Nach 100 Tagen beginnt sich neues Verhalten zu etablieren. Nach weiteren 100 Tagen haben wir es verinnerlicht und behaupten manchmal, dass „es schon immer so gewesen ist!“. Wir haben uns verändert. Und damit verändert sich auch die Arbeitswelt. Idealerweise haben wir auch unsere Haltung verändert. Wir denken über die Welt anders als zuvor: Ob positiv oder negativ liegt in unserem Ermessen!
Haltung ist das, was wir über die Welt denken
Wir bestimmen selbst, was wir von der Welt und den Menschen halten. Das, was wir darüber denken ist unsere Gesinnung. Sie basiert auf unseren Wertevorstellungen. Danach beurteilen wir. Unsere Bewertungen sind fest in unserer Gedankenwelt verankert. Unsere ganz individuelle Sichtweise ist unsere Art, wie wir auf das Geschehen und unsere Mitmenschen schauen. Wir können unsere Haltung hören – tagtäglich geben wir zu den unterschiedlichsten Vorfällen und Menschen unsere Meinung abgeben. Wir finden manches gut und manches schlecht. Wir freuen uns oder jammern. Wir geben Empfehlungen ab oder warnen. Wir tragen unsere Haltung wortwörtlich vor uns her. Unsere Haltung wird auch sichtbar in unserem Verhalten. Daher ist sie im außen beeinflussbar über Regeln und Gesetze. Wir werden bestraft, wenn wir dagegen verstoßen. Und sie ist beeinflusst über die Kultur, in der wir uns bewegen. Wir sind Alliens oder integriert, je nach dem, ob wir uns in den Augen der anderen regelkonform verhalten.
Kultur wird geformt aus den Umgangsformen einer Gruppe
Eine Kultur wird ausgeprägt von den Umgangsformen und den Umgangston einer Gruppe von Menschen. Sie ist nicht per se richtig und falsch. Sie ist nur die Art und Weise wie eine Gruppe von Menschen sich verhält. Der Einzelne, der sich anders verhält – erscheint als „Outlaw“, wenn er gegen die Regeln verstößt. Wir vergessen oftmals, dass wir in unserem gewohnten Umfeld nur einen gemeinsamen Blick auf das Geschehen um uns herum erlernt haben. So wie wir uns verhalten ist nicht die einzig richtige Art und Weise. Sie ist nur gemeinsam ausgeformt und erscheint deshalb als natürliche, gesetzliche Ordnung. Eine neue Gruppe von Menschen mag sich zu denselben Ereignissen anders äußern oder verhalten, eben ihrer Kultur entsprechend. Wenn wir reisen, bilden wir uns weiter. Wir erleben andere Kulturen in deren gewohntem Umfeld und können daher lernen, wie vielfältig Menschen leben und sein können. Dies äußert sich in alltäglichen Dingen wie Kochen, Kleidung, Sprache, Landschaftsgestaltung, Gebäude, Arbeitsweisen etc. Dies zu bestaunen öffnet unseren geistigen Horizont und trägt zu Toleranz und Akzeptanz von anderen Lösungen bei. Es ist für uns einfacher, dieses neue Erleben in der Fremde zu akzeptieren, denn da erleben wir eine Gruppe von Menschen in diesem Tun. Wenn wir unter uns sind fällt es uns oftmals schwerer, andersartiges Verhalten Einzelner gut zu heißen. Wir fühlen uns in unserem Gruppenverhalten bedroht und wehren es ab.
