Das frische Magazin
für Human Resources
Mayerhofer-Trajkovski

Leadership | Die Quadratur des Kreises. Entwicklung akzeptierter Lösungen für Gegensätzliches

10Sep2018
4 min
leadership-leuchtturm

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Serie: Grundsatzfragen zum Thema Führung, denen sich Human Ressource Experten stellen sollten
Teil 8

 

Wir leben in einer herausfordernden Zeit: 1000 Möglichkeiten, vielfältige Lösungen, alles in Veränderung, ständig neu entscheiden. Das erscheint oftmals belastend und unlösbar, da gleichzeitig Grenzen verschwinden und „alles möglich ist“ und doch Grenzen gewahrt werden müssen und nachhaltig Wirkung erzeugt werden soll. Ein Widerspruch?

Ja und nein – wir sind derzeitig ständig konfrontiert, Gegensätze zu berücksichtigen und Lösungen in unserem ganz alltäglichen beruflichen und privaten Leben zu finden, die sowohl „das Eine“  als auch „das Andere“ berücksichtigen. Für Führungskräfte scheint das oftmals die Quadratur des Kreises zu bedeuten.

Führung braucht tagtäglich Lösungen für divergierende Zielsetzungen

Beispielsweise sollen Chefs Mitarbeiter mitgestalten und mitentscheiden lassen, aber Strategieentscheidungen des Eigentümers oder des Konzerns, die einen spontanen Kurswechsel beinhalten, unmittelbar durchsetzen. Oder Mitarbeiterressourcen werden gekürzt, obwohl zusätzliche Aufgaben aufgrund von Umorganisationen und Projekten auf das Team zukommen. Oder, Mitarbeiter wünschen sich Mitentscheidung und Mitgestaltung, präferieren aber trotz aktueller, intensiver Projektvorhaben persönliche Elternteilzeit oder Urlaubswünsche zum selben Zeitpunkt. Oder Mitarbeiter wollen Informationen und Kommunikation, finden aber regelmäßige Meetings als „pure Zeitverschwendung“ und nehmen nicht oder unwillig daran teil. Und, und, und ….diese Beispiele ließen sich mühelos fortsetzen.

Worauf muss sich eine Führungskraft einstellen?

Die generelle Entlastung der Führungskraft geschieht durch die Erkenntnisse, dass es erstens unmöglich ist, es als Führungskraft allen recht zu machen zu können und dass zweitens, Mitarbeiter oftmals sehr persönliche Erwartungen und individuelle Zielsetzungen verfolgen, während Führungskräfte bei ihren Entscheidungen das Wohl des Gesamtunternehmens vorrangig zu berücksichtigen haben. Wünsche, Erwartungen und Hoffnungen von Seiten der Mitarbeiter treffen auf Ziele, Strategien und Strukturen, die auf Erfolgsorientierung und Ergebnissicherung ausgerichtet sind. Das könnte permanent Enttäuschungen, Opfergefühlen und Dauerspannungen auslösen.

Ist der Knoten im Spannungsfeld lösbar?

Nicht immer und jederzeit sind alle Spannungen, die aufgrund unterschiedlicher Erwartungen und Zielsetzungen entstehen lösbar, aber mit einer unerschütterlichen Gelassenheit, gepaart mit einer zielgerichteten Kommunikation, die auf neue Lösung ausgerichtet ist, können überraschende, neue Vereinbarungen gefunden werden. Perspektivenvielfalt hilf, zusätzliche Lösungsmöglichkeiten zu generieren.

Wenn sich das Spannungsfeld zwischen der Wünsche des Mitarbeiters zu den Erfordernissen des Unternehmens aufgespannt hat, dann kann die Führungskraft in einer Lösungs- und Vermittlerrolle  viel zu einem befriedigenden Ausgang für beide beitragen, indem Sie nach unterschiedlichen Möglichkeit der Lösung fragt.

Beispiel: Urlaub ist vom Mitarbeiter gebucht – Projekt erfordert ein dringendes Meeting, dass in die letzten Urlaubstage des Mitarbeiters fällt. Der Mitarbeiter will den Urlaub nicht verkürzen – die Führungskraft braucht den Mitarbeiter für das brisante Meeting.

