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Neue Arbeitswelt | In der Praxis umgesetzt

DNA, das neue Arbeiten, New Work, Frithjof Bergmann

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

In der HRweb-Serie DNA Das Neue Arbeiten haben wir ausführlich basierend auf unseren Studien beschrieben, wie und auch warum sich die Art zu Arbeiten grundlegend verändert. Oft spiegelten sich früher hierarchische Strukturen in klar voneinander abgetrennten Büroräumen wieder, wobei auch die Größe des Büros einen Stellenwert hatte. Oftmals: je höher in der Hierarchie, desto größer das Büro. Die neue Arbeitswelt stellt aber auch ganz neue Anforderungen an die Architektur. Es freut mich sehr, dass eine Vorreiterin der Architekturbranche mit mir darüber gesprochen hat.

RiesenbergArchitektin Denise Riesenberg hat Vorzeigeprojekte wie das MIBA Forum in Oberösterreich (ca. 110 Mitarbeiter, 4.000 m²) und das Headquarter von Mondi E&I in Wien (505 Arbeitsplätze, 8.360 m²). www.DeniseRiesenberg.com

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Los geht’s:

Denise, danke erstmals für das Gespräch. Darf ich dich fragen wie es dazu gekommen ist, dass du dich als Architektin mit dem Thema neue Arbeitswelten und neue Bürokonzepte zu befassen begonnen hast?

Als Architektin habe ich mich viele Jahre mit der Planung von Bürogebäuden beschäftigt. Bauen ist ein komplexer Prozess, der in der Regel von der technischen Aufgabe bestimmt ist. Raum ist aber nicht nur die gebaute Hülle, sondern er beeinflusst unsere Verhaltensweisen, wir prägen darin unsere täglichen Routinen und Denkmuster aus. Wir spüren seine Wirkung. Im Alltag ist ausschließlich dieser gelebte Raum von Bedeutung. Ich möchte Unternehmen die Möglichkeit geben nicht nur ästhetische Akzente zu setzen, sondern bewusst die Raum-Mensch Beziehung zu gestalten. Das bestimmt letztendlich wie erfolgreich eine Arbeitswelt ist.

Was sind die Beweggründe, welche Unternehmen zu neuen Bürokonzepten bringen?

Eine Triebkraft ist der internationale Wettbewerb, dem man sich in Europa nicht stellen kann, indem länger und mehr gearbeitet wird. Darüber hinaus spielt der Trend zu mehr Arbeits- und Lebensqualität eine immer größere Rolle bei Verhandlungen zu Arbeitsverträgen. Das bedeutet, dass Unternehmen um ihre Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten, dafür sorgen müssen, dass einerseits effizienter und zielgerichteter gearbeitet werden kann und andererseits die Mitarbeiter dabei fit und leistungsfähig bleiben. Eine entsprechend gestaltete Arbeitslandschaft kann dabei helfen.

Wie würdest du deine Aufgabe in den letzten Projekten beschreiben?

Jedem Projekt liegt der Ansatz eines an den Bedürfnissen der Nutzer, Stakeholder und Organisation orientiertem Design zugrunde. Dafür versuche ich ihre Herausforderungen, Alltagssituationen und Visionen zu verstehen und beginne, Räume und ihre Möglichkeiten neu zu denken und Bekanntes und Gewohntes zu völlig Neuem zu verknüpfen. Schrittweise entsteht ein Konzept nicht nur wie eine neue Arbeitswelt aussieht, sondern auch wie sie funktioniert. Raum ist nichts Statisches, sondern er verändert sich mit der Nutzung, wir adaptieren und bespielen ihn. Es ist meiner Ansicht nach wichtig, dass das Bürokonzept auch die Fähigkeit hat, auf Veränderungen zu reagieren und den Nutzern Prinzipien an die Hand gibt, wie sich das Büro anpassen lässt, weil sich Organisationen und Geschäftsmodelle entwickeln oder verändern. Das ist natürlich einfacher, wenn die Nutzer das Bürodesign mitentwickelt haben.

