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Erfolg im BGM mit dem Blick über den Tellerrand

15Feb2021
5 min
Erfolg-BGM

HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Personen, die in einer Organisation für betriebliches Gesundheitsmanagement zuständig sind, haben in der Regel facheinschlägiges Vorwissen. Aber meistens nur von einer Säule des BGM. So kommt man aber auf Dauer nicht weiter.

 

 

Betriebliches Gesundheitsmanagement besteht bekanntlich aus drei großen Säulen

  1. ArbeitnehmerInnenschutz (Medizinisch, sicherheitstechnisch und psychologisch)
  2. Betriebliche Gesundheitsförderung
  3. Betriebliche Wiedereingliederung

Alle diese drei Säulen fußen auf sehr spezifischem Wissen.

Selbst innerhalb von einer Säule gibt es sehr unterschiedliche Themengebiete. Wer sich im ArbeitnehmerInnenschutz mit der Evaluierung psychischer Belastungen auskennt, weiß oft nichts von der Aufbewahrung von Chemikalien. Und wer bewegte Pausen organisiert, hat vielleicht keine Expertise über Wiedereingliederungsteilzeit.

Und das ist absolut in Ordnung! Es ist sogar gut, wenn man sich nicht für alle Themenfelder verantwortlich fühlt. Denn das wird in der Regel schief gehen.

Jedoch ist bemerkbar, dass die meisten Personen in BGM-Bereich sich sehr scher dabei tun, tatsächlich alle 3 Säulen zu organisieren oder zu vernetzen.

Aber wissen Sie, welchen 1. Schritt Sie unbedingt machen müssen, um tatsächlich erfolgreich zu sein in der betrieblichen Prävention? Nein?

Den Blick über den Tellerrand wagen!

Wenn Sie in der betrieblichen Prävention Erfolg haben wollen, brauchen Sie unbedingt einen Überblick über die unterschiedlichen Aspekte in eben dieser betrieblichen Prävention.

Wenn Sie in Ihrem Feld wirklich gut sind und das Vertrauen der Beschäftigten oder Kunden genießen, dann werden Sie wahrscheinlich auch immer wieder Ansprechperson sein für viele andere Themenbereiche im Arbeits- und Gesundheitsschutz.

Das heißt, Führungskräfte und Mitarbeitende kommen auch mit fachfremden Themen auf Sie zu, die gar nicht zu Ihrem Spezialgebiet gehören. Dann ist es ganz wichtig, dass Sie sich nicht davon einschüchtern lassen, sondern Ihre Fühler in alle Richtungen ausstrecken, um ein Gefühl für neue Themen zu bekommen. Dadurch können Sie eher auch andere Personen mit Fachexpertise (z.B. die Arbeitsmedizin oder Sicherheitsfachkraft) weiterempfehlen. Und Ihre Ansprechpartner werden Ihnen dafür dankbar sein!

Was ist mit „Blick über den Tellerrand“ nicht gemeint?

Ziel ist es nicht, zu glauben, Profi für alle möglichen Fragen sein zu müssen und alles wissen zu müssen. Ich habe selbst schon erlebt, dass Arbeitspsychologen nach einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen Empfehlungen abgegeben haben in Bereichen, die diese gar nicht einschätzen können. Man sollte sich hier an das Motto halten: „Schuster, bleib‘ bei Deinen Leisten!“

Ziel ist es, sich im eigenen Fachgebiet wirklich gut auszukennen. Man sollte über den Tellerrand blicken, um zu wissen, welche anderen Fachgebiete und welche anderen Profis es noch gibt. Aber das soll nicht bedeuten, dass man deren Job übernimmt. Sondern ganz im Gegenteil: Es ist wichtig, dadurch klarer zu erkennen, wo die eigenen Grenzen sind bzw. wo das eigene Fachgebiet ist.

Wenn man das Gefühl hat, überfordert zu sein bzw. eine Frage zu bekommen, die unangenehm ist, dann ist das ein klarer Hinweis darauf, dass das nicht das eigene Fachgebiet ist und es da andere, hilfreichere Spezialisten dafür gibt.

Warum ist der „Blick über den Tellerrand“ so wichtig?

Wenn man sehr lange in diesem Bereich tätig ist, dann wird man irgendwann betriebsblind und sieht dadurch nur noch sein eigenes Spezialgebiet. Es gibt dazu einen schönen Satz: „Wenn Du nur einen Hammer hast, dann ist für Dich jedes Problem ein Nagel.“ Und das sehe ich häufig in der betrieblichen Prävention: Leute, die diesen einen Hammer haben und für die daher alles ein Nagel ist und die glauben, dass es auch nur diesen einen Hammer gibt und daher finden, sie können jede Problematik mit diesem Hammer erschlagen.

