Die Jobsuche anno 2020 ist hart wie nie. Der wirtschaftliche Lockdown hat tiefe Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen. Die Arbeitslosenrate in Österreich liegt aktuell bei knapp 12 % und es ist gut möglich, dass dieser Rekordwert in den kommenden Monaten noch übertroffen wird.
Während viele noch bangen, sind andere in der „neuen Normalität“ am Arbeitsmarkt bereits angekommen. Und zwar nicht nur jene, die ihren Job schon verloren haben. Die verschärften Rahmenbedingungen treffen ebenso Schul- und Studienabgänger, die vorm Berufseinstieg stehen. Und auch Arbeitnehmer, die in vor Corona-Zeiten über einen Jobwechsel nachdachten, haben diese Pläne vorerst einmal auf Eis gelegt.
Aber egal, zu welcher der oben genannten Gruppierungen man zählt, für sie alle gilt bei der Jobsuche auch in Zeiten wie diesen : „Nur wer sich selbst kennt, kann sich auch als Produkt am Arbeitsmarkt gut verkaufen.“
Jobsuche | Ein langer Atem ist gefragt
„Wer Geduld sagt, sagt Mut, Ausdauer und Kraft.“ (Marie Freifrau Ebner v. Eschenbach). Dieses Zitat bringt die erforderlichen Eigenschaften bei der Jobsuche exakt auf den Punkt. Surft man aktuell auf den bekannten Karriereplattformen, findet man mit Ausnahme einiger weniger systemrelevanter Branchen, kaum Unternehmen, die derzeit Positionen ausschreiben. Und das wird vermutlich auch noch längere Zeit so bleiben.
Viele Firmen haben Ihre Recruiting-Aktivitäten vorerst auf „Hold“ gesetzt. Weil große Unsicherheit darüber herrscht, wie sich die wirtschaftliche Großwetterlage in den kommenden Monaten entwickeln wird. Aber auch dann, wenn sich die Auftragslage stabilisieren sollte, werden viele Unternehmen Ihren Fokus vermutlich auf die Optimierung Ihrer Kostenstrukturen legen. Neuaufnahmen wird es vielfach nur mehr zur Kompensation von Abgängen geben.
Für Jobsuchende bleibt der Arbeitsmarkt auf absehbare Zeit also doppelt herausfordernd. Einerseits wenige ausgeschriebene Jobs und gleichzeitig eine stetig wachsende Zahl von Mitbewerbern. Diese Rahmenbedingungen sind hart, aber nicht veränderbar. Darüber zu Jammern macht keinen Sinn. Im Gegenteil: Gerade jetzt gilt es strukturiert und systematisch zu überlegen, welche Skills und Fähigkeiten man potentiellen Arbeitgebern anbieten kann. Um danach einen Plan zu entwickeln, wie die berufliche Neuausrichtung zielgerichtet in Angriff genommen wird.
Jobsuche | Eine fundierte Selbstanalyse lohnt sich immer
Logistik-Unternehmen, Pharma- und Kunststoffindustrie, Lebensmittelhandel oder Medizintechnik – das sind Branchen, die in der COVID-Krise eher zu den Gewinnern zählen. Und die deshalb auch zusätzliches Personal benötigen. Es ist daher naheliegend, dass viele Jobsuchende überlegen, in diese Tätigkeitsbereiche zu wechseln. Es wäre allerdings auch sinnvoll, im Vorfeld zu reflektieren, ob man die erforderlichen Skills mitbringt. Und vor allem: Ob man in dieses Umfeld passt.
Eine Jobsuche ist immer untrennbar mit einem professionellen Eigenmarketing verbunden. Die Bewerbungsunterlagen entsprechen dabei der eigenen „Produktbeschreibung“, mit der Zielsetzung, ein Kaufinteresse beim Recruiter zu bewirken. Und eine Einladung zum Bewerbungsgespräch bietet dem Jobsuchenden dann die Möglichkeit, mit einer überzeugenden Präsentation seiner Fähigkeiten und Kenntnisse den „Kaufabschluss“ herbei zu führen.
Wer sich im Vorfeld seiner Bewerbungen Zeit für eine fundierte Selbstanalyse nimmt, ist dem Gros der Mitwerber einen Schritt voraus. Bewerbe ich mich blindlings auf alle Positionen, die auch nur annähernd meinen bisherigen Tätigkeiten entsprechen? Oder überlege ich mir zuerst genau, was mich fachlich und persönlich auszeichnet, um danach eine oder mehrere zielgerichtete Bewerbungsstrategien abzuleiten?
Fragestellungen zur Selbstanalyse gibt es viele. Nachfolgend ein paar Beispiele:
- Ich weiß, worin ich gut bin, nämlich…
- Wenn ich die Gelegenheit hätte, dann würde ich …
- Wenn man mich lobt, dann meistens dafür…
- Was ich niemals gut könnte oder nur ungern machen würde….
Solche oder ähnliche Fragen stellen wir uns normalerweise kaum. Aber wenn es darum geht, sich in einem Bewerbungsprozess als Produkt zu vermarkten, macht es jedenfalls Sinn, sich intensiv mit sich selbst zu beschäftigen. Nur so kann es auch gelingen, jemand anderen zum Kauf dieses Produktes zu animieren.
Fazit | Schrotflinte oder Präzisionsgewehr?
Wege zum Erfolg gibt es viele. Bewerbungsstrategien auch. Mann kann versuchen, wie mit einer Schrottflinte auf alles zu schießen, was sich bewegt. In der Hoffnung, dass eines der vielen Schrottkörner hängen bleibt. Man kann aber auch im Vorfeld überlegen, worauf man abzielt. Um danach wie mit einem Präzisionsgewehr punktgenau seine Bewerbung zu platzieren.
In einem Arbeitsmarktumfeld, das schwierig ist, wie selten zuvor, kann es vielleicht sogar erforderlich sein, beides einzusetzen. Zuerst das Präzisionsgewehr und wenn das nichts bringt, danach die Schrottflinte. Eines sollte dabei aber nie fehlen: Eine Selbstanalyse im Vorfeld der Bewerbungen. Denn nur wer sich selbst gut kennt und weiß, wofür er brennt, wird es auch schaffen, sein Gegenüber zu begeistern. Sowohl schriftlich als auch verbal.
Wer dann auch noch Geduld, Zuversicht und Beharrlichkeit mitbringt, für den stehen die Chancen selbst in einem hart umkämpften Jobmarkt nicht schlecht. Denn ein langer Atem setzt sich meistens durch.
„Wenn schon arbeitslos, dann wenigstens in einem Beruf, der Spaß macht.“
(unbekannt)
Jobsuche in der Krise | Schwierig, aber nicht hoffnungslos