Wenn du an Deine Referenzprojekte denkst wie Miba Forum, das Headquarter der Mondi AG und Zeta Biopharma, was haben sie gemeinsam, aber was unterscheidet sie auch?

In einer Zeit, in der es uns möglich ist, von fast jedem Ort aus zu arbeiten, bietet ein gutes Büro den bestmöglichen Komfort, Service, die Infrastruktur und äußeren Bedingungen, um darin optimale Ergebnisse liefern zu können. Die Arbeitslandschaft ist das Zusammenspiel dieser Mosaiksteine, von Prozessen und Abläufen als auch der Beziehung der Menschen untereinander, ihrer Zusammenarbeit, Interaktion und Kommunikation. Dazu gehört auch unterschiedliche Arbeitsweisen zuzulassen, denn der Mensch ist am produktivsten, wenn er seinen individuellen Arbeitsstil leben kann. Gleichzeitig gilt es Orte anzubieten, in denen die soziale Gemeinschaft, die gemeinsame Verbundenheit gelebt oder auch Energie getankt werden kann. Wie das erfolgt ist sehr individuell und abhängig von den Prozessabläufen, also wie die Werte, Produkte oder Dienstleitungen, die das Unternehmen erzeugt, entstehen und wie die Organisation dabei strukturiert ist und ihrer Kultur.

Ein ganz spezifisches Konzept, Activity Based Working, also zoniertes Arbeiten, ist ja in aller Munde – was bedeutet dieses Konzept für dich und geht es dahin, dass es nur noch zonierte Arbeitsräumlichkeiten geben wird? Wie siehst du das?

Das Zulassen einer Vielfalt von Arbeitsorten und -stilen ist bisher nicht Teil unserer Arbeitskultur gewesen. Mehr denn je ist es für Unternehmen wichtig, das Wissen und die Fähigkeiten der richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt zu verknüpfen und die Effizienz und die Ausdauer innerhalb der Arbeitszeit zu steigern, um ein Ergebnis zu ermöglichen, was zielgerichteter ist und Irrwege, die Ressourcen binden, weitgehend ausschließt. Mehrmals täglich wechselnde Arbeitsorte, die entsprechend der jeweiligen Tätigkeit oder individueller Vorlieben aufgesucht werden, wie es Activity Based Working Konzepte vorsehen, sind dabei eine Möglichkeit. Sie eignen sich besonders für Menschen, die in fluiden und schnell wechselnden Aufgaben und Beziehungen arbeiten. Dagegen verlangen beispielsweise projekt- und wertschöpfungsorientierte Prozesse nach konstanten Raumzonen, innerhalb derer ein Team zwischen Gruppen- und Alleinarbeit oder auch Kreativarbeit unmittelbar und jederzeit wechseln und auch Arbeitsmaterialien hängen/liegen lassen kann.

Wie siehst du das Zusammenspiel zwischen dem Raum und Kreativität bzw. Innovation?

Um wirksam Neues zu entwickeln, braucht es Orte, die zulassen außerhalb dem Gewohnten, das Unmögliche zu denken. Erst im Wechselspiel zwischen konkreten Aufgaben und einem „absichtslosen“ Raum, entsteht Kreativität, finden sich Menschen und Themen, was zu neuen Projekten oder Produkten führen kann.  Nicht die durchgestylten, funktionalen Räume, sondern die unfertigen sind offen zur Aneignung, für Ideen und geeignet mit ihnen zu „spielen“.


Event-Tipp

Barbara Covarrubias Venegas und Denise Riesenberg halten auf der heurigen Zukunft Personal (ehem. Personal Austria) einen Vortrag.

  • Zukunft Personal – Austria
  • 13nov2018
  • Wien
  • Titel: Digitalisierung, Räume und Führung. Warum Architektur trotz zunehmend disloziertem Arbeiten einen immer größeren Stellenwert einnimmt
  • http://www.austria.zukunft-personal.com/de/

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