Obwohl ich mich seit Jahren mit dem Thema Neue Arbeitswelten beschäftige, gibt es doch nicht so viele Beispiele von Unternehmen, welche sich dem Thema ganzheitlich verschreiben. Ich freue mich, dass ich dazu ein ausgiebiges Gespräch mit Bernhard Laber (kununu) dazu führen durfte.
Es geht um Partizipation, flexibles Arbeiten in Bezug auf Zeit und Ort, damit einhergehend zeitadäquate Technologien, den viel zitierten Purpose, aber auch um Transparenz in österreichischen Unternehmen, worüber Bernhard gerade seine Abschlussarbeit schreibt.
Interview
kununu
Los gehts:
kununu selbst verschreibt sich „New Work“ – wie würdest du das kurz erklären, wenn man dich fragt, was du nun darunter verstehst?
New Work ist für mich eine Haltung, gleichzeitig aber in der Praxis eine Summe aus Maßnahmen. Eine Haltung im Sinne von New Work bedeutet sowohl das Akzeptieren von Veränderungen, in gewisser Weise eines Paradigmenwechsels als auch die Bereitschaft darauf zu reagieren und im besten Fall auch die Veränderungen zu gestalten.
Was bedeutet für dich Partizipation, wenn du an das Arbeiten bei kununu denkst?
Ich bin davon überzeugt, dass alle Menschen das Bedürfnis haben mitzugestalten – und dem wollen wir bei kununu Rechnung tragen. Es bedarf dabei in erster Linie eines entsprechenden Mindsets, welches sich im besten Fall auch in den Unternehmenswerten manifestiert. Hinzu kommt, dass Führungskräfte den MitarbeiterInnen ausreichend Raum und Autonomie geben, damit diese an Entscheidungsprozessen aktiv teilnehmen können. Außerdem muss auch sichergestellt werden, dass Vorschläge gehört werden und die Beiträge der MitarbeiterInnen in der Entscheidung berücksichtigt werden.
Könntest du dazu bitte auch ein Beispiel geben!
Bei kununu wird Partizipation beispielsweise so gelebt: Die Unternehmensziele für das kommende Jahr wurden heuer zum ersten Mal mit allen MitarbeiterInnen im Dialog erarbeitet. Unsere Geschäftsführung ist dabei mit den Abteilungen jeweils in einen halbtägigen Workshop gegangen und hat die KollegInnen dazu eingeladen, aktiv mitzugestalten. Herausgekommen sind dabei viele spannende Themen und Ideen, die uns in der kommenden Zeit erwarten.
Du kennst ja mein Reifegradmodell für Neue Arbeitswelten und der laut meiner Analysen am schlechtesten ausgeprägte Faktor ist „zeitadäquate Technologien“. Wie siehst du das?
Die Nutzung von neuen Technologien ist ein Knackpunkt, wenn es darum geht innovativ und effizient zu arbeiten. Entgegen dem Trend „Bring your own device“ haben wir uns bewusst dazu entschieden, alle unsere MitarbeiterInnen mit Top-Arbeitsgeräten auszustatten. Das soll sicherstellen, dass jeder ausreichende PS im Gerät hat, um seine Tätigkeiten zu erledigen. Gleichzeitig hilft dies unserer IT-Abteilung auch, Probleme einheitlich zu lösen. Den Vorzug, den man hat, wenn man das persönliche Gerät bei der Arbeit nutzen kann, stellen wir sicher, indem der Arbeitslaptop auch außerhalb des Offices privat verwendet werden darf. Aber auch bei Technologien wie Programmen, Apps oder Speicherlösungen versteht sich unsere Internal-IT als Enabler (Ermöglicher). Es soll dabei sichergestellt werden, dass wir das richtige Rüstzeug vorfinden, um einen guten Job zu machen und um uns gut miteinander zu vernetzen. Grenzenlose Möglichkeiten gibt es allerdings nicht, weil wir sehr genau auf Datenschutz und Sicherheit achten.
