China hält den Atem an, um so die Verbreitung des Corona-Virus zu stoppen. Aktuell steht das öffentliche Leben im Reich der Mitte beinahe still und mittlerweile gibt es sorgenvolle Prognosen dazu, was all das für Unternehmen und die Weltkonjunktur bedeutet.
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Autor: Mag. Martin Brandstötter, MSc (besser führen)
Doch welche Herausforderungen bringt der Virus eigentlich für das HR vor Ort? Und was können österreichische Unternehmen tun, um ihre chinesischen Personalverantwortlichen zu unterstützen?
Nach einem Rundruf unter den chinesischen HR-Verantwortlichen europäischer Firmen steht fest, es geht um drei Ebenen:
- materielle Unterstützung
- organisatorische Flexibilität und
- emotionale Zugewandtheit.
Ruf nach Schutzausrüstung
Mehrere HR-Experten beschreiben gleichermaßen, dass sie in ihren Werken dringend Hygienematerial benötigen, insbesondere Gesichtsmasken und Desinfektionsflüssigkeit. Weil solche Waren in China mittlerweile kaum mehr erhältlich sind, schlagen sie vor, dass Unternehmen ihr internationales Netzwerk aktivieren. So sollte an den verschiedenen Niederlassungen Material eingekauft und an die chinesischen Standorte gesandt werden. „Wir wissen auch, dass manche Firmen Geld und Material nach Wuhan schicken – damit helfen sie dem ganzen Land“, sagt eine Personalistin dankbar.
Chinas Bemühungen unterstützen
Aktuell sei die Lage in vielen Bereichen unklar, ist eine weitere Übereinstimmung unter den HR-Managern. Und das verlangt viel Flexibilität in der Personalorganisation. Kaum jemand hat die Erlaubnis in der Firma zu arbeiten, also muss nun rasch Home-Office und die entsprechenden Entlohnungssysteme organisiert werden. Für diejenigen, die in den Werken den Betrieb aufrecht erhalten braucht es Bonuszahlungen – etwa um das Risiko einer Infektion abzugelten.
„Unsere Zentralen müssen verstehen, dass es sehr strenge behördliche Anweisungen gibt“, sagt ein Personaler. Das betrifft zum Beispiel Temperaturchecks in den Werken, aber auch zur Registrierung der aktuellen Aufenthaltsorte ihrer Mitarbeiter wurden die Firmen verpflichtet. Auf keinen Fall sollen Mitarbeiter dazu angehalten werden, früher als erlaubt wieder die Arbeit aufzunehmen.
Für die HR-Leute bedeutet all das viel organisatorischen Aufwand – zumal auch sie in diesen Tagen von zu Hause aus arbeiten. Sie brauchen einerseits ständigen Kontakt mit den Führungskräften vor Ort, anderseits eine gute Abstimmung mit den Personalabteilungen im Headquarter, um flexible Lösungen zu erreichen.
Über das Personalwesen hinaus gehen weitere Antworten, z.B. der Hinweis, dass die chinesischen Standorte in den nächsten Monaten die strategische und logistische Unterstützung des weltweiten Firmennetzwerkes benötigen werden. „Um die wirtschaftliche Delle abzufangen, müssen wir weltweit zusammen helfen“, war hier eine Aussage. Auch beim Materialnachschub und bei Import-/Exportfragen müsse schon jetzt global an Lösungsideen gearbeitet werden.
„Zeigt, dass Ihr an uns denkt“
Und schließlich ist da noch die emotionale Ebene, denn so ein Ereignis löst ja was in den Menschen aus. Einzelne Firmen haben bereits Telefon-Hotlines für die psychologische Beratung eingerichtet.
Die HR-Verantwortlichen sind sich einig, dass die Stimmung und Verbundenheit mit dem Unternehmen gehoben wird, wenn die Mitarbeiter authentische Unterstützung und Mitgefühl wahrnehmen. Hier sind also Tools einer guten internen Unternehmenskommunikation gefragt. „Wenn unsere Leute spüren, dass sie nicht allein gelassen sind und dass Ihr China alles Gute wünscht, dann hilft uns das sehr“, bringt es ein Personalmanager auf den Punkt.
Was Sie in Ihrem Unternehmen tun können
- Fragen Sie in ihrer chinesischen Niederlassung, welche Hygiene- und Schutzartikel gebraucht werden
- Aktivieren Sie ihr internationales Netzwerk und organisieren sie dieses Material
- Unterstützen Sie die HR-Verantwortlichen in China beim Umsetzen der behördlichen Vorgaben und beim Organisieren flexibler Arbeitsmöglichkeiten
- Senden Sie unterstützende Emails, eine Grußbotschaft des Firmenchefs und ein motivierendes Video der weltweit verbundenen Kollegen.
Gast-Autor
„Corona-Virus: Was HR-Manager in China jetzt brauchen“
Mag. Martin Brandstötter, MSc arbeitet als systemischer Führungskräfte-Coach. Der studierte Sinologe führt seine Programme auf chinesisch durch. Er begleitet chinesische Führungskräfte beim Ausgestalten ihrer Führungsrolle und beim Implementieren einer wertschätzenden Unternehmenskultur. Zu seinen Kunden zählen bedeutende internationale Unternehmen aus dem Industrie- und Dienstleistungssektor.
martin@besser-fuehren.at, www.besser-fuehren.at
Corona-Virus: Was HR-Manager in China jetzt brauchen