Diversität versus Konformität
Wir werden über neues, andersartiges Erleben über alle Sinneskanäle aus unserem Alltagstrott gerissen: sehen, hören riechen, schmecken, fühlen. Wenn es uns gelingt, dies vor allem mit „Erstaunen“ und „Überraschung“ zu quittieren – so wie wir es als Kinder tun, wenn wir beginnen unsere Welt zu erforschen – dann wächst unsere Haltung und damit entwickeln wir unsere Persönlichkeit weiter. Wir gewinnen einen umfassenderen Blick auf die Welt und das nährt unsere Toleranz. Diversität ist daher in unserem Alltagsleben wichtig. Vielfalt nicht nur über äußere Merkmale wie Geschlecht, Religion, Alter etc sondern auch über Sichtweisen, Herangehensweisen, Lebensweisen, Arbeitsweisen. Konformität hilft, sich anzupassen und dem Gruppendruck nachzugeben. Diversität hilft, ein buntes, vielfältiges Leben zulassen zu können. Wie immer braucht es eine gute Form von beiden Ausprägungen, um eine ausgewogene, vorwärtsentwickelte Form zu gewährleisten.
Change
Change ist dann erforderlich, wenn eine Haltung oder ein Verhalten festgefahren ist, meistens durch langjähriges erproben. Weiterentwicklungen wurden nicht ständig, in kleinen Korrekturen und Erweiterungen vorgenommen sondern verabsäumt. Der Gap zum Soll wird so groß, dass nur mehr ein verordneter Changeprozess den Anschluss an die erwünschte Realität herstellen kann. Wir kennen das zur genüge aus dem Arbeitsleben Ein Unternehmen kann nur erfolgreich überleben, wenn seine Produkte und Dienstleistungen am Markt anschlussfähig sind. Verhaltensveränderungen sind in Changeprozessen noch leichter zu bewirken. Sie können beschrieben, vorgezeigt, trainiert und angewiesen werden und in Folge – bei Nichtbeachtung – bestraft werden. Covid_19 ist dafür das beste Beispiel wie Kontaktverhalten weltweit in kurzer Zeit entscheidend beeinflusst werden konnte.
Den Mindset – die Haltung – zu verändern ist viel schwieriger. Es geht um persönliche Sichtweisen, Meinungen und Bewertungen, die wir aufgrund unserer persönlichen Werte einnehmen. Dieser Change lässt sich auch von außen anweisen, trainieren und bei Nichtbefolgung bestrafen. Aber es ist schwerer erkennbar, ob Menschen tatsächlich ihre Meinung geändert haben. Wenn Sie es aufgrund von Sanktionen vordergründig tun, dann täuschen sie die neue Haltung nur vor. Das neue Wording wird angenommen, die eigene persönliche Überzeugung bleibt im Widerstand. Damit sind Changeprozesse oftmals zum Scheitern verurteilt. Die gute Nachricht: persönliche Meinungsveränderung braucht die persönliche Bereitschaft, sie zu verändern! Damit bleiben wir im Driversitz und steuern durch unser Leben.
Schlüsselfaktoren für erfolgreichen Mindset Change
Um einen Mindset Change erfolgreich zu gestalten gibt es zwei Schlüsselfaktoren:
- Einerseits die eigene geistige Haltung – sie ist jederzeit persönlich im Zugriff und kann über Nacht geändert werden.
- Andererseits überzeugende Vorbilder im außen, die durch Vorleben und Erklärungen authentisch glaubhaft machen, dass die Veränderungen letztendlich vorteilhaft sind.
Letzteres sind im Arbeitskontext Führungskräfte und Human Resources Business Partner. Wenn sie an einem Strang ziehen, mit Mut und Tatkraft voran schreiben – wörtlich und tatsächlich – dann ist die Chance hoch, dass die ersten sich anschließen. Und dann folgen sukzessive andere, bis eine Mehrheit erreicht ist. Damit wird das Bisherige zum Alten und das Neue stabil zur neuen Gewohnheit. Zeit spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Sie wird durch die Intensität der Glaubhaftigkeit der Vorbilder entscheidend beeinflusst: nur wenn Wasser gepredigt und Wein getrunken wird, ist der Change zum offiziellen oder inoffiziellen Scheitern auf der Langzeitachse verurteilt.
Change | Eine Frage der Haltung!