie ihr Buch „Mehr Wert steuern“. Werte sind das was uns antreibt. Und Werte sind grundsätzlich gut. Zumindest die meisten. Eine Prise Körpersprache, viel Lachen.

Future of Recruiting – Podiumsdiskussion

Für Jubin Honafar (whatchado) geht die Diskussion um Digitalisierung in die falsche Richtung – es geht nicht darum wie die Digitalisierung so umfangreich wie möglich umgesetzt wird, sondern Digitalisierung findet ohnehin statt. Nicht jeder Hype muss mitgegangen werden. Und wir müssen uns nicht sorgen dass der Mensch weg-digitalisiert wird. Tools vereinfachen das Leben stark, doch Artificial Intelligence wird HR und den Menschen nie ersetzen.

Stichwort Geek Economy: kurze Jobs, sehr flexibel für Anbieter & Nachfrager – Daniel Laiminger (hokify) „Geek Ecoomy ist das was früher ‚Pfuscher‘ hieß“. Für Nicolas Vorsteher (Prescreen International) ist die klassische Karriereleiter, er sieht sich eher in einem Zirkus, in dem er seine Mitarbeiter (Durchschnittsalter unter 30) ständig entertainen und vor Langeweile bewahren muss. Es ist ein wenig, wie die Geek Economy ins Unternehmen hinein zu ziehen.

Jubin: Wir wissen heute nicht, welche Jobs es in 2 Jahren geben wird. Und es ist eigentlich müßig, es ständig zu diskutieren. Es scheint, als fürchten uns vor dem, was in 5 Jahren auf uns zukommen wird, um aus dieser Perspektive ist die aktuelle Situation als nicht so schlimm zu erachten. Da wir aber nicht wissen wie die Zukunft aussieht, sollen wir uns lieber mit dem Hier und Jetzt beschäftigen. Pascal Hoheisel (myVeeta) stimmt zu und ergänzt, dass Artificial Intelligence zunehmend wichtige Teile der Arbeit übernehmen wird. Auch wenn das noch ein wenig auf sich warten lässt.

Workshops

6 Workshop-Runden à 6 Workshops. Meine Wahl fiel auf:

Die 7 Mythen über die Zukunft der Arbeit

Daniel Holzinger (Colited Management Consultancy) sagt: So wie wir bisher gearbeitet haben werden wir es künftig nicht mehr tun. Mit diskutieren wir „7 Mythen über die Zukunft der Arbeit“ aus seinem Booklet“:
1. Die Email ist tot (Massenhaft Emails sind nicht produktiv und unterbrechen den Arbeitsfluss. Die Diskussion zeigt, dass Emails noch lange nicht tot sind, da sie meist das Haupt-Kommunikationsmittel darstellen)
2. Eine Kommunikationslösung für alle Anwendungsfälle reicht (Online, SharePoint, Telefon, Skype vs. schriftliche Kommunikation mit Dokumentations-Charakter – Email-Verlauf etc).
3. Das Home-Office ist nicht mehr zeitgemäß (Das Buch wurde geschrieben zu eine Zeitpunkt als große Unternehmen wie IBM & Co hinsichtlich Home Office im großen Stil zurückruderten. Wobei hier unterschieden werden muss zwischen 100% Home Office und 1-2 Tage wöchentlich Home Office.)
… die spannenden – und zugegeben lustigen – Diskussionen halten uns leider von den anderen Mythen ab (die da heißen: 4. Die Work-Life-Balance löst alle Probleme, 5. Mitarbeiterführung über Distanzen funktioniert wie vor Ort, 6. Der eigene Büroarbeitsplatz verliert an Bedeutung, 7. Gute IT-Lösungen bieten viele Funktionen).

