Nach dem Lock Down kommt der Unlock! Aber wie funktioniert das Reopening im großen Stil? Wir haben keine Vergleichswerte und können auf keine Erfahrungen zurückgreifen. Wir haben nichts Ähnliches bisher erlebt und stehen neuerlich vor großen Herausforderungen. Wir müssen daher kreuz und quer denken, kombinieren, Annahmen treffen und Einschätzungen vornehmen!
Was wir wissen ist:
Rahmenbedingungen wie Kurzarbeit und staatliche Förderungen und Unterstützungen sind ein zweischneidiges Schwert: zum einem sichern sie die Liquidität, die sonst krisenbedingt bei vielen Unternehmen zu einem schnellen Engpass und in Folge zur Zahlungsunfähigkeit führen würden. Zum anderen verleiten sie dazu, auf Kosteneinsparungen zu fokussieren, sich nicht zu bewegen, still zu stehen. Mit Aussicht auf Verlängerung bis September 2020.
Achtung: Neue Arrangements werden getroffen
Bei einem sechs monatigen Stillstand ist dem Vorteil der Kosteneinsparungen durch Kurzarbeit der Rückgang des beruflichen Engagements gegenüberzustellen: Wer sich sechs Monate in Kurzarbeit befunden hat – eine geringe Arbeitszeit bei verhältnismäßig gleichbleibendem Gehalt – der hat sich in dieser langen Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit arrangiert: familiär, arbeitsmäßig, persönlich. Die oftmals zitierte Work-Life-Balance konnte neu definiert und monatelang gelebt werden. Neue Einstellungen und Verhalten sind somit geübt, antrainiert und zum neuen Verhalten geworden. Wir haben durch den Shut down der arbeitenden Gesellschaft eine Neuorientierung hinsichtlich Freizeit und Familie ermöglicht, die das Zurück in die alten Arbeitsrahmenbedingungen der Wirtschaft erschwert oder unmöglich macht. Sinkende Quantität oder Qualität der Arbeitsergebnisse sind die Folge für eine generell fehlende Zielorientierung auf die Arbeitswelt, die durch eine Fokussierung auf neue persönliche und familiäre Neuorientierung abgetauscht wurde. Was daraus folgen könnte ist, dass leistungswillige und leistungsorientierte Mitarbeiter zu den gegebenen Rahmenbedingungen rar werden.
Die Erwartungen auf neue Rahmenbedingungen steigen
Rechnen wir damit, dass ein Teil der Mitarbeiter die neu gewohnten Umstände nicht mehr aufgeben will. Was folgen könnte ist beispielsweise der Wunsch nach Teilzeitarbeit zu vollem Lohnausgleich, um den Einkommenslevel halten zu können. Oder vier Tage im Home Office, um Arbeit, Familie und persönliche Wünsche nach wie vor im gewohnten Ausmaß bedienen zu können und lediglich ein Tag im Office zwecks Infoaustausch mit Kollegen. Verschobene Arbeitszeiten – später Beginn, spätes Ende, um den Verkehrsströmen auszuweichen. Oder lediglich die Kernzeiten im Office und davor und danach zu Hause mail erledigen, Konzepte schreiben, Konzentrationsaufgaben zeitsparend – ohne Unterbrechung – durchführen können. Die eigenen vier Wände als regelmäßige neue Präsenzarbeitswelt. Die Firma als virtuelle Arbeits – und Erlebniswelt.
Wie damit umgehen und was tun ist die interessante Frage!
Nun schlägt die Sternstunde von Human Resources. Sie können am besten diese möglichen Entwicklungen für das eigene Unternehmen einschätzen. Die Zeit ist daher zu nützen, um geeignete Strategien und Modelle zu entwerfen, die diese geänderten Mitarbeiterbedürfnisse berücksichtigen:
Neue Arbeitszeitmodelle, Teilzeitvarianten für alle Levels – auch für Führungskräfte. Neue Bürowelten mit echten Begegnungs- und Kommunikationszonen. Weiterhin gelebte Eigenverantwortung und Selbstorganisation mit pro-aktiver Kommunikation im Team, Web und online als „normaler“ Status bei Besprechungen und Sitzungen uvm.
Eine neue Haltung ist gefragt!
All dies erfordert eine neue Haltung bei den betroffenen Human Resources Business Partnern und Führungskräften, die da lautet:
Offen und neugierig gegenüber den neuen geäußerten Bedürfnissen der rückkehrenden Mitarbeiter sein. Deren Veränderungswünschen ein offenes Ohr schenken, sie wohlwollend betrachten und grundsätzlich mit Lösungen statt mit Abwehr und Abwertung darauf regieren. Oder noch besser: Überrasche sie mit unerwarteten Angeboten und Lösungen! Denn sonst verliert man mit hoher Wahrscheinlichkeit Engagement und Interesse an der Mitgestaltung und die High Performer an jenen Mitbewerber, der sich mit all diesen neuen Wünsche rascher adaptieren kann.
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