Bei all der Digitalisierung fällt auch ein gutes Stück für das Sprachenlernen ab. Apps, Software, e-Learning, alles da. Wie viel „digital“ verträgt das Erlernen von Sprachen? Ein Experten-Interview:
Das Interview fokussiert fachliche Fragen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Zusätzlich interessiert mich, was die Sprachinstitute konkret anbieten bzgl. Digitalisierung. Dass die Antworten hier werblich sind, ist klar, daher hebe ich es ein wenig vom Interview ab.
Interview-Fragen
Wie viel „digital“ verträgt ein Sprachen-Lernen?
Dr. Sabine Weiß (Berlitz Austria): Durch die zunehmende Nutzung neuer Medien ergeben sich natürlich Änderungen im Fremdsprachenunterricht. Es gibt aber kein allgemein gültiges Rezept, wie hoch der Anteil dieser Medien im Sprachen-lernen sein soll, da dies auch vom Lerntyp des einzelnen Lernenden abhängt. Grundsätzlich kann man sagen, dass man eine Sprach, die man auch aktiv verwenden möchte, im Sprechen lernen sollte. Dieser Forderung kann reines e-learning nicht entsprechen.
Mag. Walter Grubanovitz (mind&more): Sprachenlernen ist eine höchst individuelle Angelegenheit. Unsere tägliche Erfahrung zeigt uns, dass das Face-to-Face-Lernen noch immer an der Spitze der Beliebtheitsskala steht. Sämtliche digitale Zusatz-Möglichkeiten werden aber von einigen Lernenden sehr gezielt eingesetzt. Tatsche ist aber, dass die Kommunikation und mündlichen Fertigkeiten idealerweise face-to-face trainiert werden. Die Unmittelbarkeit und auch Faktoren wie Mimik und Gestik spielen da auch eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Dann gibt es aber auch Bereiche beim Sprachen lernen, die wie geschaffen für digitale Wege sind, wie zum Beispiel die Vokabellern-Apps, die ein tolles, jederzeit und überall verfügbares Lern-Tool sind.
Dr. Michaela Meier (Trenkwalder Learning): Das ist wie bei jeder Art des Lernens – die richtige Mischung macht´s. Am Ende kommt es nicht so sehr auf das Medium an, sondern viel mehr auf die Art des Lernens, d.h. „Frontalbeschallung in Präsenz“ ist genauso unwirksam wie „Frontalbeschallung“ online. Das letztere ist der Fall, wenn die Antwort vorgegeben wird.
Mag. Alexander Koran (The Language Company): Language Company hatte einige Jahre Angebote per Skype-wurde aber von den Kunden nicht angenommen. Seit 2014 arbeiten wir wieder ausschließlich mit persönlicher Anwesenheit des Trainers vor Ort beim Kunden. Diese Form bringt für den Kunden den meisten Lernfortschritt.
Worin liegt der Vorteil dieser Lernformen für Sie als Sprachinstitut?
Dr. Michaela Meier (Trenkwalder Learning): Für uns zählt: dass Lernende schneller, einfacher, motivierter die neue Sprache lernen. Darüber hinaus, dass sie sich leichter erinnern und das Gelernte mühelos im Alltag anwenden können. Das schaffen wir, weil wir – nach der Video Limbic Learning Methode – genau die Bereiche im Gehirn aktivieren, dass das Gelernte viel schneller ins Langzeitgedächtnis geht. Dadurch fällt das Erinnern viel leichter.
