Das Recruiting-Video wird im HR-Bereich immer beliebter. Warum es zu den effektivsten Mitteln der Personalwerbung gehört, erläutern Kommunikationsexperte Volker Müller und Recruiting-Spezialistin Nina Rahn im Interview.
Weshalb sind Videos eine gute Ergänzung zu herkömmlichen Recruiting-Maßnahmen, um potenzielle Mitarbeiter zu erreichen?
Nina Rahn: Zum einen lässt sich durch sie das Arbeitsumfeld anschaulicher darstellen als durch Text, zum anderen werden Informationen über die Unternehmenskultur transportiert, die das Unternehmen vermutlich nie verbalisieren würde. Genau diese Eindrücke entscheiden aber darüber, ob ein potenzieller Mitarbeiter zu diesem Unternehmen passt oder nicht. Und nicht zuletzt sind Recruiting Videos die natürliche Antwort auf ein geändertes Mediennutzungsverhalten insbesondere der jüngeren Generationen.
Worin besteht der Unterschied zum Imagefilm?
Volker Müller: Ein Imagefilm adressiert im Regelfall potenzielle Kunden, ist werblich und hat eher einen vertrieblichen Auftrag.
Nina Rahn: Ein Recruiting-Video hingegen zeigt die Besonderheiten des Arbeitgebers und die Arbeitsbedingungen. Ziel ist es ja, geeignete Mitarbeiter zu finden. Der Film soll vielmehr die Fragen beantworten: „Passe ich zum Unternehmen, passt das Unternehmen zu mir?“
Volker Müller: Ein Recruiting Video muss somit gar nicht immer jedem gefallen, sondern darf stärker polarisieren als ein Imagefilm, um den richtigen Kandidaten anzusprechen. Ein Imagefilm dagegen muss möglichst vielen gefallen.
Wo lassen sich Recruiting-Videos am besten einsetzen?
Nina Rahn: Auf jeden Fall auf den unternehmenseigenen Plattformen, v. a. auf der (Karriere-)Website sowie auf Ihren Social-Media-Profilen. Wenn Sie auf YouTube einen eigenen Kanal haben, laden Sie das Video hoch, wenn es thematisch sinnvoll passt. YouTube ist mittlerweile die zweitgrößte Suchmaschine der Welt, diese Chance auf Auffindbarkeit sollten Sie nutzen. Auch bei Stellenanzeigen in Jobportalen, beispielsweise StepStone oder Monster, lassen sich die Videos einbinden.
Volker Müller: Bewerbermessen sind ebenfalls eine gute Gelegenheit, um Videos zu präsentieren. Des Weiteren gibt es Themenportale, auf denen Zielgruppen spitz angesprochen werden können.
Inwiefern ist es für schwache Arbeitgebermarken wichtiger, Recruiting-Videos anzufertigen?
Volker Müller: Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus der Automobilindustrie: BMW hat Recruiting-Videos, doch eigentlich sind diese reine Goodies, denn BMW hat ohnehin eine starke Arbeitgebermarke. Wenn Sie Umfrage-Ergebnisse unter den Studenten aus den Fächern Elektrotechnik oder Maschinenbau verfolgen, sehen Sie, dass die meisten zu BMW wollen. Zulieferer, etwa für Bremsen, Auspuff oder Licht, die weniger bekannt sind, haben nur eine Chance zu überleben, wenn sie tolle, hochqualifizierte Ingenieure bekommen. Solche Unternehmen würden deutlich mehr von Recruiting-Videos profitieren als BMW.
Was sind die größten Fehler, die unbedingt vermieden werden sollten?
Volker Müller: Wenn man Mitarbeiter als eigene Botschafter nutzt, sollte darauf geachtet werden, dass sie keinen Text ablesen. Es gibt Beispiele, die handwerklich super gemacht sind, aber man sofort erkennt, dass alles nur gestellt ist und der Arbeitgeber genau vorgegeben hat, was die Mitarbeiter zu sagen und wie sie sich zu bewegen haben. Wir Menschen haben ein gutes Gespür dafür, was echt und was gekünstelt ist. Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen und sich mit dem, was sie präsentieren, identifizieren können.
Interview-Partner „Recruiting-Videos dürfen polarisieren“
Nina Rahn ist Geschäftsführerin des Recruiting-Spezialisten d.vinci, Volker Müller Geschäftsführer der Hamburger Marketing- und Kommunikationsagentur Nulldrei. Während d.vinci Experte für alle Fragen der Personalgewinnung und Bindung von Mitarbeitern ist, arbeitet Nulldrei kreativ und mit journalistischen Handwerkszeug den Unique Selling Point einer Arbeitgebermarke in Form eines verständlichen Videoclips heraus.
Über d.vinci
„d.vinci – Recruiting in allen Facetten“: Unter diesem Slogan steht d.vinci seinen Kunden bei der Ansprache, Suche, Auswahl und Einstellung passender Mitarbeiter mit Rat und Tat zur Seite und berät dabei seit mehr als 30 Jahren mittelständische Firmen ebenso individuell und zielgerichtet wie nationale und internationale Konzerne. Dafür kombiniert d.vinci bewährte Lösungen und standardisierte Prozesse mit aktuellen Trends und kreativen Ideen und steht den Kunden so auf ganzer Linie als Ansprechpartner für ihre Recruiting-Themen zur Verfügung.
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Recruiting-Videos dürfen polarisieren