Nachdem ich im sept2018 ein Interview über konkrete Tools für Praxistransfer nach Seminaren führte, hänge ich noch ein schnelles Blitz-Interview an und hinterfrage die Sinnhaftigkeit und die Verantwortlichkeiten:
Interview
Welchen Sinn hat das Augenmerk auf Praxistransfer?
Mag. Sabine Prohaska (seminar consult prohaska): Praxistransfer ist ein sehr wichtiger Punkt, denn das Ziel von Seminaren ist es, dass die Teilnehmenden ihre aktuellen Aufgaben künftig besser, schneller, einfacher usw. machen können bzw. sie für künftige/neue Aufgaben bzw. Herausforderungen gewappnet sind. Das Training ist somit nie ein Selbstzweck.
In unserer Ausbildung denken wir den Transfer bei allen Inhalten mit. Der erste Blick in Richtung Trainingstransfer sollte bei jedem Seminar schon in den Vorgesprächen gemacht werden. Hier geht es darum zu klären, inwieweit wir als Trainer einen Transfer gewährleisten können und was es auf Firmenseite dazu bedarf.
Michaela Baumgartner (Group Austria): Durch eine gute Portion Theorieinput als Grundlage, die danach oder davor mit geeigneter Simulation von Realsituationen im Rollenspiel oder durch z.B. Gesprächsführungsübungen erfolgen, kann ein guter Praxistransfer erzeugt werden. Gerne werden auch Erzählungen aus dem „Nähkästchen“ in den Bildungsangeboten oder Seminaren angenommen.
Eva-Maria Kraus (New View): Innerhalb einer Ausbildung ist der Praxistransfer in zweierlei Hinsicht unerlässlich. Einerseits tragen Trainer innerhalb der Ausbildung die Verantwortung ehrlich Erfahrungen, wie zum Beispiel schwierige Seminarsituationen zu teilen und weiterzugeben. Andererseits sollte die Flexibilität innerhalb der Ausarbeitung von Seminarkonzepten gegeben sein, diese auf die Bedürfnisse der jeweiligen Teilnehmer-Praxis anzupassen. Vorgegebene Themen sind für Trainer leichter zu beurteilen, aber der Praxistransfer für die Teilnehmer kann nur durch die Individualisierung erfolgen. Dabei müssen sich die Trainer aber auch in oft neue Themen eindenken oder einarbeiten. Jedoch ist der Praxistransfer und der Lerneffekt und dessen Nachhaltigkeit wesentlich für die Qualität der Ergebnisse. Dadurch ist aber auch jede Ausbildung customized, da diese sich jedes Mal an die unterschiedlichen Teilnehmer anpassen muss.
Wessen Verantwortung ist der Praxistransfer – Teilnehmer, Trainer, Unternehmen?
Michaela Baumgartner (Group Austria): Jeder ist immer für sich selbst verantwortlich. Teilnehmer sind für das Lernen selbst verantwortlich, Trainer sind für das beste Lernangebot verantwortlich und Unternehmen sind verantwortlich für das Umsetzen der neuen oder vereinbarten Strategien.
Eva-Maria Kraus (New View): Ich bin der Überzeugung dass hier ein Kreislauf entsteht. Das Eine Bedarf jeweils das Andere, um den Praxistransfer positiv zu beeinflussen. Trainer können die Teilnehmer zur Selbstreflexion und zum gedanklichen Transfer ins „wahre Leben“ unterstützen. Unternehmen tragen jedoch die Verantwortung die passende Kultur bereitzustellen. Der Transfer bedarf des TUNS der Teilnehmer und hierfür braucht es den Raum für Veränderung und Weiterentwicklung in der Unternehmenskultur. Daher ist aber auch ein Trainer sowohl in der Auftragsklärung als auch in der Nachbesprechung einer Weiterbildungsmaßnahme kritischer Partner, der genau hier den Blick von außen einbringen kann.
Die Gesprächspartner
Praxistransfer nach einem Seminar | Über Sinn & Verantwortlichkeiten
Mag. Sabine Prohaska seminar consult prohaska Michaela Baumgartner Group Austria – besser leben mit Bildung Eva-Maria Kraus New View |