Vielfältige Lösungsansätze dazu könnten sein

  1. Der Fokus wird auf Lösungen gelegt, die sowohl für den Mitarbeiter als auch für das Unternehmen zielführend/machbar sind. Quasi eine Form von „beiden Ansprüchen gerecht werden wollen:
    Projektmeeting aus dem Urlaubsort über skype, Meetingageda zweiteilen: Thema ausführlich vorbesprechen – Lösungsvorschläge nachliefern, wenn der Mitarbieiter wieder da ist
  2. Es werden bewußt Lösungen gesucht, die weder dem einen, noch dem anderen Wunsch nachkommen – Kontextwechsel ist angesagt:
    Vertretung durch einen anderen Mitarbeiter, Treffen am Urlaubsort, Projektrolle wird dauerhaft an jemand anderen übertragen, ein externer Gutachter wird eingesetzt etc.
  3. Out-of-the-box Lösung durch die Frgagestellung:
    Wenn all diese bisherigen Lösungen nicht funktionieren, was müßte denn diesmal getan werden – was bis dato noch nie getan wurde –  damit ein gewünschtes Ergebnis erzielt werden kann:
    bswp ganz neuartiges Versuchen, unbekanntes Terrain betreten, Mut zur Lücke, Platz für Neues, unkonventionelles Wagen, Risiko eingehen statt auf „Nummer sicher“, etc
    Eine systemisch-lösungsorientierte Haltung ist der Schlüssel

Das Erfolgsgeheimnis der Führungskraft zur Aufrechterhaltung einer win-win Atmosphäre ist eine systemisch-lösungsorientierte Haltung und ein kooperatives Verhalten. Sie gewährleisten das Streben nach Ausgleich im Sinne eines ausgewogenen Gebens und Nehmens. Sie erhalten schaffen eine mittelfristige Balance im Sinne materieller und immaterieller Vorteile für Mitarbeiter und Unternehmen. Mitarbeiter tragen Ihren Beitrag dazu bei, indem sie ausreichend persönliche Reife, Rollenbwußtsein und Eigenverantwortlichkeit an den Tag legen.

Eine geschulte, ausgeprägte systemisch-lösungsorientierte Haltung ermöglicht, dass

  • alle Perspektive in einem Beziehungssystem vorurteilsfrei eingenommen werden können grundsätzlich Lösungen statt an fest halten an gegenwärtigen/vergangen präferiert werden
  • vielfältige Ideen zur Lösungsfindung generiert und akzeptiert werden.

Wie kann Human Resources beitragen, um die Haltung von Führungskräfte (weiter)zu entwickeln?

Haltung zu verändern ist die spannendste Entwicklungsaufgabe. Wir neigen dazu, im Laufe unseres Lebens Überzeugungen eher einzuzementieren, weil uns das vermeintliche Kontrolle und Sicherheit in unserem Leben gibt. Wir wiederholen unsere Handlungen und Lösungen, weil wir es schon immer so gemacht haben. Das führt in der Führungsrolle sehr schnell ins Aus, weil in unseren komplexen, schnellen Zeiten, neue und andere Lösungen erforderlich sind bzw. uns Mitarbeiter die Gefolgschaft verweigern, wenn wir die Lösungen aus der Vergangenheit für die Zukunft fortschreiben. Passives Arbeitsverhalten oder Fluktuation ist die Folge.

Eine systemisch-lösungsorientierte Haltung ist der Schlüssel zum erfolgreichen Führungshandeln. Sie sollte unbedingt Fixpunkt in zeitgemäßen Führungskräfte- und Mitarbeiterausbildungen sein. Bei der Einführung von agilen Organisationsstrukturen ist es unumgänglich, allen Führungskräften das Wissen und Trainieren einer systemisch-lösungsorientierten Haltung intensiv zu ermöglichen.

Leadership | Die Quadratur des Kreises. Entwicklung akzeptierter Lösungen für Gegensätzliches

Schlagwörter:

Teilen:

Ähnliche Beiträge