Das Thema Potentialanalyse und Personaldiagnostik begleitet mich seit … tja, das ist schon lange her, seit ich als Personalberaterin tätig war, das ist an die 20 Jahre her. Obwohl das Thema alt-bekannt ist, tut sich viel in der Branche.
Ebenfalls 20 Jahre lang gibt es Master HR Consulting und vor 5 Jahren übernahm es Mag. Bernhard Dworak. Grund zur GRATULATION meinerseits und zu einem Interview, das schöne Einblicke gewährt: in die Branche an sich und auch in sein Unternehmen.
Sein Kernsatz, den ich mir herauspicke, ist „Denn wer nicht MIT der Zeit geht, GEHT mit der Zeit.“
Interview-Partner
Mag. Bernhard Dworak verfügt aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung im HR Bereich und als Geschäftsführer von Master HR Consulting über eine umfangreiche praktische und theoretische Expertise im Bereich der Potentialanalyse und Personaldiagnostik. Der kontinuierliche Austausch mit HR Abteilungen ermöglicht ihm einen tiefen Einblick in die Bedürfnisse und Herausforderungen. Das wiederum kommt seinem Gegenüber zugute.
Fragen des Interviews
Los geht’s:
Wie sah Potentialanalyse vor 20 Jahren aus?
Der größte Unterschied zu heute ist die Art und Weise des Fragebogens und der Auswertung. Damals gab es einen Papierfragebogen und die Auswertung erfolgte „von Hand“, was sehr aufwändig und fehleranfällig war. Der Kern der Analyse hat sich hingegen kaum verändert. Die Fragen (z.B.: „Ich vermeide es lieber, mit Fremden zu sprechen“) sind damals, wie heute, aktuell und für das berufliche Umfeld relevant. Was sich natürlich geändert hat, sind die nationalen Normen, denn diese werden laufend angepasst, da sich dadurch die Veränderungen in der Gesellschaft und der Persönlichkeit widerspiegeln. Was sich langsam ändert, sind die Vorurteile, die unserer Arbeit entgegen stehen. Aber dazu weiter unten.
Und wie gestaltet sich die Potenzialanalyse jetzt?
Seit über 10 Jahren läuft alles online. Vom Ausfüllen des Fragebogens bis hin zur Auswertung. Sogar die Feedbackgespräche habe ich corona-bedingt via Skype durchgeführt – und siehe da, es hat großartig funktioniert! Das wäre vor einem Jahr noch undenkbar gewesen und – das muss ich zugeben – das war es auch für mich.
Die Akzeptanz von Videokonferenzen ist auf einmal vorhanden. Natürlich auch die Infrastruktur und das technische Know-How – wobei es, wie bei unseren Instrumenten – niemals wirklich daran gelegen hat. Es fehlte nur die Motivation. Und das versuchen wir jeden Tag: Aufzuzeigen, wie viel Zeit und Geld man sich sparen kann!
Seit 2019 Jahr haben wir auch einen neuen Test auf dem österreichischen Markt („OPTO“), der dem steigenden Bedürfnis nach raschen, faktenbasierten Entscheidungen Rechnung trägt.
In wie fern hat sich das Unternehmen in diesen 20 Jahren gewandelt?
Das Unternehmen ist mit den Anforderungen der Kunden und den Rahmenbedingungen gewachsen, wobei Digitalisierung und DSGVO sicherlich die zwei Haupttreiber der Weiterentwicklungen sind. In der Zwischenzeit haben wir alles online und digital – vom Fragebogen bis hin zur Auswertung. Das ermöglicht es auch, für eine größere Personenanzahl schnell und effizient Tests durchzuführen.
Nachdem wir eine sehr hohe Kundenorientierung haben, gibt es jetzt jedes Jahr 2 Updates, die die Anregungen und Wünsche der Kunden umsetzen.
Am besten lässt sich diese Frage aber so beantworten: Wir gehen mit der Zeit. Denn wer nicht MIT der Zeit geht, GEHT mit der Zeit.
Welche Auswirkungen hat die DSGVO auf das Unternehmen – gerade was die Datenspeicherung in Verbindung mit der Potentialanalyse betrifft?
Natürlich hat die DSGVO auch uns und unsere Zusammenarbeit mit unseren Kunden verändert. Wobei wir beim Schützen der personenbezogenen Daten seit jeher einen äußerst hohen Standard hatten und der Zeit voraus waren. Die sichere und verschlüsselte Übermittlung der Daten war von Anfang an implementiert. Dieses Jahr hat Master International erfolgreich das Zertifikat der strengsten Form der Einhaltung der DSGVO erhalten: Das ISAE 3000 Typ 2 Zertifikat, d.h. ein fundierter Nachweis der Einhaltung der DSGVO-Richtlinien. Dieses Zertifikat findet man sonst hauptsächlich im Banken- und Gesundheitsbereich.
Was sich auch auf jeden Fall geändert hat ist, dass sich auch unsere Kunden immer mehr über die Datenspeicherung und Verarbeitung Gedanken machen mussten. Dabei unterstützen und helfen wir proaktiv und unsere Software hat viele Einstellungen und Möglichkeiten, damit unsere Kunden alle Richtlinien der DSGVO einhalten können.