Management 4.0 – Vorbereitung auf die Zukunft

Mag. Klaus Feta (Porsche Holding). Auch er schrie ein Buch: Management 4.0. Aus seiner Sicht ist für Personalisten nichts langweiliger als die Vergangenheit. Wirklich interessant ist rein die Zukunft. Für ihn ist der War for Talents heftig im Gange und er erzählt aus seiner Praxis bzgl. des Lehrlings-Recruitings. Für ihn ist das qualitative Recruiting dringlicher als die Personalentwicklung, denn große Talente benötigen weniger PE. Schlechte Mitarbeiter werden selbst mit PE nicht exzellent werden können. Er spricht über Productive Aging für Mitarbeiter bis 70 Jahre und über Digitalisierung auf allen Ebenen – und „achten Sie darauf, sich nicht selbst wegzurationalsieren“.
Danke, ist einer der besten Sessions, sehr persönlich, praxisnah und humorvoll. Auch wenn es eigentlich ein Vortrag statt eines Workshops ist.

Querdenken meistern. ein geborener Querdenker lädt zum Perspektivenwechsel

Dr. Johannes Klietmann (Spezialisterne) ist selbst Autist und spricht über die Funktionsweise des Gehirns. Die „normale“ Funktionsweise und jene von Autisten. In seinem Alltag kam / kommt es ihm vor als spielen alle ein Spiel und er kennt die Spielregeln nicht. Und v.a. geht es im Workshop um die speziellen Fähigkeiten von Autisten. Praktisch angewandt versuchen sich die Teilnehmer selbst im Querdenken.

Arbeitsunfall: Haftung & Auswirkungen auf die Unternehmenskultur

Mag. Daniel Bacher (Schoeller-Bleckmann Edelstahlrohr) berichtet von einem Arbeitsunfall, der im Mai 2016 tödlich endete. Er erzählt einerseits von der rechtlichen Seite und andererseits von der menschlichen Komponente – die unmittelbaren Reaktionen der Kollegen und die Auswirkungen auf die Unternehmenskultur.

HRwebBalanceakt Organisation: mit Action und Spannung zu mehr Innovation

Helga Pattart-Drexler, MA & Ines Simonen (WU Executive Academy). Ein wunderbar praktischer Workshop: Um Veränderung zu initiieren braucht es nicht nur Weiterbildung der Mitarbeiter (die nach dem Seminar zurück ins Unternehmen kommen und das Gelernte & die Motivation nicht umsetzen können). Es ist essenziell, dass die organisationalen Rahmenbedingungen (Strategie, Struktur und Kultur) stimmen, um Bewegung zu sichern … und wenn das Mobile Schieflage hat, werden in einem der 3 Bereiche wohl zu viele Smarties gelandet sein.

Die Location

Stegersbach klingt nicht nur entspannend, es ist es auch. Allein wenn ich das Hotelzimmer betrete, fängt mich sofort Urlaubs-Feeling ein. Auch wenn das Wlan hier zermürbend langsam ist (!!!), so ist das Hotel top. Man mag sich fragen, ob es tatsächlich nötig ist, so weit zu fahren – es ist nicht ums Eck, nicht von Wien, nicht mal von Graz. Die Veranstalter wählten diese Location ganz bewusst, u.a. um die Teilnehmer nicht in Versuchung zu führen, abends nach Hause oder gar noch schnell ins Büro zu fahren. Und die Praxis gibt der Idee Recht.

Fazit

Einige Vorträge gestalten sich – obwohl fachlich – erstaunlich humorvoll. Was bei mir persönlich nie sonderlich gut ankommt ist Eigenwerbung zu Beginn eines Vortrags. Mag sein, dass ich besonders empfindlich darauf reagiere, vielen Teilnehmern die ich danach fragte, fiel es nicht auf.

Ein Großteil der Teilnehmer bringt substanzielle HR-Erfahrung mit, sodass das Netzwerken Spaß macht. Ich freue mich über eine sehr entspannte Atmosphäre und auch darüber, dass der erste Tag an der Bar ausklang – ein Dank an Cornerstone an das Sponsoring meiner Gin-Tonics.


Info

www.FutureofWork.co.at

Future of Work 2019 (FOW19): 27+28märz2019

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