Daher ist dieser 1. Schritt – zu schauen, welche anderen, angrenzenden Disziplinen es noch gibt und sich hier auch zu vernetzen – so wichtig. Denn gerade in der betrieblichen Prävention gibt es so viele verschiedene Disziplinen: Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit, Ergonomie, Brandschutz, Psychologie, Ernährung, Bewegung, Architektur, Schichtplanung, Suchtprävention etc.

Und all diese Themen haben weitere Unterthemen, auf die man sich spezialisieren kann:

Auch in der Arbeitspsychologie machen nicht alle das Gleiche. Manche haben sich auf das Thema der psychischen Belastungen spezialisiert, manche auf die Begleitung von Veränderungsprozessen, andere auf die Notfallpsychologie und wieder andere auf Burnout-Behandlungen, …

Und auch in der Arbeitssicherheit gibt es ganz unterschiedliche Schwerpunkte: Spezialisierungen auf Maschinensicherheit, elektromagnetische Strahlung, Chemikalien, Absturzsicherung, …

Es ist wichtig, sich klar zu machen, wie viele verschiedene Disziplinen es in der betrieblichen Prävention gibt. Damit man auch demütig bleibt und seine Grenzen kennt.

Vorteil vom „Blick über den Tellerrand“

Hier ist vor allem eine Sache zu nennen als Vorteil für die Verantwortlichen:

Es handelt sich um einen wichtigen Schritt, um Sicherheit zu bekommen und um sich klar zu machen: Was will ich / will unsere Abteilung aktuell anbieten? Was nicht?

Es gibt aber auch Vorteile für die Beschäftigten:

  1. Wenn man weiß, welche Disziplinen es noch gibt, dann kann man die Betriebe besser betreuen, weil man damit auch erkennt, was diese möglicherweise zusätzlich noch brauchen könnten. Damit kann man dem Unternehmen überhaupt erst die Augen öffnen, welche Themen und Herausforderungen noch existieren.
  2. Wenn man gut über den Tellerrand blickt, dann lernt man auch Experten kennen, auf die man verweisen kann oder deren Dienste man einkaufen kann.

Wie kann ich über den Tellerrand hinausblicken?

  1. Besuchen Sie regelmäßig größere Kongresse wie die A+A oder das Forum Prävention, also große Präventionskongresse, die sich nicht auf ein spezielles Thema fokussiert haben. Hier kommt man leichter in Kontakt mit anderen Themen, Dienstleistungen und Personen.
  2. Durch Online-Veranstaltungen kann man sehr leicht in andere Fachgebiete reinschnuppern. Schon in 30 – 60 Minuten bekommt man viel an Input aus anderen Fachgebieten. (Tipp: „Pioniere der Prävention“ – immer in der letzter Augustwoche)
  3. Auch Bücher sind hier gut geeignet. Beispielsweise decken Überblicksbücher ein großes Fachgebiet ab und man bekommt damit ein Gefühl dafür, was es denn alles gibt und kann Fachbegriffe kennenlernen.
  4. Interdisziplinäre Netzwerke sind großartig. Vor der Pandemie war ich beispielsweise selbst in einem Vor-Ort-Netzwerk mit Fachkräften für Arbeitssicherheit, in dem sich die Experten aus unterschiedlichen Bereichen bzw. Spezialgebieten einmal im Quartal zum Austausch und zu Vorträgen getroffen haben. Inzwischen habe ich eine Online-Akademie gegründet, nämlich die „Pioniere der Prävention“. Hier handelt es sich um ein interdisziplinäres & internationales Online-Netzwerk, wo es z.B. die Möglichkeit gibt an Stammtischen oder Webinaren teilzunehmen.

Ihr nächster Schritt

Wenn auch Sie über den Tellerrand blicken wollen, dann empfehle ich Folgendes:

Suchen Sie sich ein Thema aus der betrieblichen Prävention aus, von dem Sie noch überhaupt keine Ahnung haben oder welches Sie zumindest nicht perfekt beherrschen, z.B. Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit, Ergonomie, Brandschutz, Psychologie, Ernährung, Bewegung, Architektur, Schichtplanung, Suchtprävention etc.

Investieren Sie 15 Minuten und schauen Sie zu Ihrem gewählten Fachgebiet ein YouTube-Video oder hören Sie sich dazu eine Podcast-Episode an, um Ihren Blickwinkel zu erweitern und über den Tellerrand zu schauen.

Viel Freude dabei!

Erfolg im BGM mit dem Blick über den Tellerrand

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