Mark Heather (MHC Business Language Training): Einer der wichtigsten Vorteile der digitalen Lernform ist, dass jeder einen Kurs bei uns belegen kann, unabhängig davon, wo er lebt oder arbeitet. Es bietet eine enorme Flexibilität bei der Abstimmung des Sprachtrainers mit dem Kunden und bei der zeitlichen Abstimmung der Unterrichtsstunde. Wenn der Student Sitzungen am Abend bevorzugt, kann der Unterricht mit einem Sprachtrainer z. B. aus New York durchgeführt werden, wo es noch Morgen ist. Bevorzugt der Student hingegen den frühen Morgen, übernimmt das Training ein Sprachtrainer aus Australien, wo es noch früh am Abend ist. Die Möglichkeiten sind endlos, so dass wir auf die individuellen Bedürfnisse der Studenten eingehen können. Darüber hinaus sind die MHC-Trainern auf Online-Unterricht spezialisiert, so dass sie technisch versiert sind und sorgen dafür, dass sich die Studenten entspannt lernen können.
Worin liegt der Vorteil dieser Lernformen für die Lernenden (und auch Unternehmen)?
Dr. Sabine Weiß (Berlitz Austria): Der Vorteil für die Lernenden liegt dabei in der Vielfalt, die den Anforderungen und Lerntypen entgegenkommt. Alle Formen bieten absolute Flexibilität, was Ort, Zeit und Intensivität betrifft, alle Lerninhalte sind aufeinander abgestimmt. Die Lernenden können Self-Study Phasen mit persönlichen Sprachtrainings verbinden, arbeiten interaktiv, individuell und motiviert.
Für Unternehmen erweisen sich die einfache Administration, ein detailliertes Bildungscontrolling und effizientes standortunabhängiges Sprachtraining als absolute Highlights.
Mark Heather (MHC Business Language Training): Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, verfügen bei dieser Lernform über mehr zeitlicher Flexibilität, man kann wie vorhin schon erwähnt die Zeitzonen „ausnutzen“, wir können dem Kunden einen größeren Pool von Experten unabhängig vom Ort anbieten, z.B. wenn sich ein Kunde einen Sprachkurs mit Schwerpunkt ..Technik, Pharma…wünscht. Man benötigt keine Räumlichkeiten, um die Schulung durchzuführen.
Die Studenten können ihr Lernen selbst in die Hand nehmen und lernen nicht nur im Unterricht.
Vor dem Unterricht bespricht man die Vorbereitung für die folgende Live-Sitzung. Das bedeutet, dass sich die Studenten und Trainer darauf konzentrieren, was konkret im Beruf gebraucht wird.
Dr. Michaela Meier (Trenkwalder Learning): Man lernt schneller, seinem eigenen Bedarf entsprechend. So kann ein Unternehmen absolut mühelos für jeden Mitarbeiter das passende Training zur Verfügung stellen. Ob nun ein kurzes Auffrischen vor dem nächsten Call mit den USA nötig ist oder die Grundvokabeln für den Austausch mit einem Kollegen in der Produktion trainiert werden sollen – alles kein Problem. Auch firmeninterne/fachspezifische Vokabeln können jederzeit mit einem geringen Stundenaufwand direkt in den Kurs integriert werden. Unser Versprechen an Unternehmen: wir ermöglichen „Learning in the flow of work“. Das freut die Unternehmen und noch viel mehr die Mitarbeiter.
Auch wenn eingangs ein sowohl-als-auch, also Digital + Face-to-Face im Vordergrund stand, so habe ich am Ende dieses Interviews doch das Gefühl, dass Digitalisierung eine sehr große Rolle spielen kann wenn es um das Erlernen einer Sprache geht. Digitalisierung muss hier nicht ausschließlich eine unpersönliche App bedeuten, sondern zB einen flexiblen Sprachunterricht via Skype. Digitalisierung hat viele Formen. Einige davon eignen sich hervorragend für Fremdsprachen.
Die Gesprächspartner
Dr. Sabine Weiß Berlitz Austria GmbH Dr. Michaela Meier Trenkwalder Learning GmbH Mag. Walter Grubanovitz mind & more Sprachtraining Mark Heather MHC Business Language Training GmbH Mag. Alexander Koran The Language Company Sprachinstitut GmbH |