Multimediales Profiling. Klingt spannend, doch was steckt dahinter? Dr. Kurt Durnwalder (Geschäftsführer von ITO Individuum Team Organisation GmbH, Foto rechts) stieß mich darauf und ich bat ihn gern zum Interview:
Was ist multidimensionales Profiling?
Man kann ganz allgemein folgende Testtypologien unterscheiden: Persönlichkeitstests, Motivations-/Interessenstests sowie Leistungs-oder Fähigkeitstests (analytisches Denken, sprachliche Fähigkeiten, Konzentration….usw). Der Großteil der Tests, die in Österreich zum Einsatz kommen, sind Persönlichkeitstests, die oft auch fälschlicher- und irreführender Weise mit Potenzialanalyse gleichgesetzt werden. (Die Analyse der Persönlichkeit ist noch lange nicht eine Analyse des Potenzials der Person.) Multidimensionale Verfahren nutzen im Gegensatz zu Persönlichkeitstests unterschiedliche Testtypen, um ein umfassenderes Bild der Person zu bekommen. D.h. zusätzlich zur Persönlichkeitsanalyse wird beispielsweise ein Leistungstest und / oder ein Interessenstest durchgeführt. Dieses aufwendigere Verfahren wird von einzelnen Personalberatern auch seit Jahren genutzt. Nicht so oft jedoch der Profiling Ansatz.
Profiling beinhaltet einen spezifischen Zugang zur Profilerstellung. Beim Profiling im unternehmerischen Kontext geht es darum, Erfolgsprofile für bestimmte Positionen zu erstellen, die nicht nur auf dem Persönlichkeitsprofil beruhen, sondern ebenso Interessen und Leistungsaspekte mit einbeziehen. Im Idealfall wird dieses multidimensionale Profil empirisch erstellt, d.h. durch einen Extremgruppenvergleich, in dem erfolgreiche mit weniger erfolgreichen Stelleninhabern verglichen werden. Sollte diese Vorgehensweise nicht möglich sein, werden Vergleichsdaten aus verschiedenen Unternehmen und Anforderungen an die Position zur Profilerstellung genutzt.
Welche Vorteile bzw. Nachteile hat multidimensionales Profiling gegenüber der klassischen Persönlichkeitsanalyse?
Die Vorteile liegen auf der Hand: Multidimensionales Profiling erstellt ein viel präziseres Anforderungsprofil als es eine klassische Persönlichkeitsanalyse je in der Lage sein kann. Sie berücksichtigt neben den Persönlichkeitsfaktoren auch motivationale Faktoren (das „Wollen“) sowie das Können (z.B. analytische Anforderungen)
Die Selektion von Kandidaten ist damit wesentlich treffsicherer: einmal durch die differenziertere Profilerstellung und zum anderen durch die umfassendere multidimensionale Datenerfassung. Ebenso ermöglicht die Multidimensionalität überhaupt erst Aussagen zum Potenzial: je mehr Information zu Wollen und Können vorliegt, umso besser kann eine Potenzialeinschätzung sein.
Die Nachteile des multidimensionalen Vorgehens liegen im Aufwand: ein genaues Profil zu erstellen sowie mehrere Testtypologien und nicht nur eine Persönlichkeitsanalyse einzusetzen, bedeutet natürlich einen höheren Aufwand. Der Verwendungszweck entscheidet letztendlich, ob man den höheren Aufwand in Kauf nehmen will oder mit einfacheren Varianten arbeitet.
Wann sind Multidimensionale Profilingverfahren sinnvoll eingesetzt?
Wann immer die Treffsicherheit bei der Stellenbesetzung erhöht werden soll, sind multidimensionale Profilingverfahren die richtige Wahl. Das trifft in jedem Fall auf die Besetzung von Schlüsselpositionen zu, d.h. all jene Positionen, die stark ergebniswirksam sind, nicht nur Positionen von Führungskräften, sondern auch Fachkräften in unterschiedlichen Bereichen (Vertrieb, Einkauf, Logistik, Technik, IT…)
Weiters sind sie sinnvoll, wenn es darum geht, Potenzialeinschätzungen vorzunehmen. Herkömmliche Persönlichkeitstests sind dafür nur eingeschränkt hilfreich.
(Dass Persönlichkeitstests sich als Potenzialanalysen darstellen, ist absolut irreführend, da Potenzial wesentlich auch von Wollen und Können abhängt. Testanbieter in Österreich und HR Experten sollten – wie es auch in anderen Ländern üblich ist – dazu übergehen, Persönlichkeitstests als solche zu bezeichnen und Potenzialanalysen für Verfahren zu verwenden, die multidimensional Können und Wollen mitberücksichtigen.)
Wie erkennt man qualitativ hochwertiges multidimensionales Profiling? Welche Kennzeichen gibt es?
Die Qualität multidimensionaler Verfahren erkennt man einerseits an der Sorgfalt, die für die (multidimensionale) Profilerstellung aufgewendet wird: Je präziser und differenzierter das Erfolgsprofil erstellt wird, um so zuverlässiger wird die Analyse.
Andererseits liegt die Qualität darin, dass hochwertige Verfahren Tests aus den drei Testtypologien verwenden. Gleichzeitig konstruieren sie Tests so, dass sie den Durchführenden zeitlich nicht überstrapazieren. Ein gutes Beispiel für so ein Verfahren ist das amerikanische System ProfileXT. Es verbindet sprachliche und nummerische Fähigkeiten mit Persönlichkeit und Berufsinteressen. Dieses System ist seit über 20 Jahren auf dem Markt.
Was ist der Trend bei multidimensionalem Profiling?
Der Trend geht dahin, künstliche Intelligenz verstärkt zu nutzen. D.h. die Tests so zu modernisieren und so zu optimieren, dass sie zeitlich effizienter werden und die Kombination der Testtypologien verstärkt nutzen können. Ein gutes Beispiel dafür ist MINDONEpotential. Das ist ein multidimensionales Verfahren, das Motivatoren, Interessen, Denkstil, Persönlichkeit und nummerisches Problemlösevermögen nicht nur parallel einsetzt, sondern Ergebnisse zu Kompetenzindikatoren und zu grundlegenden persönlichen Skripten verknüpft und damit die Aussagekraft und den Nutzen gegenüber Persönlichkeitstests um ein Vielfaches steigert.
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Multidimensionale Potenzialanalyse | Multidimensionales Profiling