„Welches ist Ihr liebstes Teambuilding-Spiel?“ frage ich Teambuilding-Trainer. Und: Weshalb gerade dieses Spiel? Danke für die zahlreichen Ideen!
Beinahe jede Antwort beginnt mit „das ist schwer zu sagen, … das hängt ab von, … es ist sehr individuell, … das passe ich immer an die jeweilige Gruppe und Situation an, … “. Diese Anfänge lasse ich unter den Tisch fallen und Sie können sich die „…“ eben einfach denken. Lieber steige ich direkt in die relevante Antwort ein. Viel Spaß!
Experten-Interview
Welches ist Ihr liebstes Teambuilding-Spiel? Weshalb?
Mag. (FH) Michaela Kreitmayer (Hernstein): … Eine Übung, die ich persönlich sehr schätze, ist „Schiff ahoi“. Dabei wird eine Gruppe aufgefordert, verschiedene Rollen auf einem Passagierschiff einzunehmen: Kapitänin, Steuermann, Matrose usw. Damit sind keine konkreten Aufgaben verbunden. Es gibt nur den Hinweis, dass das Schiff nicht ablegen kann, bevor diese Rollen eingenommen werden. Sobald alle „Posten“ besetzt wurden, ist der gruppendynamische Teil der Übung auch schon abgeschlossen. Reflektiert wird dann der Prozess, wie es zur Rollenübernahme oder ‑zuteilung gekommen ist. Hat sich jemand selbst zum Kapitän ernannt? Warum hat jemand die zuletzt übriggebliebene Rolle als Matrose eingenommen? Und welche Bilder sind eigentlich mit diesen Rollen verbunden?
Das Schöne an dieser Übung ist, dass sie sowohl in gemischten Gruppen, in denen sich die Personen untereinander nicht kennen, als auch im Team-Setting einsetzbar ist. Zugleich benötigt „Schiff ahoi“ aufgrund des eher sanften Konfliktpotenzials nur wenig emotionale Aufarbeitung im Anschluss.
Mag. David Kupfer, MSc (Wildniszone.at): … Am liebsten arbeite ich aber mit Übungen bei denen unterschiedliche Stärken gefragt sind und viele Lösungen möglich sind – daraus entwachsen meist die spannendsten Dynamiken. Als Beispiele für solche Aufgaben sind vielleicht die Übungen „Kübeltransport“ oder aber auch die „Blinden Baumeister“ zu nennen.
Eva-Maria Kraus (NEWVIEW): Klare Antwort: Interpersonal Skills LAB. Ein computergestütztes Simulationstool, welches für die Luftfahrt entwickelt wurde und erst seit ein paar Jahren für den freien Trainermarkt zur Verfügung steht. Hier geht es um Kommunikation, Team, Leadership, Change und viele Themen mehr. Das spannende ist, das wirkliche Verhaltensweisen unter Stress zum Vorschein kommen. Kommunikationshürden werden sichtbar. Umgang mit Fehlern spürbar. Teilnehmer reflektieren bei diesem Tool wesentlich intensiver und ehrlicher über ihr tagtägliches Verhalten. Ich brauche als Trainer nicht über Kommunikation und ähnliches zu referieren – es wird erlebt. Und dadurch ein viel höherer Level an Selbstreflexion und Transfer in den Alltag erzielt. Auf der Metaebene können viele Themen dann im Team bearbeitet werden. Es macht viel Spaß und gleichzeitig wird auf hohem Niveau gelernt.
Mag. Peter Wiltsche (il Aus- und Weiterbildung): … Wenn ich von einer „Standard-Gruppe“ ausgehe und es darum geht, ein Erlebnis zu schaffen und Erfolge in den Vordergrund zu stellen, dann habe ich derzeit einen neuen Favoriten (aus dem Hause Metalog): PerspActive. Da braucht es bei der Durchführung jeden und man kann in der Reflexion auf viele unterschiedliche Lernerfahrungen und Messages abzielen. Außerdem bietet es eine gute Balance aus Challenge und Fun – und die Freude ist besonders groß, wenn es geschafft ist.
Persönlich bin ich aber auch ein Fan von Evergreens wie dem Säurefluss oder Aufgaben aus dem Bereich Citybound und der Erlebnispädagogik, die auch Teambuilding-Effekt haben.
Corinna Ladinig, MBA (CTC Academy): Ich wähle die Teamspiele nach Ziel des Trainings und der verfügbaren Zeit aus – daher habe ich einige Teamspiele, die ich sehr mag. Das Spiel, das am schnellsten geht und reichlich Aufschlüsse über die Zusammenarbeit im Team gibt heißt „100 Heb auf“ – dabei ist Geschwindigkeit, Effizienz, und Flexibilität im Tun gefragt.