Work-Life Balance, ein großes Thema, welches immer wieder in den Medien stark diskutiert wird. Was sind hier Aspekte, die du bei kununu erlebst?
Wir sehen auf unserer Plattform, dass die Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Weiterbildung und Freizeit immer wichtiger wird. Ein Patentrezept für Work-Life Balance, das jeden glücklich macht, gibt es dabei nicht. Es bedarf vielmehr Flexibilität, die individuelle Möglichkeiten zulässt. Angebote müssen im Dialog zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer entwickelt werden. Bei kununu wird die Möglichkeit des Work-Life-Blending, also der Vermischung von Arbeits- und Freizeit, gelebt. Wir haben unser Büro zu einem Ort gemacht, an dem wir uns richtig wohlfühlen können. Wer möchte, kann die Zeit im Büro verlängern, um Tischtennis oder Videospiele zu spielen oder sich nach der Arbeit, einen Drink an unserer Bar genehmigen.
Zudem bieten wir allen MitarbeiterInnen auch die Möglichkeit, den eigenen Hund mit zur Arbeit zu nehmen. Das wird tatsächlich viel genutzt – wir haben zurzeit zehn vierbeinige KollegInnen. Studien haben übrigens gezeigt, dass die Anwesenheit von Hunden am Arbeitsplatz sogar die Zufriedenheit aller MitarbeiterInnen einer Organisation steigern kann. Wer zwischen Arbeitszeit und Freizeit abgrenzen möchte, wird bei kununu natürlich ebenso fündig. Noch dazu bieten wir mehr Urlaub an, als gesetzlich vorgesehen und haben die 6. Urlaubswoche bei uns eingeführt. In den Genuss dieser Vorzüge kommen auch unsere WerkstudentInnen und PraktikantInnen, die bei uns die Möglichkeit haben, erste Berufserfahrung zu sammeln und Verantwortung zu übernehmen. Für alle MitarbeiterInnen, die der Wissensdurst einholt, bietet kununu ein Sabbatical an – unabhängig von der Position.
Du schreibst ja jetzt auch selbst deine Abschlussarbeit zum Thema „Transparenz in österreichischen Unternehmen“. Nun ist klar, dass kununu hier ein Vorreiter sein sollte, bzw. sein muss. Was kennzeichnet für dich Transparenz bei euch?
Unsere Mission mehr Transparenz in den Arbeitsmarkt zu bringen, kann nur dann erfolgreich sein, wenn wir hier als bestes Beispiel vorangehen. Transparent sein bedeutet für uns klare Aussagen zu treffen, in einen offenen Diskurs zu gehen und auch Fehler einzugestehen. Dadurch machen wir uns vielleicht angreifbarer, gleichzeitig stellen wir aber fest, dass diese Offenheit von den MitarbeiterInnen gewünscht und geschätzt wird und sie auch intrinsisch motiviert. Daneben bedeutet transparent sein regelmäßiges Einholen von Feedback, in guten wie in schlechten Zeiten. Wir machen das über unsere Plattform kununu.com, wo aktive und ehemalige MitarbeiterInnen und auch BewerberInnen uns Rückmeldung geben können.
Intern erheben wir wöchentlich eine Umfrage mit kununu engage, ein neues Tool aus unserem Hause, das die Stimmungslage im Unternehmen misst. Zugleich haben die MitarbeiterInnen mit dem Diskussionsboard die Möglichkeit, für sie relevante Themen anonym auf die Agenda zu setzen. Der entscheidende Faktor bei Feedback ist allerdings, wie mit den resultierenden Informationen umgegangen wird. Für uns ist jedes Feedback sehr wertvoll und wir nutzen es, um konstruktiv Verbesserungen zu implementieren. Die Ergebnisse der wöchentlichen Umfragen, werden von unseren Leadership Team alle zwei Wochen in einem globalen Meeting besprochen und im Diskurs Veränderungen beschlossen.
Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen: Wir sind vor zwei Jahren noch einen Schritt weitergegangen und haben unsere Gehaltsbänder im Unternehmen öffentlich gemacht. Auch mit dem Hintergrund von Fairness und Gleichberechtigung.
