Experten-Interview: Nach den HR-Event-Interviews der letzten Wochen stellt sich die Frage „Was fehlt noch?“. Und genau diese Frage stelle ich den Veranstaltern: Was fehlt am Markt der HR-Events & HR-Ausbildungen?
Experten-Interview
Los geht’s:
Was fehlt am Markt der HR-Events & HR-Ausbildungen?
Mag. Victoria Schmied (ÜBERALL scene development): Ich denke in Zeiten, in denen man täglich versucht Zeit zu sparen, um mehr Stunden für sich und seine Familie zu haben, sind Ausbildungen, in denen man stunden- oder tagelang in Klassenzimmer sitzt, überholt. In kurzer Zeit knackig das Wichtigste präsentiert zu bekommen und sich dann die restlichen vertiefenden Inhalte selbst anzueignen sehe ich als sinnvoller und zeitgemäßer. Es sollte mehr Formate am Markt geben, die diesem Grundgedanken folgen.
Mag. (FH) Claudia Wolf (ARS): Die digitale Transformation macht auch vor dem HR-Management nicht halt. Digitalisierung im Bereich Human Resource steht in vielen Personalbereichen ganz oben auf der Agenda, denn das Potenzial ist enorm. Die Umsetzung digitaler HR-Prozesse steckt aber noch in den Kinderschuhen und auch qualifizierte Ausbildungen, die sich gezielt mit digitaler HR beschäftigen, sind rar gesät. Die ARS hat derzeit zum Thema „Digitale HR“ das Seminar „Social Media im HR-Management“ (am 25juni2019), das Tipps & Tricks für die Personalsuche mit Xing und LinkedIn bietet, im Programm. Das 2-tägige Seminar „Arbeitswelt 4.0“ (von 8. bis 9. April 2019) beschäftigt sich wiederum mit Voraussetzungen, Planung und Umsetzung digitaler HR Prozesse. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass hinter all den digitalisierten und automatisierten Prozessen ein gut ausgebildeter Mensch steht, der diese steuert und lenkt.
Mag. (FH) Edmund Panzenböck, MA (Donau-Universität Krems): Ich denke, dass in Zeiten der Digitalisierung und Agilisierung auch HR alternative Ansätze und Lösungen braucht. Während es zum Thema Digitalisierung bereits ein umfangreiches Angebot gibt, sehe ich unter dem Aspekt der Agilisierung noch Möglichkeiten, um HR-Verantwortliche für eine gestalterische Rolle, im Prozess agiler Transformation einer Organisation, zu befähigen.
Dr. Karin Krobath (Identifire): Der Blick über den Tellerrand. Trends aus anderen Ländern werden eher ignoriert. Das muss sich in Zukunft ändern. Wir nehmen in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle ein. Mit dem Jobbotschafter Base Camp, dem Corporate Culture Jam und unseren Learning Journey nach Afrika sind wir momentan gut aufgestellt was Weiterbildungen betrifft. Wir halten aber trotzdem ständig Ausschau nach bereichernden Ideen und Möglichkeiten.
Veronika Aumaier, MAS, MSc (AUMAIER Consulting/Training): Umfassendes Leadershipwissen für HR Business Partner ist unumgänglich, um die Welt der Führungskraft verstehen zu können und um auf selber Augenhöhe wahrgenommen zu werden. Als ernstgenommener Sparringpartner zu Führungsthemen braucht zumindest breites theoretisches Wissen, dass zur Lösungsfindung für unterschiedlichste Führungsthemen mit hohen Praxisbezug angeboten werden kann. Es ist daher für HR Businss Partner essentiell, sich trotz mangelnder eigener Führungsaufgabe umfassendes, zeitgemäßes Führungswissen anzueignen. Eine Leadershipausbildung, zugeschnitten auf die Beraterrolle des HR Business Partners, wird derzeit am Markt nicht angeboten.
Mag. Julia Pfneißl-Mauritz (BeLinked): Inspiration, lernen voneinander, querdenken … das fehlt nicht, aber davon kann man nie genug haben ????
Ing. Mag. Gerd Liegerer, MBA (Bud & Terence): Leider verstehen viele Firmen unter Employer Branding immer noch reine Kommunikation-Maßnahmen. Man sollte viel früher das Verständnis für ganzheitliches Employer Branding lehren, sprich auf den Universitäten, in Fachhochschulen aber auch in anderen kaufmännischen Ausbildungen. Nachhaltiges Employer Branding beginnt immer im Inneren des Unternehmens und setzt sich im Außen fort. Das Ziel sollte es sein, dies nicht nur in den HR-Abteilungen sondern auch bei den Geschäftsführungen zu verankern.
FH-Prof. Dr. Christina Schweiger (FHWien der WKW): HR und Führung im Zeitalter von Digitalisierung, Agilität und „Neuen Arbeitswelten“
Sandra Reis (spring Messe Management): In den letzten Jahren ist die Nachfrage unserer Besucher nach Angeboten im Bereich Arbeitsrecht und Datenschutz deutlich gestiegen. Sich stetig verändernde gesetzliche Rahmenbedingungen oder auch die Datenschutzgrundverordnung haben sicherlich ihren Anteil an dieser Entwicklung. Arbeitsrecht ist ein Thema, das uns alle angeht! Umso wichtiger ist es uns, diese Lücke im Bereich der HR-Ausbildungen zu schließen, indem wir Rechtsanwälte und Experten aus Arbeitsrecht und Datenschutz mit Interessierten zusammenführen.
Mag. Stephan Witzel (UNI for LIFE): Es werden künftig seitens Unternehmen vermutlich noch mehr ineinandergreifende Perspektiven sowie mehr Transparenz und Möglichkeiten für den Transfer von Weiterbildungsmaßnahmen in den Joballtag nötig sein. Der Erfolgsfaktor Mensch(lichkeit) ist in unserer digitalisierten Welt als klarer Wettbewerbsvorteil zu erkennen und effektives Human Resource Management ist Schnittstelle und Schlüssel für den Gesamterfolg eines Unternehmens.
Die Gesprächspartner
Veronika Aumaier, MAS, MSc AUMAIER Consulting/Training GmbH FH-Prof. Dr. Christina Schweiger FHWien der WKW Mag. (FH) Claudia Wolf ARS – Akademie für Recht, Steuern & Wirtschaft Dr. Karin Krobath Identifire® Mag. (FH) Edmund Panzenböck, MA Donau-Universität Krems Mag. Stephan Witzel UNI for LIFE Weiterbildungs GmbH Mag. Victoria Schmied ÜBERALL scene development Mag. Julia Pfneißl-Mauritz BeLinked Ing. Mag. Gerd Liegerer, MBA Bud & Terence GmbH Sandra Reis spring Messe Management – Zukunft Personal Austria |