Ein Teambuilding Spiel, das länger dauert heißt „Diamond Cards“ und bildet eine ganze Firma nach (vom Bestell- bis zum Auslieferungsprozess, also interner und externer Prozess) – es ist besonders für produzierende Unternehmen ein echter Knüller. Dabei werden Stärken und Schwächen der Teammitglieder sehr deutlich sichtbar.
Veronika Aumaier MAS, MSc (Aumaier Consulting Training): Mein liebstes Teambuilding-Spiel ist das systemisches Sortieren. Es wirkt auf den unterschiedlichen Ebenen: individuell und System und ist eine schnelle, kleine, feine Intervention mit großer Wirkung: Sie klärte den individuellen Platz im Gesamtteam durch die jeweilige Seniorität und stellt emotionale Zugehörigkeit durch unterschiedliche Gemeinsamkeiten mit unterschiedlichen Teammitgliedern durch Kriterien wie bspw. Herkunft, Geschlecht, Ausbildung, Hobby, persönliche Vorlieben/Eigenschaften her. Das bringt ein tiefes gemeinsames Verstehen unter allen Individuen und eine Transparenz über Platz und Hierarchie im Gesamtteam.
Irina Simone Fischelmaier (HeartBeat): Das liebste Spiel ist immer das, das gerade am besten zum Thema, zum Prozess, zu den Menschen in der Gruppe passt, um Entwicklung zu fördern. Dennoch hat natürlich jeder Trainer seine „Lieblingsübungen“ – mir gefällt am besten, wenn wir aus bestehenden Übungen neue kreieren, die der Welt der Zielgruppe angepasst sind, z.B. „Seifenkisten“ bauen für die Teilnehmenden aus der Automobilbranche oder „Sendemasten“ entwickeln für die Telekommunikationsbranche. Meine persönlichen Highlight-Spiele sind nach wie vor das „Bürgermeister-Spiel“ und die „Onkel Willy“-Übung, weil dabei so herzhaft gelacht werden kann – und mit Humor entstehen oft die nachhaltigsten Erkenntnisse.
Michaela Baumgartner (GROUP AUSTRIA): Ich bevorzuge Übungen, die auch für ruhige Teammitglieder genauso angenehm wahrgenommen werden wie für extrovertierte Mitglieder. Das aber wiederum hängt stark von der Phase der einzelnen Gruppen ab. In der Regel entwickeln wir Übungen, die nicht offenkundig auf Teambuilding abzielen, um nicht durch eventuelle Erwartungsbilder abzulenken.
Mag. Katharina Heger (next level consulting): Ich arbeite gerne mit der Design Thinking Kiste, da ist alles drin, was man braucht, um komplexe Herausforderungen abstrakt dar zu stellen und besprechbar zu machen. Es ist für mich jedes Mal augenöffnend, wie schnell die Themen in die Lösung kommen, wenn es haptisch vor einem liegt. Die Teams entwickeln anhand dieser Prototypen ihre Challenges weiter oder gehen in die Bearbeitung von energiefressenden Konfliktthemen, die zuvor zu Stagnationen oder „dicke Luft“ führten.
Simon Michael Schelkshorn (Teamimpuls): Ich muss ehrlich sagen, dass ich im Moment liebend gerne auf Dominosteine zurückgreife. Einem Team 1000 Dominosteine zur Verfügung zu stellen, bringt auf zahlreichen Ebenen teamdynamische Prozesse an die Oberfläche. Es braucht für die Durchführung jedes einzelne Teammitglied, genaues Arbeiten ist von jedem im hohen Maße erforderlich, Schnittstellen müssen sauber geplant und umgesetzt werden und die Spannung, ob ihre gemeinsame Arbeit zum geplanten Erfolg führt, ist am Ende glasklar ersichtlich. Der Transfer lässt sich auf vielen verschiedenen Ebenen gestalten und trifft die aktuellen Themen der Teams immer sehr gut auf den Punkt.
Die Gesprächspartner
Veronika Aumaier MAS, MSc Aumaier Consulting Training GmbH Mag. (FH) Michaela Kreitmayer Hernstein Institut für Management und Leadership Corinna Ladinig, MBA CTC Academy OG Mag. Katharina Heger next level consulting Irina Simone Fischelmaier HeartBeat GmbH Eva-Maria Kraus NewView Michaela Baumgartner GROUP AUSTRIA – besser leben mit Bildung Simon Michael Schelkshorn Teamimpuls Mag. Peter Wiltsche il Aus- und Weiterbildung GmbH David Kupfer Wildniszone.at |
Ich danke den Interviewpartnern sowohl für ihre Geduld als auch ihre Expertise.