Flexibilität in Bezug auf Zeit und Ort ist in meinem Reifegradmodell ein ganz wesentlicher Aspekt, wie steht es darum bei euch?
Wenn wir sichergehen wollen, dass unsere MitarbeiterInnen unabhängig arbeiten können, ist es wichtig, Flexibilität von Ort und Zeit zu gewährleisten. Dazu haben wir bei uns die Vertrauensarbeitszeit eingeführt, welche ohne Berücksichtigung einer Kernarbeitszeit den MitarbeiterInnen vollste Flexibilität bietet. Mit den mobilen Arbeitsgeräten können alle unabhängig von Ort und Zeit ihrer Arbeit nachgehen. Das Wort „Vertrauen“ in dem Terminus Vertrauensarbeitszeit impliziert, dass wir MitarbeiterInnen dabei vertrauen, dass sie vernünftig mit dieser Flexibilität umgehen. Erfahrungsgemäß funktioniert das sehr gut.
Homeoffice ist ein weiterer gern gelebter Benefit bei kununu. Übrigens sind wir vor einem Jahr in ein ganz neues Office gezogen. Es ist ein Open Office Space mit Cross-funktionalem Workspace, um die MitarbeiterInnen besser im Unternehmen zu vernetzen. Es wird dabei viel gelacht und wenn unsere Office Dogs im Büro spielen, geht es manchmal auch lauter zu. Wer hier Ruhe braucht, kann unsere noise-cancelling Kopfhörer nutzen oder sich in einen Ruhebereich, beispielsweise in unsere Bibliothek, zur Stillarbeit zurückziehen.
Last but not least, der Aspekte Werte und Purpose (Zweck) – ein Grundanker von Neuen Arbeitswelten. Wo spiegelt sich das für dich bei euch wieder?
Viele Personen, die sich bei kununu bewerben, machen das aus dem Wunsch heraus, einen sinnerfüllenden Job zu suchen. Der Weg zu „mehr Transparenz am Arbeitsmarkt“ ist ein gesellschaftliches Ziel, das Personen anspricht und an dem sie sich beteiligen möchten. Unsere fünf Unternehmenswerte spielen hierbei eine wichtige Rolle, weshalb wir seit Sommer 2018 einen verstärkten Fokus darauf gerichtet haben. Wir haben für jeden unserer Unternehmenswerte einen Value-Ambassador gefunden, der sich intensiv damit beschäftigt nachzuvollziehen, wie sehr wir den jeweiligen Wert bei kununu leben. In diesem Quartal geht es um „We make ingenious improvements“. Max, der Value-Ambassador dieses Wertes, hat dazu eine Liste an Verbesserungsvorschlägen erarbeitet, die nun überall bei uns sichtbar ist und uns dabei helfen soll, den besagten Wert noch effektiver in die tägliche Arbeit zu integrieren.
Danke lieber Bernhard Laber für das Gespräch und den Einblick was Neues Arbeiten für dich und für kununu bedeutet! Ich bin schon gespannt auf die empirischen Erkenntnisse deiner Abschlussarbeit J
Interview-Partner
Bernhard Laber ist seit Juli 2018 bei kununu als Werkstudent im Human Resources tätig und für das Recruiting in Österreich verantwortlich. Seit Herbst 2016 Studium an der FH Wien der WKW im Bachelor Studium Personalmanagement. Zurzeit schreibt er an seiner Abschlussarbeit zum Thema „Auswirkung von Transparenz auf das organisationale Vertrauen“.
kununu.com & engage.kununu.com, bernhard.laber@kununu.com
Links
- Forschungsprojekt Neue Arbeitswelten inkl. dem entwickelten Reifegradmodell online https://www.fh-wien.ac.at/personal-organisation/forschung/neue-arbeitswelten-reifegradmodell/
- HRweb-Serie „DNA DasNeueArbeiten“
Neue Arbeitswelten bei kununu