Kaum zu glauben, auch schwierige Zeiten haben ein (Jahres)ende! 2020 schien ganz besonders lang zu dauern und die ersehnte Erlösung ließ lange auf sich warten. Aber, diese Zeiten haben Potenzial, um daraus lehrreiche Lektionen zu ziehen. Sie laden dazu ein, intensiv zu reflektieren und das Erlebte zu sortieren!
Das lesen Sie hier:
Was gehört wohl ab sofort der Vergangenheit an und kehrt (hoffentlich) nicht wieder:
#1 Konsumauswüchse, die vor allem auf Kosten der Umwelt gehen
wie beispielsweise Billigstflugticketangebote um Euro 19,90 zwischen Hauptstädten im EU-Raum. Wird uns das verlangsamen? Physisch gesehen, ja – aber aufgrund der neuen virtuellen Welt, nein! Wir haben gelernt, dass Zoom & Co Zeit und Raum in einer Art und Weise überbrücken, an die wir uns erst gewöhnen mussten. Wie viele Alternativen warten noch auf uns, außerhalb unserer Konsum-Komfortzonen?
#2 fixe Bürozeiten,
die einen einheitlichen, gemeinsamen Arbeitsbeginn und ein daraus resultierendes gemeinsames Arbeitsende vorsehen und morgens und abends Verkehrsstau verursachen. Wir haben gelernt, an vielen Orten und Zeiten kurzfristig arbeitsbereit zu sein. Das macht uns arbeitsbereit unabhängig vom bisherigen Schreibtischarbeitsplatz.
#3 die Erwartung,
dass wir bis ans Ende aller Tage unser bisher gewohntes Leben samt den damit verbundenen Erwartungen unverändert in die Zukunft fortschreiben können. Wir haben gelernt, dass unser Umfeld tatsächlich VUKA (volatil, unsicher, komplex, ambig) ist und dass wir uns anpassen und auf völlig Neues einstellen können, auch wenn es uns über weite Strecken nicht leicht fällt.
Was ist gekommen, um zu bleiben?
Wenn wir 6-12 Monate ein neues Verhalten an den Tag legen müssen und ein „Zurück“ nicht möglich ist, dann wird es zur neuen Gewohnheit und zum erweiterten Selbstverständnis. Aus 2020 nehmen wir da vor allem nachfolgende neugewonnene Verhaltensweisen mit:
#1 HOMO (Home Office)
hat unser Arbeitsverhalten dauerhaft revolutioniert. Es ist gekommen, um zu bleiben. Auch wenn wir heute online Meetings und virtuelles Zusammentreffen in einem Übermaß genießen, werden wir zukünftig verstärkt die Wahl haben wollen, ob und wie oft wir ins Büro oder auf Dienstreise gehen. Ein Treffen im Netz ist eine neue Möglichkeit, die – nicht erzwungen – sondern frei gewählt, gerne genutzt werden wird. By the way – auch Wohnorte mit größerer Entfernung könnten dank 3:2 Präsenz/HOMO echte neue Chancen bieten. Das könnte beim War of Talent den Arbeitsmarkt beleben.
#2 Neue Enthaltsamkeit und nachhaltige Sparsamkeit.
Noch nie haben so viele ihre Schränke geleert und sich vom Besitzballast befreit. Shoppen im eigenen Kleiderschrank wurde zur alternativen, neuen Beschäftigung in der angeordneten Ausgangssperre. Nicht selten wurde man mit neuen Kombis oder Teilen, die unter Kleiderbergen verschüttet waren, fündig.
#3 Abstand halten und Hygienevorschriften.
Mundschutz, Händedesinfektionslotion, Kopfnicken und Augenkontakt statt Bussi links und Bussi rechts. Es werden sich neue Begrüßungszeremonien und -verhalten dauerhaft etablieren. Die privaten udn geschäftlichen Begrüßungsrituale sind variantenreicher geworden.
Was wird 2021 auf uns zukommen?
Das ist immer zum Jahreswechsel die spannende Frage. Und wie jedes Jahr, gibt es Voraussagen, deren Treffsicherheit wir erst in einem Jahr beurteilen können:
#1 New Work.
Unterschiedliche Arbeitsplätze wie Begegnungszonen und Lounges für den regen Austausch, silent Zones für konzentriertes Arbeiten, Telefonzellen für ungestörtes Telefonieren etc werden sich sukzessive in allen Branchen und Unternehmen verbreiten. Denn eines ist sicher, wenn die Büroräume nicht mindestens so schön und heimelig wie die eigenen vier Wände sind, dann kommt man noch ab und zu wegen der Arbeitskollegen ins Büro. Die Arbeitswelt wird notgedrungen wohnlicher werden!
#2 Eigenverantwortung und Selbstorganisation.
Die vielfachen Unterstützungen in der Krise über direktive Ansagen, Vorschriften, Kontrollen und finanzielle Absicherungen werden nach und nach versiegen. Die Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit treten an deren Stelle. Auf die Gesundheitsrisiken der Epidemie folgen wirtschaftliche Risiken. Auf sich selbst gestellt zu sein fordert Mut, Kreativität und Optimismus. Sie zu meistern lassen und wachsen und reifen. Sich eigenständig effektive Strukturen schaffen zu können, wird zur Schlüsselkompetenz. Denn wenn man im HOMO auf sich alleine gestellt ist, dann ist es entscheidet – für das eigene Wohlbefinden, für den Arbeitsbeitrag im Team und für ein reibungsloses Miteinander in der Familie – organisiert und strukturiert zu sein.
#3 Sinn für Gemeinschaft und Miteinander.
Alleingänge sind in unserer komplexen und vernetzten Welt nicht möglich. Nichts hat uns das bisher so drastische vor Augen geführt wie die weltweite Pandemie. Der zukünftige Schlüssel für Erfolg in allen Lebenslagen liegt im gemeinsamen Wachstum. Das ist die große Herausforderung, der wir uns zu stellen haben: im Netzwerk arbeiten, miteinander verbunden sein, gemeinsam etwas verwirklichen – im Einklang mit unserer Umwelt! Das haben wir vorrangig zu lernen.
Fazit
Daraus resultiert eine große, lohnend Aufgabe für Human Resources: die Entwicklung von Eigenverantwortung, Selbstorganisation und Gemeinschaftssinn zu fokussieren! Sind diese Kompetenzen erlernbar? Ja, aber auf nicht ganz einfache Art und Weise, denn sie brauchen das entsprechende Mindset, um sich im Verhalten zeigen zu können. Opferhaltung und Bequemlichkeit sind die negativen Schattenseiten. Gestaltungsfreude und Entwicklungsbereitschaft sind die positiven Antreiber. Sie zu entfachen und zu unterstützen braucht Zugang zu systemisch-lösungsorientierte Wissen und Kommunikationsmodelle wie sie in unterschiedlichen Schulungssettings und Coachingangeboten angeboten werden.
Good bye 2020 – Welcome 2021! Was geht – bleibt – kommt … in Human Resources