Was war für dich in deinen letzten 5 Jahren am herausstechendsten?
Was mich am meisten verwundet hat war, wie groß in Österreich die Angst und Unwissenheit in Bezug auf Personaldiagnostik ist. Argumente, wie „zu teuer“, „zu kompliziert“ oder „nicht genau“ zeigen, wie viel Arbeit noch immer vor uns liegt. Spätestens nachdem eine Person eines unserer Instrumente getestet hat, sind diese Vorurteile aber verschwunden oder zumindest stark reduziert. Dann geht es eigentlich nur mehr darum, wie man die Personen im Unternehmen, die Entscheidungen treffen, vor ihren Vorurteilen schützen kann. Der finanzielle Aspekt steht immer im Vordergrund und die versteckten Kosten einer Fehlentscheidung kann man immer besser quantifizieren.
Was mir auf der anderen Seite sehr positiv aufgefallen ist war, dass die Menschen und Unternehmen, die unsere Instrumente einsetzen, extrem dankbar für die Informationen sind, die sie dadurch erhalten. Dadurch werden viele Entscheidungen faktenbezogener und objektiver getroffen. Es wird immer wichtiger, dass Entscheidungen transparent und nachvollziehbar sind.
Unlängst erzählte mir eine erfahrene Personalberaterin, dass sie unsere Instrumente deshalb so gerne einsetzt, weil sie bemerkt hat, dass sie durch ihre langjährige Erfahrung im Personalbereich keine objektiven Gespräche mehr führen kann. Das nenne ich Hardcore-Selbstreflexion. Aber es stimmt: Je mehr Erfahrung, desto geringer die Objektivität bzw. desto schwieriger ist es, wirklich objektiv zu bleiben.
Wie sieht Master HR Consulting 2025 aus? Wie 2040?
Gute Frage – meine Antwort wäre: genauso wie jetzt. Das Unternehmen zeichnet eine hohe Kundenorientierung, langjährige Partnerschaften und ausgezeichnete Zusammenarbeit mit seinen Kunden aus. Das wird sich nicht ändern. Auch nicht, dass für uns die Qualität der Instrumente und Zufriedenheit der Kunden im Vordergrund stehen.
Was sich sicherlich ändern wird, sind die Rahmenbedingungen und Fragestellungen. Während der Pandemie sahen wir einen dramatischen Anstieg der Fragen, wie unterschiedliche Persönlichkeiten mit der Arbeit im Home-Office umgehen. Wir haben in ganz Europa das gleiche Muster gesehen, mit zunehmender Unsicherheit darüber, welche Kompetenzen, Eigenschaften und Qualitäten für die Zukunft notwendig sein werden. Hier kommen wir und unsere Instrumente ins Spiel und können aufzeigen, wie sie Antworten auf diese Fragen erhalten.
Warum sollte ein Unternehmen in Personaldiagnostik investieren?
Gegenfrage: Warum sollte ein Unternehmen in ein Auto, einen LKW, ein neues Betriebsgebäude oder in Betriebsmittel investieren? Weil es hilft, das Unternehmensziel zu erreichen. Aber nicht der LKW, sondern der Fahrer ist wichtig. Nicht das Betriebsgebäude, sondern die Menschen in ihm arbeiten sind wichtig und schaffen den Mehrwert.
Es ist ein wenig, als ob man einem kranken Menschen neue Kleider kauft und nicht in Therapien investiert, denn das kostet ja Geld! Sehr paradox, aber leider sehr häufig anzutreffen.
Aber es gibt zwei Gründe in Personaldiagnostik zu investieren:
Wirtschaftlich gesehen: Weil man mit unseren Instrumenten Zeit und damit viel Geld spart. Eine Fehlbesetzung kostet in Summe zumindest einen fünfstelligen Eurobetrag. Kein Unternehmen kann es sich leisten, Menschen aufgrund des Bauchgefühls einzustellen oder zu befördern – und doch machen es so viele! Warum? Weil sie wahrscheinlich gar nicht wissen, dass es auch anders geht!
Menschlich gesehen: Ein motivierter Mitarbeiter oder Mitarbeiterin ist loyaler, zufriedener und produktiver. Unternehmen haben eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern. Manche nennen es soziale Verantwortung andere einfach nur Produktivität aufrechterhalten. Wenn man eine Person einstellt, die sehr bald für sich erkennt, dass es eine falsche Entscheidung war, diesen Job anzunehmen, ist nicht motiviert. Wenn ein Mitarbeiter nur 5 % weniger leistet, als er könnte, kann man sich ausrechnen, wie teuer es das Unternehmen kommt – wobei wir wieder bei einem wirtschaftlichen Grund sind.
Unternehmen, die sich weiterentwickeln wollen (und das wäre sehr ratsam, wenn sie auch noch in Zukunft existieren wollen) müssen auch in ihre Mitarbeiter und in Personaldiagnostik investieren. Wie schon oben erwähnt: Entweder man geht mit der Zeit, oder man geht mit der Zeit.